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Morgens Hörsaal, abends Sportplatz

Wenn am Freitag die Olympischen Spiele beginnen, dann sind das Sommersemester und die anschließende Klausurphase an den allermeisten deutschen Hochschulen schon beendet. Zum Glück, sagen etliche Olympia-Teilnehmer. Denn viele der Athleten sind Studierende.

Von Armin Himmelrath | 05.08.2008
    Gute Planung - gute Planung ist alles, sagt Katharina Molitor. Die 24jährige, die als Speerwerferin für Deutschland zu den Olympischen Spielen fährt, lebt und trainiert in Leverkusen und studiert Geografie und Sport in Köln und Wuppertal. Drei Standorte, aber das sei eigentlich kein Problem, sagt Katharina. Man müsse den Alltag einfach nur ordentlich strukturieren.

    "Morgens aufstehen, die Bahn nehmen zur Uni, dann - je nachdem, wie lange man Uni hat - in der Uni was essen oder noch mal schnell nach Hause, was essen - und dann zum Training. Also, im Moment mach ich was weniger an der Uni, dadurch, dass ich halt nicht mehr Kurse machen konnte, aber ansonsten ist die Uni von den Stunden her schon ein bisschen mehr als das Training. Also, man trainiert so drei Stunden am Tag, und in der Uni ist man dann doch vier bis sechs Stunden oder so."

    Was die 24-jährige Leichtathletin hier ein bisschen herunterspielt, ist für studierende Spitzensportler in Wirklichkeit ein Dauerproblem. Sie müssen einerseits ihr Studienpensum absolvieren und dürfen in der Regel nur zwei Mal pro Semester bei einer Veranstaltung fehlen, andererseits müssen sie aber auch mit hohem zeitlichen Aufwand trainieren. Denn auch der Verein und die Trainer stellen Anforderungen - ein Trainingslager mit der Mannschaft kann man nicht einfach mal verschieben oder ausfallen lassen.

    "Ich hatte bis jetzt immer Glück. Also, es war schon mal, dass man halt einen Fehltermin mehr brauchte und hab dann aber mit den Dozenten gesprochen und die haben das dann eingesehen und auch so akzeptiert, wie es war. Und mit dem Trainingslager war es bisher immer so, dass mit meistens diese zwei Fehl-Termine, die man haben darf, ausgereicht haben, und dann halt zusätzlich die Ferien - dann passt das schon."

    Die Universität Wuppertal gehört zu den 84 Unis und Fachhochschulen, die sich nach einer Vereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund als "Partnerhochschulen des Spitzensports" bezeichnen dürfen. Für die Athleten bedeutet das: Sie zahlen hier für vier Semester keine Studiengebühren. Und sie können auf Verständnis hoffen, wenn es doch mal zu einer Terminkollision zwischen Klausuren und Wettkampf kommt. Michael Fahlenbock ist Sportdozent in Wuppertal, und schon allein wegen seines Fachs zeigt er naturgemäß viel Nachsicht mit seinen studierenden Spitzensportlern - meistens jedenfalls.

    "Empfindlich reagieren wir - also die Dozentenseite - wenn etwas kurzfristig angefragt wird, zwei Tage vor einer Trainingsmaßnahme: Ich bin aber jetzt zwei Wochen weg im Höhentrainingslager oder was. Das geht nicht. Das wollen wir auch nicht, denn im Grunde wollen wir ja mündige Athleten haben, handlungsfähige Athleten, und da gehört es eben dazu, dass man solche Sachen eben auch im Vorfeld eines Semesters dann entsprechend organisiert."

    Derzeit aber ist das nächste Semester noch ziemlich weit weg. Katharina Molitor hat Ende Juli noch ihre letzten Klausuren geschrieben und konzentriert sich jetzt voll auf die Wettkämpfe in Peking.

    "Ich freu mich natürlich! Erwarten? Also, ich hoffe, noch mal Bestleistung werfen zu können, und dann hoffe ich, dass das für's Finale reicht - und das wär schon ziemlich cool."

    Anders als einige seiner Studenten kann Michael Fahlenbock die olympischen Spiele nur am Fernseher verfolgen. Dabei aber, sagt er, sollte man ruhig mal ab und zu daran denken, welche Doppelbelastung manche Sportler zu bewältigen haben.

    "Ein Prozentsatz von 30, 40 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Peking werden Studierende sein. Und das spricht für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Peking, dass sie das eben organisiert bekommen, und das sollte auch allen Verantwortlichen in den Verbänden klar sein, wie wichtig die Rolle der Universitäten da auch ist."