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Motor imitiert Wippbewegung der Eltern
"Swaybe" schaukelt das Kind schon

In den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt ist Schlaf für Eltern Mangelware. Die Nerven liegen blank. Und auch wenn sich seinem Kind gerne permanent mit allem Sinne widmen möchte, manchmal brauchen auch die besten Eltern Unterstützung.

Von Sophia Wagner | 03.11.2016
    An der Wiege schaukelt Swaybe das Kind auch dann weiter, wenn die Eltern mal eine Schaukelpause brauchen.
    An der Wiege schaukelt Swaybe das Kind auch dann weiter, wenn die Eltern mal eine Schaukelpause brauchen. (Fraunhofer LBF)
    Als Roman Kraus zum ersten Mal Vater wird, steckt der Alltag auf einmal voller neuer Herausforderungen. Windeln wechseln, füttern und in den Schlaf schaukeln.
    "Beobachten Sie doch mal, wenn Sie im Restaurant sind andere Eltern, regelmäßig werden Sie sehen, dass irgendeiner die Hand am Kinderwagner hat um den Kinderwagen zu schaukeln. Das Baby schläft dann einfach besser. Wenn Sie aufhören zu Schaukeln wir das Kind regelmäßig wieder wach, fängt an zu schreien, dann fangen Sie wieder an zu Schaukeln."
    Auch der Sohn von Roman Kraus schläft am besten, wenn man ihn beständig wippt. Das muss doch einfacher gehen dachte sich Kraus, der als Wissenschaftler am Fraunhofer Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit in Darmstadt arbeitet.
    "Das Problem wollte ich lösen und beruflich beschäftige ich mich sowieso damit Schwingungen zu erzeugen, oder Schwingungen zu mindern also wieso nicht eins und eins zusammenbringen und eine Lösung für die Eltern schaffen, die Ihnen dabei hilft Ihre Kinder zu schaukeln."
    Elektrische Schaukelgeräte für Babys gibt es eigentlich schon, aber bisher schaukeln sie die Kinder in einer monotonen Geschwindigkeit. Babys sind aber an den Schaukelrhytmus der Eltern gewöhnt. Es reicht schon, dass die Großmutter kurz den Kinderwagen übernimmt und schon ist der Säugling wieder wach.
    Swaybe bietet flexible Montagemöglichkeiten, zum Beispiel am Griff vom Kinderwagen oder an den Streben einer Babywiege.
    Swaybe bietet flexible Montagemöglichkeiten, zum Beispiel am Griff vom Kinderwagen oder an den Streben einer Babywiege. (Fraunhofer LBF / Studio Wagner:Design)
    Die Idee für "Swaybe" ist geboren: ein Schaukelmotor der die Wippbewegungen der Eltern imitieren kann. In Heimarbeit konstruiert Roman Kraus den ersten Prototyp. Damals noch ein klobiges Gerät mit einem surrenden Motor.
    "Ja der erste Prototyp hat noch ein bisschen anders ausgesehen und den habe ich in Heimarbeit umgesetzt, genau. Mit einem Motor, mit einer Masse die an dem Motor befestigt war und durch die Rotation der Masse, durch diese Unwuchtkräfte konnte ich dann die Wiege zum schaukeln bringen"
    Die ersten Selbsttests verlaufen erfolgreich: Das Gerät zeichnet die Schaukelbewegungen von Roman Kraus auf und ahmt dann sein Bewegungsmuster nach. Sein Sohn, seine Frau und Roman Kraus selbst haben dank des Schaukelmotors wieder ruhiger Nächte.
    "Swaybe soll nicht stundenlang die Kinder schaukeln, sondern es soll den Eltern wenn sie mal eine Pause brauchen Unterstützung dabei geben das Kind weiter zu schaukeln"
    Crowdfunding-Campagne für die Produktion
    Überzeugt von seinem Produkt nimmt Kraus an einem Ideenwettbewerb des Fraunhofer Institutes teil und gewinnt. Von da an kann er die Labore und Geräte seines Arbeitgebers nutzen, um an der Marktreife des Schaukelmotors zu tüfteln.
    Heute ähnelt der automatische Kinderschwinger einem Babyfläschchen. Die Energieversorgung kommt über einen Akku. Dabei ist der Schaukelmotor besonders energie-effizient, denn er nutzt für seine Schwingungen die Resonanzfrequenz des gewippten Objekts.
    "Stellen sie sich mal vor sie sind auf dem Spielplatz, ihr Kind sitzt auf der Schaukel und sie bringen es zum Schaukeln. Das machen sie ganz automatisch in der Resonanzfrequenz der Schaukel. Ihr Kind das auf der Schaukel sitzt wiegt ja vielleicht schon 10 oder 15 Kilo, trotzdem können Sie es mit einer Leichtigkeit. Und diese Eigenschaft macht sich Swaybe zu Nutze an den Geräten, wo man Babies schaukeln kann."
    Als nächstes will Kraus die Montagemöglichkeiten verbessern. Im Dezember startet dann einer Crowdfunding Kampagne, um das Geld für die Produktion einzuwerben. Der Antrieb für die Weiterentwicklungen kommt auch dieses Mal wieder aus dem vollen Leben.
    "Ja unser zweites Kind ist auf dem Weg und ich bin hoch motiviert Swaybe voran zu bringen, sodass wir es dann auch selbst nutzen können."