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Mosambik
Unter der Last der Bestechlichkeit

In Mosambik werden Kohle, Öl und eine Reihe seltener Schwermetalle gefördert. Dieser Rohstoffreichtum könnte der Schlüssel zur Entwicklung des Landes sein. Noch lebt fast die Hälfte der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die Gründe sind vielfältig, einer davon ist die verbreitete Korruption.

Von Leonie March | 09.12.2013
    Der Wirtschaftsboom ist in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo unübersehbar. Überall wird gebaut, auf den frisch geteerten Straßen fahren nagelneue Autos, kaum ein Ladenlokal steht leer. Unübersehbar ist auch die große Kluft zwischen Arm und Reich; am Stadtrand wachsen die Slums. Nur eine Minderheit profitiere von den Rohstoffeinnahmen, betont der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Egidio Vaz:
    "In der Bevölkerung besteht Konsens darüber, dass eine kleine elitäre Gruppe den Reichtum unter sich aufteilt. Ihr unternehmerischer Erfolg ist an ihre politische Position gekoppelt. Zum Nachteil aller anderen."
    Viele kritisieren die mangelnde Transparenz der Verträge mit den Rohstoffkonzernen. Vetternwirtschaft und Korruption sind verbreitet. Im Wahrnehmungs-Index von Transparency International liegt Mosambik im unteren Drittel. Das ist nicht nur den Bürgern, sondern auch internationalen Gebern ein Dorn im Auge, deren Entwicklungshilfegelder fast die Hälfte des Staatshaushalts ausmachen. Deutschland hat deshalb den Löwenanteil seiner Budgethilfe an konkrete Fortschritte bei der guten Regierungsführung gekoppelt.
    Gleichzeitig berät die "Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit"; GIZ, den Rechnungshof, die oberste Kontrollbehörde. GIZ-Landesdirektor Lorenz Petersen:
    "Ziel war natürlich, die Transparenz öffentlicher Ausgaben zu erhöhen; und zwar die Qualität dieser Prüfungen, die damit verbunden sind zu erhöhen einerseits und natürlich auch die Anzahl der Prüfungen stark zu erhöhen. 2000 ging’s los und 2003 glaube ich 7 Prüfungen, mittlerweile sind es 600. Allein die Tatsache, dass 540 leitende Beamte Verfahren hatten, dass auch Minister zurücktreten mussten, das sind wirklich wirksame, sichtbare Zeichen dafür, dass sich was tut."
    Die Regierung hat sich schon vor mehreren Jahren zu einer Anti-Korruptions-Strategie bekannt. Die Gesetze sind verschärft worden. Der Rechnungshof hat mittlerweile weitgehende Rechte. Allerdings ist er, wie andere Behörden, die gegen die Korruption vorgehen sollen, personell und finanziell nicht besonders gut ausgestattet. Außerdem sei die Unabhängigkeit nicht immer gewährleistet, meinen Kritiker, der politische Einfluss sei groß. Lorenz Petersen zieht eine gemischte Bilanz:
    "Wir glauben, dass Mosambik im afrikanischen Vergleich ziemlich gut dasteht. International gibt es natürlich noch was zu tun: Weiterbildung der Leute, die für den Rechnungshof arbeiten, auch Ausbau personell. Damit man so ein Programm stemmen kann, das wirklich das tatsächlich einlöst, was wir uns vorstellen; nämlich wirklich Verlässlichkeit, Transparenz, Offenheit im Umgang mit öffentlichen Geldern."
    Von all jenem hängt nicht weniger ab, als die weitere Entwicklung des Landes. Mosambik braucht dringend Investitionen in Schulen, Krankenhäuser, Infrastruktur und mittelständische Unternehmen. Korruption und Misswirtschaft kann es sich nicht leisten.