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Musical "Mandela Trilogy"
Ein Leben randvoll mit Konflikten und Intrigen

Die Südafrikaner erinnern sich an Nelson Mandela als lebensfrohen Freiheitskämpfer. Und das auch in der Kultur. Aktuelles Beispiel ist ein Musical, das Nelson Mandelas Leben in zweieinhalb Stunden Tanztheater mit Musik packt. In München ist die Produktion bis zum 15. Juni zu sehen.

Von Sammy Khamis | 05.06.2014
    Im mit Menschen gefüllten Fußballstadion von Johannesburg hängt ein Mandela-Plakat
    In Südafrika wird Nelson Mandela nicht betrauert, sondern gefeiert. (ODD ANDERSEN / AFP)
    Das Musical "Mandela Trilogy" im deutschen Theater in München beginnt erzählerisch: In einer Gefängniszelle denkt Nelson Mandela über ein Angebot nach: Er darf zurück in sein Heimatdorf, wenn, ja wenn er sich nie wieder politisch äußert. Mandela, damals bereits seit über zehn Jahren in Haft, denkt sehnsüchtig an seine Kindheit.
    Mandela denkt an seine Kinderjahre im afrikanischen Busch. Auf die Bühne gebracht vom Ensemble der Cape Town Opera. Es ist der typisch südafrikanische Teil des Musicals: Englisch - die eigentliche Sprache des Stücks - wechselt sich mit der südafrikanischen Sprache Xhosa ab, die Requisite wechselt in die Folklore. Die Schauspieler tragen afrikanische Stoffe und schlagen mit Holzstäben auf alles, was auf der Bühne einen Klang hergibt.
    Autor der Trilogie und Direktor der Cape Town Opera, Michael Williams zum Aufbau des Stücks: "Man geht nicht ins Theater um sich eine Dokumentation anzusehen. Im Gegenteil. Man will unterhalten werden. Der Soundtrack zu Nelson Mandelas Leben ist so unterhaltsam. Der Rhythmus, die wunderbaren Melodien aus seinem Heimatdorf, der Jazz und Blues der 1950er-Jahre und die opernhafte Stille der Gefängniszeit - das ist wie gemacht für Musical. Mehr noch. Das Leben Nelson Mandelas ist so reich an Geschichten, dass wir den Zuschauern auch noch den ein oder anderen Aspekt davon erzählen können, den sie noch nicht kannten."
    So wechseln auch die Stimmungen der Aufführung: Jeder Lebensabschnitt Nelson Mandelas bekommt ein eigenes Soundbett, umgesetzt von den Musikern des Münchener Symphonie Orchesters.
    Drei Mandela Darsteller drücken diesen Sounddesigns ihren Stempel auf. Ein jugendlicher, ein vom Gefängnis gezeichneter, und ein Mandela im besten Alter. Den stellt Aubrey Poo dar.
    In Südafrika verstehen die Leute einige Nuancen und biografische Spitzfindigkeiten sofort, die ein Europäer nicht sofort mit der politischen Überfigur Mandela verbindet, meint Aubrey Poo und hat auch gleich ein Beispiel parat. Nelson Mandela war ein Weiberheld, so Aubrey Poo. In einer Szene flirtet er zum Beispiel mit einer Sängerin - und auf einmal steht seine Ehefrau im Türrahmen.
    Die Idee ein Stück über Nelson Mandela zu machen, trug der Komponist Michael Williams Jahre lang mit sich herum. Als die Fußball WM 2010 vor der Tür stand, nahm er Stift und Papier zur Hand, um der Welt zu zeigen: Südafrika ist mehr als Rasensport und Townships. Die "Mandela Trilogy" war bereits bei der Uraufführung in Kapstadt ein großer Erfolg. Danach tourte sie vier Jahre lang durchs Land. Die Zuschauer feierten das Stück und ihren Volkshelden Mandela.
    Autor und Komponist Michael Williams: "Das Leben Nelson Mandelas ist randvoll mit Konflikten und Intrigen. Das macht jedes gute Drama und jedes gute Musical aus. Dazu kommt selbstverständlich, dass Mandela von so großer Bedeutung für die ganze Welt ist. Mir war es deshalb wichtig, etwas auf die Bühne zu bringen, das die Welt daran erinnert, wofür Mandela stand."
    Die Geschichte des charismatischen Politikers, der lieber sein Leben und seine Freiheit, als seine Überzeugung aufgeben wollte, verspricht auch auf diesem Kontinent ein Erfolg zu werden. Ein Drehbuch, vom Leben geschrieben.
    Nach zweieinhalb Musicalstunden darf Nelson Mandela – mit leicht ergrauten Haaren und dem Barriton von Darsteller Aubrey Lodewyk – seine berühmte Rede am Grand Parade Platz in Kapstadt halten.
    Mandela hat das Gefängnis nach 10.000 Tagen in Gefangenschaft verlassen und spricht zu den Massen. Die Rede ist weltberühmt.
    Eigentlich könnte sich das Musical nun den politischen Errungenschaften Mandelas annehmen. Dem Ende der Apartheid, seiner Präsidentschaft ab 1994 oder den Grabenkämpfen um seine Nachfolge. Aber es ist eben keine Dokumentation, sondern ein Musical. Deshalb wird auch am Schluss: getanzt und gesungen.