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Musikshow
Club der 27 auf der Bühne

Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain und zuletzt Amy Winehouse. Sie werden zum legendären Klub gezählt, weil sie mit 27 Jahren gestorben sind. Der Mythos dieser zu früh verstorbenen Stars hat es nun auf die Bühne geschafft: "The 27 Club". Zu sehen ist die Produktion in Hamburg und Berlin.

Von Oliver Kranz | 17.03.2014
    Nebel, Scheinwerfer und eine grandiose Band. 13 Musiker mit ihrem Equipment thronen auf der Bühne – sie sind der Motor der Show. Hinter ihnen flimmern Videos über eine große Leinwand. Ein Erzähler heißt die Zuschauer willkommen.
    Wer nicht Englisch kann, muss das Programmheft lesen. Der Erzähler präsentiert in eindringlichen Worten die Legenden, die sich um den "27 Club" ranken. Dass so viele Musiker mit 27 starben, kann – wie viele meinen – doch kein Zufall sein. Im düsteren Licht zucken die Scheinwerfer:
    "Das ist eine Rock'n'Roll-Geisterbeschwörung. Wir versammeln uns, um die Toten wieder lebendig werden zu lassen, um ihre Musik noch einmal zu spielen und um zu feiern, was sie erreicht haben",
    … sagt Toby Gogh, der Regisseur der Produktion. Die Musikerlegenden stehen scheinbar leibhaftig auf der Bühne - zuerst Robert Lee Johnson, der King des Delta Blues: Johnson darf in der Show nicht fehlen, weil es über ihn die schönste Legende gibt. Er wurde 1911 in Hazlehurst/Mississippi geboren und war – wie es heißt – ein ziemlich durchschnittlicher Musiker, bis ihm an einer Straßenkreuzung der Teufel begegnete und seine Gitarre stimmte.
    Auf der Bühne wird Johnson von Aki Remally gespielt, einem Libyer, der heute in Schottland lebt. Versunken wippt er im Rhythmus der Musik. Er spielt die Songs nicht einfach nach, sondern scheint sie auf der Bühne neu zu erfinden. Und dieses Prinzip zieht sich durch die gesamte Show.
    "Im Kern ist diese Liebe zum Blues, die wir alle teilen, und dieses Aufbegehren gegen die Gesellschaft. Die Rolling Stones haben gesungen 'I can't get no satisfaction' und diese Haltung finden wir auch bei Jim Morrison, Kurt Cobain oder Amy Winehouse. Diese Leute haben gegen die Gesellschaft aufbegehrt, in die sie hineingeboren wurden. Deswegen ist ihre Musik auch so stark. Das ist etwas anderes, als wenn Justin Bieber, einfach nur 'Baby, Baby, Baby' singt."
    Toby Gough hat Akteure gefunden, die den rebellischen Geist der 70er-, 80er-Jahre wirklich verkörpern können. Jon Mackenzie von der schottischen Band The Holy Ghosts, ist Brian Jones.
    "Ich bin mit alter Musik aufgewachsen. Meine Eltern haben viel Blues gehört und hatten auch Schallplatten von den Stones im Schrank. Eines Tages habe ich eine aufgelegt, einfach weil Keith Richards auf dem Cover so cool aussah. Und da war es um mich geschehen. Seitdem liebe ich diese Musik."
    Jon Mackenzie bringt seine halbe Band mit auf die Bühne. Andy Barbour spielt Keyboard und Jack Sandison Bassgitarre. Sandison singt auch. Doch der Star des Abends ist ein Musiker, der vor seinem Auftritt in "The 27 Club" als Tischler arbeitete. Ewan MacKenna wurde eigentlich als Fotomodell gecastet, weil er Kurt Cobain zum Verwechseln ähnlich sieht. Doch er kann auch singen.
    Die Songs von Nirvana brechen wie ein Erdbeben herein und reißen das Publikum von den Sitzen. Der "27 Club" ist eher ein Konzert, als ein Theaterstück. Da mögen Lametta schwenkende Go-go-Girls hereintanzen und Wackelbilder über die Videowand flimmern. Die Kraft steckt in der Musik. Der Abend gelingt, weil junge Musiker auf der Bühne stehen, die die alten Helden lebendig werden lassen. Und einige der Akteure sind gerade mal 27.