Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Apnoe-Taucherin Anna von Boetticher
"Dieses Gefühl, atmen zu wollen, können wir ignorieren"

Vor zehn Jahren begann Anna von Boetticher mit dem Freitauchen - einer Sportart, die viele als waghalsig oder gar wahnsinnig bezeichnen. 110 Meter tief taucht sie ohne Atemgerät - deutscher Rekord. "Ab 30 Metern höre ich auf zu schwimmen und lasse mich nur noch in die Tiefe fallen", erklärt sie im Dlf. Wie sieht es da unten aus?

Im Gespräch mit Marietta Schwarz | 30.07.2017
    Die Apnoe-Taucherin Anna von Boetticher, Portrait am Meer, im Taucheranzug
    Die Apnoe-Taucherin Anna von Boetticher (privat)
    Vor zehn Jahren begann Anna von Boetticher mit dem Freitauchen. Seither hat sie fast 30 Rekorde aufgestellt. 110 Meter in die Tiefe des Meeres taucht sie mit einem sogenannten Schlitten. In der Disziplin "free immersion", also ohne alle Hilfsmittel und mit einem Atemzug, schafft sie 73 Meter.
    "Ich muss mich dem Tauchgang überlassen", sagt von Boetticher, "wenn ich zögere, funktioniert es nicht so gut." Der Start sei immer ein bisschen Überwindung. "Man ist ja nie soweit, die Luft anzuhalten als Mensch." Deshalb arbeite sie mit einem Countdown, der ihr die Entscheidung abnehme. Die ersten zehn Meter habe man noch Auftrieb und müsse die Schwerkraft überwinden. Ab zehn Metern werde man neutral. "Ab 30 Metern höre ich auf zu schwimmen und lasse mich nur noch in die Tiefe fallen."
    Sie verspüre stets einen frühen Atemreiz, den sie dann aushalten müsse. Man lerne einzuordnen, dass das Bedürfnis zu atmen vom CO2-Spiegel im Körper gesteuert werde und nichts darüber aussage, ob man noch genug Sauerstoff habe. Man habe das Gefühl, atmen zu müssen, obwohl man es noch lange nicht müsse.
    Einmal wurde sie bei einem Weltrekordversuch ohnmächtig. Für Apnoe-Taucher ist das aber nur selten ein Grund aufzuhören. Was macht das mit dem Körper? Und warum spielt man bereitwillig mit seinem Leben?
    Anna von Boetticher wurde in München geboren, studierte Theaterwissenschaften, Komparatistik und Kunstgeschichte. Sie arbeitete in einer Galerie, betreibt heute in Berlin einen Buchladen und trainiert inzwischen auch zwei Eliteeinheiten der Bundeswehr. Zwischendurch reist sie zu den Tauch-Hotspots der Welt, um ihre eigenen Grenzen wieder ein bisschen auszureizen.