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Der neue Weg des MDR

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) plant einen kompletten Umbau des Senders. Grund: Die Medienwelt hat sich in den letzten Jahren stark verändert; das digitale Angebot hat an Bedeutung gewonnen und soll stärker mit dem klassischen Hörfunk oder Fernsehen verknüpft werden.

26.07.2014
    Nach der gescheiterten Wahl eines neuen Intendanten ist der MDR wieder im Gespräch.
    Nach der gescheiterten Wahl eines neuen Intendanten ist der MDR wieder im Gespräch. (picture alliance / dpa / Arno Burgi)
    "Wir schreiben ein Stück MDR-Geschichte", verkündet Intendantin Karola Wille in einem aktuellen internen Schreiben an ihre Mitarbeiter. Schon vor gut zweieinhalb Jahren, kurz nach ihrem Amtsantritt, hatte Wille das Projekt MDR 2017 ins Leben gerufen. Nun sind die ersten konkreten Schritte gefolgt: Das Direktorium des MDR hat nämlich in seiner letzten Sitzung eine wichtige Entscheidung getroffen: Die Struktur der Anstalt soll sich zukünftig an Inhalten orientieren und nicht wie bisher an einzelnen Ausspielwegen, wie Fernsehen oder Hörfunk. Für drei wichtige Ressorts wurden jetzt die Weichen gestellt, sagt Walter Kehr.
    "Wir werden die priorisierten Inhaltsbereiche, das sind zum Beispiel Nachrichten und Hintergrund, aber auch die Kulturberichterstattung sowie Servicebereiche, wie Bildung, Ratgeber, Service bishin zur Medienkompetenz. Die werden wir priorisiert vorantreiben und gehen davon aus, dass wir in einem Jahr fertige abgestimmte Planungen auf dem Tisch liegen haben, wie sich der Anspruch der MDR Vision 2017 tatsächlich auch mit den vorhandenen Mitteln realisieren lässt."
    Grundlegende Neuerung steht fest
    Erst der Inhalt, dann die Formate - diese grundlegende Neuerung steht also fest. Aber wie die neue Struktur konkret aussehen soll, ist derzeit noch unklar. Zukünftig müssen dafür trimediale Redaktionen aus Hörfunk, Fernsehen und Webangeboten gegründet werden. Auch die Mitarbeiter werden sich neu in den beiden Hauptstandorten in Leipzig und Halle finden müssen. Für Medienwissenschaftler Rüdiger Steinmetz ist dieser Schritt notwendig und hat damit auch eine Vorbildfunktion für andere große ARD-Anstalten.
    "Insofern bedeutet das für einen solchen Tanker, wie diese Rundfunkanstalt es ist, einen riesigen Umsteuerungsprozess und einen sehr mutigen Schritt, das zu tun. Und für die öffentlich-rechtlichen Anstalten einen längst notwendigen Schritt. Kleinere Anstalten, wie Radio Bremen, haben das ja schon vorgemacht."
    Die Umstrukturierung wird alle Bereiche des MDR treffen, auch die autarken Landesfunkhäuser. Damit ist sie eine der größten Herausforderungen in der Sendergeschichte. MDR-Sprecher Walter Kehl ist sich aber trotzdem sicher, dass sich die Strukturreform nicht aufhalten lässt.
    "Steckenbleiben kann man immer. Das Risiko geht man ein, weil Sie es mit wirklich sehr komplexen Vorgängen zu tun haben. Die Ressourcen die uns zur Verfügung stehen werden, soweit das heute absehbar ist, bedauerlicherweise nicht wesentlich umfangreicher werden. Das Ziel selbst den MDR konvergent auszurichten bleibt im Blick der Weg dorthin ist nicht umkehrbar. Genau so wenig wie es denkbar ist, dass sich das Nutzerverhalten umkehrt."
    Gegenwind aus politischer Richtung?
    Aber auch aus politischer Richtung könnte es noch Gegenwind geben. Die drei beteiligten Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt werden darauf drängen, ihren Anteil bei den MDR-Standorten zu behalten. Für Rüdiger Steinmetz wird das noch zu Konflikten führen.
    "Da werden sich in den einzelnen Bundesländern dann an kleinen Geschichten, welche Redaktion, welche Funkhausausrichtung bleibt in meinem Land oder muss in ein anderes Bundesland gehen. Da werden sich die Länder noch füglich darüber streiten. Aber wenn sie denn wollen, dass sie eine moderne in die Zukunft gerichtete öffentlich-rechtliche Anstalt in ihren drei Ländern haben, dann müssen sie diese Probleme hinten anstellen und dann muss man dann mit den Problemen umgehen."
    Der Zuhörer, Zuschauer und Nutzer des MDR wird erst einmal wenig von den Veränderungen im Haus mitbekommen. Doch für Walter Kehr steht er am Ende im Mittelpunkt.
    "Er wird merken, das sage ich ohne Ironie, dass die schöne neue Medienwelt ihm einen Freiraum bietet, den er früher nicht kennen konnte. Dass er tatsächlich wann er will, wo er will und wie er will Medien nutzen kann."