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Münchens Arbeiterstrich
Die neuen Nomaden aus Südosteuropa

Weil sie in ihrer Heimat keine Arbeit finden, kommen viele Bulgaren nach Deutschland. Am Münchener Hauptbahnhof warten sie auf jemanden, der ihnen Arbeit gibt. Sie machen Jobs, die sonst keiner machen will, werden ausgenutzt und geprellt. Die Anwohner sind genervt, die Polizei überfordert - doch nun soll sich etwas ändern.

Von Ina Krauß | 17.08.2014
    "Genauso wie ein Bettler, weil ich bete um Arbeit"
    München am Hauptbahnhof. Er will seinen Namen nicht in der Öffentlichkeit preisgeben, denn er fürchtet, die Vergangenheit könnte einen Schatten auf sein neues Leben werfen. Vor nicht allzu langer Zeit stand er wie viele seiner Landsleute ganz in der Nähe von hier an der Straße und bot Tag für Tag seine Arbeitskraft an. Frisch aus Bulgarien, kannte er niemanden, sprach kein Wort Deutsch, hatte nur noch ein paar Cent in der Tasche und hätte für ein paar Euro so ziemlich jeden Job angenommen.
    "Ich stehe auf der Straße, ich kenne keinen, ich warte auf irgendeinen Unbekannten, dass er kommt, vielleicht kommt, vielleicht kommt nicht. Aber war sehr schlecht."
    Bulgaren und Rumänen dürfen sich seit dem EU-Beitritt beider Länder im Jahr 2007 frei in Europa bewegen. Arbeiten durften sie in Deutschland aber nur in Ausnahmefällen. So bildete sich in München ein illegaler Arbeitsmarkt, auf dem auch der junge Mann sein Glück versuchte.
    Inzwischen hat der 28-Jährige, wie so viele seiner Landsleute eine legale Beschäftigung gefunden. Er macht sogar eine Ausbildung in einem deutschen Unternehmen, in München ist er der erste ehemalige Tagelöhner, der das geschafft hat. Jetzt will der 28-Jährige zeigen, wo sein Leben in Deutschland begann, als er mit Anfang 20 seiner bulgarische Heimatstadt Pasardschik den Rücken kehrte.
    Menschen aller Hautfarben und Nationen sind auf den Beinen, viele sind vor Jahrzehnten aus der Türkei, dem Irak oder Nigeria gekommen und haben sich in der bayerischen Landeshauptstadt niedergelassen. Darunter mischen sich die Neuankömmlinge.
    Zwischen Gehsteig und Straße hocken ein paar Frauen in dunklen Kleidern auf den eisernen Absperrungen rund um einen Baum und diskutieren eifrig auf türkisch. Ein großgewachsener schlanker Mann steht einsam zwischen parkenden Autos und schaut auf die Straße, in der Hand hält er eine Plastiktüte, die graue Sommer-Jacke, die er trägt, wirkt abgetragen und ein wenig zu groß.
    Jeden Tag ein anderer Schlafplatz
    "Die, die da vorne saßen, die sind auch aus Bulgarien, aus Pasardschik. Der steht jetzt und wartet er. Jetzt da, viele halt zum Beispiel von der Polizei Kontrolle gehabt haben. Jeden Tag mehreres mal Polizeikontrollen vor den Geschäften, vor dem Laden, die weggeschickt worden sind, die schämen sich irgendwie dann halt."
    Savaz Tetik ist Sozialarbeiter der Arbeiterwohlfahrt. Oft kommt er an die Ecke, um nach den Tagelöhnern zu sehen und ihnen zu helfen, irgendwann eine legale Arbeit zu finden. Seine Muttersprache ist türkisch. Die Tagelöhner aus Bulgarien gehören zum größten Teil einer türkischsprachigen Minderheit an.
    "Führe ich solche Gespräche, dann frage ich wie geht's euch, wer ist krank, mobilisiere für unsere Deutschkurse, weil durch die Sprachbarriere sind eher in den bestimmten Auftraggeberkreisen, also in türkisch-, serbisch- oder russischsprechenden Kreisen bleiben, aber durch die Deutschkenntnisse können sie sich mal selber bewerben oder sich informieren lassen, wie bekomme ich einen Job."
    An der Ecke eines Hotels stehen zwei jung aussehende Männer in Jeans und Kapuzenjacken. Tatsächlich ist Mitko 36 Jahre alt. Seit sechs Uhr früh steht er hier und hofft auf einen Job.
    "Ich habe heute Nacht im Auto geschlafen, das ist nicht gut, aber seit 2007 ist das so, solange mache ich das schon. Ich hatte mal eine Wohnung, aber das Haus wurde abgerissen. Seit ungefähr einem Jahr bin ich obdachlos. Im Sommer geht das."
    Einmal hatte er auch einen Schlafplatz in einer Absteige für 150 Euro pro Matratze. Doch als es nicht gut lief mit der Arbeit, konnte er die Miete nicht bezahlen und verlor den Platz.
    "Leider finde ich keinen Schlafplatz, ob ich das Geld nun habe oder nicht. Es ist schlimm geworden, wenn die Deutschen hören, dass ich Bulgare bin, bekomme ich keinen Schlafplatz."
    Mitko ist relativ gut im Geschäft. Er packt überall an. Ob als Helfer bei Abbrucharbeiten, als Maler oder als Reinigungskraft; er ist sich für nichts zu schade.
    Viele arbeiten für drei Euro pro Stunde
    "Durchschnittlich finde ich an drei oder vier Tagen die Woche Arbeit. Manchmal habe ich auch ein paar Monate lang durchgehend einen Job. Ich habe ein gutes Netzwerk, da kann ich leichter was finden als andere. Aber es ist alles schwarz, das bringt auch nicht so viel. Ich würde gerne wie ein Deutscher arbeiten, also mit einem gesicherten Arbeitsplatz, sodass ich meine Familie hier herholen kann."
    Mitko ernährt mit seinen Gelegenheitsjobs seine Frau und zwei Töchter in Bulgarien. Nur zwei- oder dreimal mal im Jahr sieht er seine 12- und 15-jährigen Mädchen, vorausgesetzt er kann sich die Busfahrt in die Heimat leisten. Auch er stammt aus der bulgarischen Stadt Pasardschik. Weil er arbeitslos war, machte sich Mitko auf den Weg nach Deutschland – gleich im Jahr 2007, als Bulgarien der EU beitrat. Mitko landete ohne Arbeitsgenehmigung in der Schwarzarbeit, bietet seitdem Tag für Tag seine Muskelkraft auf Münchens Straßen an. Hier lernte er auch Sozialarbeiter Savaz Tetik kennen, der beim Interview übersetzt.
    "Ich arbeite nicht für Deutsche, sondern nur für Serben oder Türken. Für Acht, neun, zehn, zwölf Euro. Hier machen wir das aus, für sechs oder sieben Euro arbeite ich nicht."
    Ein Baustellenschild
    "Der Auftraggeber kommt und holt uns von hier ab." (picture alliance / dpa - Julian Stratenschulte)
    Das klingt selbstbewusst. Doch die Tagelöhner haben ansonsten wenig Einfluss auf ihre Arbeitgeber, viele verdienen nur 2,50 Euro oder 3,00 Euro in der Stunde, wenn überhaupt, berichtet der Münchner Zoll. Immer mehr Tagelöhner kommen an die Ecke. Krasimir hört zuerst schweigend zu, dann beginnt auch er zu reden. Der hochgewachsene 35-Jährige wartet bereits schon über eine Stunde auf ein Auto, das anhält und Arbeiter sucht.
    "Der Auftraggeber kommt und holt uns von hier ab. Ich bitte ihn, mir einen Vertrag zu geben, falls es mehr Arbeit gibt. Aber es kommt immer wieder die Antwort, dass das nicht gehe. Man brauche mich nur für eine Woche oder zehn Tage. Eine längerfristige Arbeit wäre super. Dann würde man seine Arbeitspapiere bekommen und man könnte regelmäßig arbeiten."
    Es beginnt, zu regnen. Krasimir hat nicht einmal eine Kopfbedeckung dabei. Er trägt wie die meisten hier an der Ecke nur leichte Turnschuhe, eine Jeans und eine dünne Sommerjacke. So schutzlos die Männer dem Wetter ausgeliefert sind, so schutzlos sind sie auch gegenüber ihren Arbeitgebern. Krasimir weiß oft nicht einmal, wo ihn das Auto hinbringt, in das er einsteigt.
    Ich kenne die Firmen nicht und weiß auch nichts über sie. Manchmal weiß ich nicht einmal, wo ich gearbeitet habe. In der Stadt kenne ich mich aus, aber außerhalb nicht. Es kommen Leute, die sagen sie brauchen fünf bis zehn Leute, sie holen dich mit dem Auto ab und bringen dich irgendwohin zum Arbeiten. Es muss alles schnell gehen, sodass man gar keine Straßennamen lesen kann. Nach der Arbeit schicken sie dich dann zur S-Bahn und sagen, dass du zum Hauptbahnhof zurückfahren sollst. Das ist alles."
    Viele werden ausgenutzt und geprellt
    Manche Arbeitgeber machen sich die Not und Unwissenheit der Arbeiter zunutze.
    "Ich habe mit meinem Bruder in einer Bäckerei gearbeitet. Wir haben vereinbart, dass wir zehn Stunden täglich arbeiten und sie uns Zigaretten und Essen geben. Wir sollten monatlich 800 Euro bekommen, allerdings ohne Arbeitspapiere. Wir arbeiteten von Mittag bis um 5 in der Früh. In Wirklichkeit es dann 13 oder 14 Stunden. Ich habe sieben mein Bruder hat acht Tage dort gearbeitet. Er hat uns am Ende 100 Euro pro Person gegeben und uns weggeschickt. Den Rest hat er uns nie gegeben und uns nie wieder angerufen. Er hat uns richtig übers Ohr gehauen."
    Simion und sein Bruder halten nun schon seit Tagen Ausschau nach dem Auto, das sie mitgenommen hat, um den Arbeitgeber zur Rede zu stellen. Die Handynummer, die er bekommen hat, hilft ihm nicht weiter. Am anderen Ende hebt niemand mehr ab.
    "Hier betrügen uns alle Menschen, auf die wir treffen. Sie sagen, sie geben uns unser Geld und verschwinden dann. Wir sind als Menschen hierher gekommen. Anstatt uns anständig arbeiten zu lassen, beuten sie uns nur aus. Was sind wir denn hier? Die Arbeitgeber wechseln jede Woche die Arbeiter, ohne sie zu bezahlen."
    Simion und sein Bruder kommen jedes Jahr zum Arbeiten nach München. Sobald jeder von ihnen 1500 Euro gespart haben, kehren sie in ihre bulgarische Heimat zurück und bleiben solange das Geld für sie und ihre Familien reicht. Auch der großgewachsene Krasimir hat Familie in Bulgarien, eine Frau und drei Kinder zwischen 12 und 18 Jahren. Um ihnen ein besseres Leben zu bieten, zieht der Vater wie ein Nomade quer durch Europa.
    "Als Wanderarbeiter war ich schon überall in Europa. Beispielsweise war ich bereits in Dänemark, Frankreich, Tschechien, Holland oder Belgien. Dort bleibt man dann so fünf Monate und zieht dann weiter. Am längsten war ich in Spanien. Nur in England und Amerika war ich noch nicht."
    Der Preis für die Wanderarbeit ist hoch. Die Tagelöhner schlafen wie Krasimir nachts im Park auf Kartons, in Autos oder mieten sich eine Matratze in einer Absteige. Dass sie meistens in Gruppen auftreten, diene dem eigenen Schutz, erklärt Krasimir.
    "Es bilden sich unterschiedliche Gruppen. In der Regel sind es 10 bis 15 Leute mit denen man gemeinsam rumhängt und auch nach geeigneten Schlafplätzen sucht. Meist spricht sich dann in der Gruppe herum, wo es eine Gelegenheit zum Übernachten geben könnte. Manchmal müssen wir lange suchen, bis wir einen geeigneten Platz gefunden haben. Das kann eine Wohnung aber auch vor eine Moschee sein. Es herrscht eine ständige Ungewissheit. Man schläft an dem Ort, den man für die Nacht auftreiben konnte."
    Ein neuer Problembezirk für München
    Das harte Leben ist vielen Tagelöhnern anzusehen. Tiefe Falten haben sich in manches von der Sonne gegerbte Gesicht gegraben.
    Ein untersetzter Mann ist zu der Gruppe gestoßen, die sich an der Ecke gebildet hat. Zuerst hört auch er nur zu, dann bricht aufgestaute Wut aus ihm heraus.
    "Die Polizei in München ist sehr hart. Sie schicken uns überall weg. Wir dürfen nirgendwo sein. In einer Stadt wie München kann es doch nicht sein, dass die Polizei dir nicht hilft und dich wegschickt. Was ist das für eine Stadt und was für ein Europa?"
    Zoll und Polizei kontrollieren die Ecke Goethe-/ Landwehrstraße regelmäßig. Thomas Meister vom Münchner Zoll betont, es gehe den Fahndern hauptsächlich darum, die Arbeitgeber zu erwischen.
    "Wir haben auch sogenannte verdeckte Maßnahmen, wo wir dann auf Arbeitgeber stoßen, die solche Personen beschäftigen, nicht anmelden, sich sozusagen unsozial verhalten - dadurch geht dem Staat sehr viel Geld durch die Lappen, und natürlich werden die Leute teilweise ausgebeutet."
    Doch die Kontrollen setzen nicht nur den Arbeitgebern, sondern auch den Tagelöhnern zu. Sie stehen unter enormem Druck. Janko will nicht wie ein Krimineller behandelt werden.
    "Ich verstehe die Polizei hier nicht. Sie sollen die Verbrecher und Prostituierten jagen und nicht so arme Leute wie uns. Was machen wir denn hier? Wir sind nur hier, um zu arbeiten. Die Polizeikontrollen machen das Leben hier sehr stressig. In Bulgarien gibt es sowas nicht. Wenn du zu uns als Gast oder Arbeiter kommst, wirst du bei uns nicht ständig kontrolliert. Hier werden immer wieder unsere Daten im Computer überprüft, als wären wir Kriminelle. Die machen das nur um uns zu schikanieren."
    Ein Sprecher der Münchner Polizei streitet ab, dass die Polizei gezielt gegen die Tagelöhner vorgehe, um sie zu vertreiben. Es gebe lediglich Personenkontrollen. Die Tagelöhner sind EU-Bürger und dürfen seit dem 1.1.2014 in Deutschland Arbeit suchen. "Die dürfen da stehen", sagt ein Polizeisprecher und betont: "Das sind ja keine Bösen."
    Geschäftsleute und Anwohner fühlen sich gestört
    Doch stören tun sie im Viertel so manchen. 30 Nationen leben und arbeiten hier zusammen.
    "Diese Mischung ist das ganz spezifische von unserem Viertel. Wir haben eine pfundige Mischung aus deutschen Betrieben, türkischen und asiatischen das geht hier Querbeet und man sieht es ja wenn man hier durchgeht, alle leben konstruktiv zusammen."
    Hotelier und Geschäftsmann Fritz Wickenhäuser auf der Goethestraße. Er hat den Verein "Südliches Bahnhofsviertel München" gegründet, um das besondere multikulturelle Flair des Viertels zu pflegen.
    Doch die bulgarischen Tagelöhner werden in den Augen der Geschäftsleute im Viertel immer mehr zum Problem. Sie stünden in großen Gruppen auf den Gehsteigen und blockierten die Passanten. Manchmal hielten sich zwischen 80 und 100 Personen dort auf. Es gebe Probleme mit der Hygiene im Viertel. Der Verein hätte die Tagelöhner gerne möglichst bald von der Straße, ohne sie zu vertreiben.
    "Die stehen auf der Straße, den ganzen Tag bei jedem Wetter und es wäre doch dringend erforderlich dass die eine Adresse bekommen. Einen Aufenthaltsraum hier in der Gegend, wo sie sich auch innen treffen können, wo sie Kontakte knüpfen können, wo sie betreut werden können und da würde ich die Lösung dieses Problems sehen."
    Einige Geschäftsleute an der Ecke Goethestraße/Landwehrstraße wollen darauf nicht warten. Sie haben vor kurzem einen privaten Security-Dienst engagiert, der die Tagelöhner von der Ecke vertreiben soll. In dunkler Uniform, die Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen, steht ein junger Mann breitbeinig und mit verschränkten Armen vor einem Hotel an der Ecke. Auch direkt gegenüber, vor der Geschäftsstelle des alteingesessenen Vereins Theatergemeinde werden die Tagelöhner von dem Wachmann aufgefordert, weiterzugehen. Michael Grill, der Geschäftsführer des Kulturvereins verteidigt die Sicherheitsmaßnahme.
    "Es war im Grunde eine Art Hilfeschrei, der auch an die Stadt gerichtet ist, der einfach auch sagt, es kann doch nicht sein, liebe Leute, dass in der sichersten Großstadt der Welt, so bezeichnet sich München ja gerne, sich Anwohner nur noch mit einem Sicherheitsdienst zu helfen wissen."
    Michael Grill führt mit der Theatergemeinde einen Verein mit rund 1000 Mitgliedern, er fürchtet vor allem um seine ältere Kundschaft.
    Initiativen zur Hilfe der Tagelöhner
    "Seit einiger Zeit sagen uns die Leute, da komme ich nicht mehr her, ich wühle mich doch nicht durch ein Rudel von Leuten, die ein ganz anderes Anliegen haben und das ist dann eine Situation wo uns die Leute weggehen."
    Es ist die schlichte Präsenz der Tagelöhner, die die Kundschaft zu stören scheint. Denn sie tun den ganzen Tag nichts anderes, als in Gruppen auf dem Gehsteig zu stehen. Die Kriminalität im Viertel sei nicht gestiegen, sagt die Polizei. Es ist wohl die offensichtliche Armut der Tagelöhner, die die Geschäfte im Viertel stört. Es ist stark geprägt vom türkischen Mittelstand. Ömer Kinaci betreibt wenige Schritte vom sogenannten Arbeiterstrich entfernt ein Juweliergeschäft.
    "Also wenn diese Leute sich jetzt irgendwo anders in München aufhalten, auch in dieser Menge und diesem Zustand, dann würde die Polizei anders reagieren als vielleicht für diese Ecke, also wenn das neben dem Schwabinger Krankenhaus wäre – machtlos wären sie nicht. Es muss eine Lösung geben."
    Die Stadt München hat zuletzt das Beratungsangebot für die Tagelöhner ausgeweitet. Sozialarbeiter Savaz Tetik vom Informationszentrum Migration und Arbeit hofft nun zusammen mit seinen Kolleginnen auf einen Aufenthaltsraum für die bulgarischen und rumänischen Arbeiter in der Nähe der Ecke Landwehr/Goethestraße. Im September will der Stadtrat darüber entscheiden. Savaz Tetik hofft, die Tagelöhner damit leichter in Deutschkurse oder eine legale Arbeit vermitteln zu können. In rund 150 Fällen ist das bereits gelungen.
    Einer davon ist der junge Mann im Münchner Hauptbahnhof. Er konnte einen vom Jobcenter geförderten Deutschkurs besuchen und danach eine Ausbildung als Mechatroniker anfangen. Einfach war es nicht.
    "Ich hatte das Gefühl dass ich diskriminiert war. Es war so. Aber unsere Schuld ist nur, dass wir halt in Bulgarien geboren sind. Das heißt nicht, wenn wir Ausländer sind, wir kommen nur um zu betrügen oder nur vom Staat zu leben und so weiter."
    Bald schließt er sein erstes Lehrjahr erfolgreich ab. Später will er seinen Meister machen. Savaz Tetik hat dem jungen Familienvater viel geholfen bis er schließlich einen Ausbildungsplatz fand.
    "Es gibt keinen anderen Weg, wir müssen diesen Weg gehen, es ist schwierig, es ist steinig aber wie sie sehen, das schaffen wir auch."
    Der junge Mann will nicht vergessen, woher er kommt. Oft geht nach der Arbeit oder der Berufsschule auf die Goethestraße, um seinen Landsleuten zu helfen.
    "Ich erinnere mich an die Tage wo ich da auch gestanden bin und es mir peinlich war, dass ich um Arbeit gebeten habe. Da erinnere ich mich an die Zeiten, aber trotzdem will ich die nicht vergessen."