Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Museum in Dharavi
Design im Slum

Dharavi gilt als größter Slum in Asien. In dem Elendsquartier mitten in Mumbai leben rund eine Million Einwohner in tiefer Armut. Der Slum bot auch die Kulisse für den oskarprämierten Film "Slumdog Millionaire". Mit einem mobilen Museum will ein Stadtplaner nun die kreative Energie des Stadtteils sichtbar machen.

Von Udo Schmidt | 30.05.2016
    Ein Blick auf das Design Museum im Slum von Dharavi in Mumbai.
    Das mobile Museum in Dharavi zeigt Design-Stücke der im Slum arbeitenden Handwerker. (picture alliance / dpa /EPA/ Divyakant Solanki)
    Dharavi, eine Stadt in der Stadt, mitten in Mumbai – der größte Slum Asiens. Es gibt Straßen, Läden, Steinhäuser, manche sogar mit zwei Stockwerken – und es gibt tiefe Armut, Hütten aus Holz und Wellblech, die keinen Raum für Hoffnung lassen. Rund eine Million Menschen leben in Dharavi, die Zahl ist geschätzt, genau gezählt hat sie niemand.
    Urmila ist 50, Witwe, ihr Mann ist bereits vor Jahren gestorben. Sie ist im Haus ihrer Schwiegermutter untergekommen, vier schlichte Wände, ein Dach, unter dem sich mehrere Generationen drängen.
    "Ich bin vor 35 Jahren hierhergekommen, damals, als ich geheiratet habe. Mein Mann lebte mit seinen Eltern bereits hier. Damals war es gut."
    Nun gehört Urmila nichts mehr, nicht einmal das armselige Haus, vor dem sie steht, eine Enkelin auf dem Arm:
    "Ich würde so gerne irgendetwas Eigenes besitzen. Daran, Dharavi vielleicht einmal zu verlassen, kann ich gar nicht denken. Das kann ich mir niemals leisten."
    Die eigenen Fähigkeiten schätzen lernen
    Wer in Dharavi lebt, zahlt Mieten von 2.000 oder 3.000 Rupien, knapp 30 bis 40 Euro und verdient zwischen 50 und 100 Euro umgerechnet. Es gibt keinen Spielraum für die meisten hier. Aber es gibt gute Nachbarschaft, Kreativität, auch Entwicklung – meint Rahul, der sein Stadtplanungsbüro am Rande Dharavis eröffnet hat. Rahul hat ein Mobiles Slum Museum erdacht:
    "Es ist nur ein Handkarren, auf dem Dinge ausgestellt sind, die Handwerker und Künstler in Dharavi hergestellt haben. Damit ziehen wir durch die Nachbarschaften. Als Nächstes wollen wir kleine Ausstellungen in Häusern hier eröffnen, vielleicht auf den Dächern."
    Die Menschen in Dharavi sollen lernen, auf ihre eigenen Fähigkeiten stolz zu sein, sagt Rahul. Und es gebe schließlich Verbesserungen – viele neue Schulen etwa, zum Teil auf Initiative der Bewohner eröffnet.
    "Dharavi hat viele Schulen, die erste wurde 1924 eröffnet. Die Bewohner wussten damals schon, wie wichtig Bildung ist, um sich sozial zu verbessern. Mittlerweile gibt es große Schulen hier."
    Schlechte Schulen allerdings, von der Stadtregierung Mumbais vergessen, entgegnet der 19-jährige Ahmad, der die Schule nach der siebten Klasse verlassen hat:
    "Der Lehrer war überhaupt nur dreimal in der Woche da, und dann hat er uns eine Aufgabe gestellt und ist wieder gegangen."
    Dharavi, eine Million Menschen mitten in Mumbai, die von der Stadt und der indischen Regierung immer wieder gerne übersehen werden. Eine Million Menschen, denen Verbesserungen versprochen werden, neue Straßen und Wege etwa, die dann nicht eintreten.