Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Musikstudium
Ioculator, cantor, musicus

Wer als Musikstudent in die Welt des 12. oder 14. Jahrhunderts abtauchen möchte, hat es nicht leicht: Denn nur wenige Musikhochschulen bieten Studiengänge zur überaus umfangreichen Epoche des Mittelalters an.

Von Thomas Daun | 31.03.2014
    In der sozialen Hierarchie mittelalterlicher Musiker stand der weltliche "ioculator" ganz unten: wer im Mittelalter als "Ioculator" auf Jahrmärkten oder in Kneipen sein Können zeigte, stand in der Musikerhierarchie ganz unten und wurde Bettlern, Gauklern und Taugenichtsen gleichgestellt. Höher angesehen war der "Cantor", der Sänger, der in Kirche oder Kloster zum Lobe Gottes sang.

    An der Spitze aber stand der "Musicus": er hatte die Wissenschaft der Musik als eine der sieben "freien Künste" an der Universität erlernt und besaß theoretisches Rüstzeug,ohne selbst ein Instrument zu spielen oder zu singen. Heutige Studenten müssen alle drei Disziplinen beherrschen, um sich an eine sachgemäße Interpretation zu wagen: theoretische Schriften und Notationstechniken kennen, historische Instrumente spielen und aus alten Handschriften singen. In der Musikszene erzählen renommierte Mittelalter-Dozenten der Basler "Schola Cantorum" und der Pariser "Sorbonne" über ihre Arbeit mit Studierenden, Fragen der Aufführungspraxis, Lehrpläne und Berufsaussichten.