Donnerstag, 28. März 2024

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Mount Everest
Sherpas streiken nach Lawinenunglück

Nepalesische Bergführer wollen nach eigenen Angaben in dieser Saison keine Expeditionen mehr begleiten. Nach dem Lawinenunglück am Mount Everest fordern sie höhere Unfallversicherungen und einen Hilfsfonds. Die Behörden versuchen zu verhandeln.

22.04.2014
    Ohne die nepalesischen Sherpas kann kaum ein ortsfremder Bergsteiger die Tour auf den Mount Everest, den höchsten Gipfel der Welt, schaffen. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal setzen die Bergführer nun die Regierung Nepals unter Druck. "Wir haben nach einer langen Sitzung beschlossen, zu Ehren unserer gestorbenen Brüder unsere Bergtouren einzustellen", sagte einer der Bergführer im Basislager der Nachrichtenagentur AFP.
    Ein weiterer Sherpa sowie ein US-Bergsteiger bestätigten die Angaben. Einige der Führer haben das Basislager demnach bereits verlassen. Die Sherpas fordern nach dem Lawinenunglück eine bessere Versorgung ihrer Familien bei Unfällen, höhere Versicherungen und neue Regeln, die Bergsteigerrechte festschreiben.
    Finanzielle Verluste durch ausbleibende Bergsteiger
    Ursprünglich hatten die Sherpas der Regierung ein Ultimatum bis kommenden Montag gestellt, um die Forderungen zu erfüllen. Behördenvertreter hatten sich bereits mit Bergführern getroffen, um zu verhandeln. Der Streik und damit ausbleibende Bergsteiger würden bei vielen Menschen in der Region zu Einkommenseinbußen führen.
    Der 67-jährige ehemalige Anwalt Ed Marzec, der ursprünglich als ältester US-Bürger den höchsten Berg der Welt besteigen wollte, sagte, es gehe den Bergführern nicht nur um Entschädigung: "Sie haben vielmehr das Gefühl, dass sie als eine Art Denkmal für alle, die umkamen, den Mount Everest für dieses Jahr stilllegen sollten." Marzac sagte seine Expedition ab, weil unter den Opfern auch ein Sherpa seines Teams war.
    Sherpas wurden im "Popcorn-Feld" verschüttet
    Am Mount Everest war es am vergangenen Freitag zum bislang schlimmsten Lawinenunglück gekommen. 13 nepalesische Berfgführer kamen in 5.800 Metern Höhe im sogenannten Popcorn-Feld ums Leben, für drei weitere Vermisste gibt es keine Hoffnung mehr, neun konnten gerettet werden. Die Sherpas wollten eine Route zum Gipfel vorbereiten, da Ende April in der Regel die Bergsteiger-Saison im Himalaya beginnt.
    Rettungskräfte bergen Überlebende des Unglücks am Mount Everest.
    Rettungskräfte bergen Überlebende des Unglücks am Mount Everest. (Picture Alliance / RSS / Buddhabir Rai)
    Der Mount Everest, das 8.848 Meter hohe "Dach der Welt", ist jedes Jahr Anlaufpunkt Hunderter Bergsteiger. Seit der Erstbesteigung durch den Neuseeländer Edmund Hillary und seinen Sherpa Tenzing Norgay im Jahr 1953 kamen bereits mehr als 300 Menschen an dem Berg ums Leben – die meisten von ihnen Sherpas.
    (tj/tgs)