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Musik und Fragen zur Person
Die Agrarwissenschaftlerin Ulrike Weiler

In ihrem Buch "Fleisch essen? Eine Aufklärung" untersucht die Agrarwissenschaftlerin Ulrike Weiler Fakten und Vorurteile zum Fleischkonsum und erläutert die Konflikte zwischen Tier-, Umwelt- und Verbraucherschutz. Unter anderem möchte Weiler mit dem Mythos "Mageres Fleisch gleich gutes Fleisch" aufräumen.

Im Gespräch mit Michael Langer | 17.09.2017
    Portrait Ulrike Weiler
    Die Agrarwissenschaftlerin Ulrike Weiler fordert die Verbraucher beim Fleischkauf zum Umdenken auf. Die meisten hätten keine Ahnung von Qualität. (Ulrike Weiler)
    Ulrike Weiler ist Professorin an der Universität Hohenheim, wo sie im Fachgebiet Verhaltensphysiologie landwirtschaftlicher Nutztiere forscht und lehrt. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten zählt der Stoffwechsel beim Haus- und Wildschwein.
    In den "Zwischentönen" forderte Weiler die Verbraucher beim Fleischkauf zum Umdenken auf. Die meisten hätten keine Ahnung von Qualität. Ihnen sei über Jahrzehnte von Ernährungswissenschaftlern eingetrichtert worden, dass Fett schlecht sei. Das sei aber falsch.
    "Fleisch mit Fett ist das bessere Fleisch"
    Verbraucher griffen beim Einkauf aufgrund der Fleischfarbe oft gezielt zu schlechterer Qualität, sagte Weiler. Helles Fleisch werde bevorzugt, in der falschen Annahme, dass dies das bessere sei. Doch beim Schweinefleisch ist die helle Farbe der Expertin zufolge oft ein Hinweis auf Fehlreifung. Weiler führte aus, sie empfehle ihren Studenten immer etwas provokativ, Fleisch im Supermarkt erst kurz vor Ladenschluss zu kaufen. Denn dann hätten sämtliche Hausmänner und Hausfrauen bereits das helle, magere Fleisch rausgesucht. "Und was überbleibt, ist dunkel und fett und das ist vom Genusswert her das deutlich bessere Fleisch."
    Kalbfleisch-Dilemma
    Beim Kalbfleisch weise die vom Verbraucher favorisierte helle Färbung auf eine wenig artgerechte Tierhaltung und damit auch auf eine schlechtere Produktqualität hin. Die Kälber bekämen zu wenig Gras. Zudem werde versucht, die Bildung des Muskelfarbstoffs durch intensive Milchfütterung zu verzögern. Weiler sprach von einem Dilemma. So sei die Mutterkuh-Haltung beispielsweise absolut tiergerecht. Nehme man jedoch dieses Verfahren als Produktionsbasis, habe man am Ende dunkelrosa Kalbfleisch, das am Markt nicht gewünscht sei.
    Die komplette Originalfassung der Sendung steht Ihnen sieben Tage zur Verfügung, die Podcast-Fassung zum Herunterladen - mit ausgeblendeter Musik - sechs Monate lang.