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Musik
Neues Album von Henrik Freischlader: "Night Train To Budapest"

Henrik Freischlader gilt als einer der herausragenden deutschen Gitarristen. Er hat als Bluesmusiker begonnen, doch sein neues Album "Night Train To Budapest" ist deutlich im Rock verhaftet.

Von Tim Hannes Schauen | 23.11.2013
    "Meine neue Platte heißt ‚Night Train To Budapest‘. Ich bin öfters mal mit dem Nachtzug nach Budapest gefahren, weil ich da schon zum zweiten Mal bei der Gary Moore-Memorial Night zu Gast war, sozusagen, dann für unsere diversen eigenen Konzerte und auch so, weil man da dann Freunde gefunden hat und die Stadt wunderschön ist. Und so in dieser sehr intimen, romantischen Atmosphäre, in dieser kleinen Schlafkabine kamen ein paar Ideen. Und zusammenfassend für die neuesten, die sich auf der Platte finden, habe ich den Titel gewählt."
    Henrik Freischlader ist viel unterwegs - und Chef seines eigenen Plattenlabels Cable Car Records. Er hat die kanadische Sängerin Layla Zoe und den Osnabrücker Soul singenden Saxofonisten Tommy Schneller unter Vertrag. Da blieb zuletzt wenig Zeit für eigenes neues Material. Seit dem Sommer hatte er Ideen mit seinem Handy aufgenommen, und doch suchte er im Wuppertaler Carousel Studio anfangs nach seinem Konzept.
    "Ich kann ja gar keine Noten lesen, deswegen ist es bei mir eigentlich immer ein Ausprobieren, also ins Studio gehen, ein Schlagzeug aufnehmen, eine Basslinie dazu spielen, dann die Gitarre, dann mal gucken, was könnte da eine Strophe sein, hier ist ein ganz schöner Part, der würde auch in die Nummer noch passen, dann so ein bisschen mischen, paar Schnipsel aufnehmen, gucken, was passt zusammen, was ist schön, was hört man sich selber gerne an. Und dann diese Musikschnipsel zusammenfügen und gucken, dass man da was ausarbeitet. Was dann immer das Schwierigste ist. Also Ideen sammeln ist meistens einfacher."
    Kein Konzept, aber große musikalische Fähigkeiten
    Freischlader gilt als einer der herausragenden deutschen Gitarristen, hat als Blueser begonnen, seine Liebe zum Blues und Bluesgitarren wird Bestand haben. Doch "Night Train To Budapest" ist ein deutlich dem Rock verhaftetes Album. Das hat mit dem Songmaterial zu tun, den Riffs und Fragmenten, die sich in seinem Handy angesammelt haben, sagt der 31-Jährige:
    "Und dann geht man ins Studio, merkt: Ach: DAS Album willst du machen, so was, das musst du dafür machen, und das könntest du dir darunter vorstellen und da muss noch irgendwas hin, dann verliert man schon wieder ein paar Tage und dann dauert es doch alles manchmal länger, als man denkt, kann aber auch genauso sein, dass sie kürzer dauern. Aber man weiß es halt nie vorher."
    Zwar kein Konzept, aber doch große musikalische Fähigkeiten. Henrik Freischlader spielt auf diesem Album wieder alle Instrumente, also Schlagzeug, Bass und die Gitarren selbst - nur die Orgel-Aufgaben hat er an den Kollegen Moritz Fuhrhop delegiert, der seit Jahren zu seiner Liveband gehört. Die elf Stücke zeigen sich komplex und kräftig, modern und musikalisch ausgefuchst. Oder auch mal breitbeinig riffrockend, wie im Song "Gimme All You Got". Aber auch balladeske Stücke sind vertreten.
    So gut er auch spielt: Man tut dem Wuppertal Multiinstrumentalisten Unrecht, wenn man ihn nur auf die Bluesgitarre reduziert. Freischlader selbst kümmert sich wenig um eventuelle Erwartungen an ihn. Auch das war Grund, weshalb er vor Jahren den bestehenden Plattenvertrag gekündigt hat und sein eigenes Label gründete. Der strapazierte Terminus von der künstlerischen Freiheit - auch in Wuppertal ist er gültig. "Man möchte ja nicht irgendwie den Markt befriedigen, sondern man möchte ja als Künstler ein Album machen, und gucken, ob der Markt das auch gut findet."
    An der Kapazitätsgrenze
    Der Markt wird also jetzt das neue Album von Freischlader aufnehmen. So oder so. Doch während andere den Markt nach einer Veröffentlichung beobachten, ist Freischlader schon wieder im Studio und bereitet die Aufnahmen für Tommy Schnellers nächste Platte vor.
    "Ich komme schon auf jeden Fall an Kapazitätsgrenzen und es schon viel Arbeit, aber planen kann man es nicht. Man lernt wieder einen tollen Musiker oder eine tolle Musikerin kennen, in Italien oder was weiß ich wo, auf auf irgendeinem Festival, kommt ins Gespräch und merkt: hat noch keine Platte, möchte gerne eine machen, weiß nicht wie. So wie bei mir früher auch, ist schon schwierig für jemanden, der Musik machen möchte und seiner Musik Gehör verschaffen möchte, dann die richtigen Leute zu finden, mit denen er zusammenarbeiten kann."
    Anfang März kommenden Jahres wird der Vollbartträger aus dem Wupper-Valley dann mit Band und neuem Album auf Tour gehen. Dann dreht sich die Musikmühle weiter.
    "Ja, wie sagt man das am besten? Reich wird man damit auf keinen Fall! Ist eher ein kleines überschaubares Vollkornbrot mit fünf Scheiben, was man durchaus innerhalb von einer Woche aufgebraucht hat und dann müsste man sich ein neues kaufen. Reich wird man damit auf keinen Fall."