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Myanmar-Besuch von Franziskus
Der Papst und das R-Wort

Es ist eine besondere Reise für Papst Franziskus: Zum einen, weil noch nie ein Papst Myanmar besucht hat. Zum anderen wegen des aktuellen Konflikts zwischen der buddhistischen Mehrheit und der muslimischen Minderheit der Rohingya. Mit großem Interesse wurde verfolgt, was Franziskus dazu sagen würde und was eben nicht.

Von Lena Bodewein | 29.11.2017
    Papst Franziskus steht am 29.November 2017 in der St.Mary's Kathedrale in Yangon, Myanmar. Dort kamem 150.000 Gläubige zu einer Messe.
    Papst Franziskus in der St.Mary's Kathedrale in Yangon. Dorthin kamen 150.000 Gläubige um ihn predigen zu hören. (AFP/Andrew Medichini)
    Er hat vielleicht nicht das Wort Rohingya benutzt. Aber ein anderes Wort mit R: Rache. Rund 150.000 Gläubige hörten Franziskus zu, als er predigte:
    "Ich weiß, dass viele in Myanmar sichtbare oder unsichtbare Wunden der Gewalt mit sich tragen. Die Versuchung liegt nun darin, auf diese Verletzungen mit einer weltlichen Weisheit zu reagieren. Sie ist aber zutiefst verkehrt."
    Heilung gebe es nicht durch Wut und Rache, so sein Appell, Rache sei keine Antwort auf Gewalt.
    "Wir meinen dass die Heilung durch Wut und Rache geschehen kann. Aber der Weg der Rache ist nicht der Weg Jesu."
    In einem Land, in dem die Katholiken gerade einmal ein Prozent der Bevölkerung ausmachen, ist ein Besuch des Papstes etwas Besonderes. Darum waren auch Hunderttausende Katholiken aus dem Norden des Landes in einer Zweitagestour per Zug nach Rangun gekommen. Vor allem um ihn in dieser Messe zu erleben. Die Gläubigen sehen in dem Besuch ein Zeichen, dass das Kirchenoberhaupt auch an die Ränder seiner Kirche blickt. Im Falle von Myanmar ein sehr drahtiger Rand, ein Land, das aus einer Militärdiktatur in eine noch schwache Demokratie mit vielen Krisen gelangt ist. Darunter eben der Konflikt um die verfolgte muslimische Minderheit der Rohingya. Bisher hat der Papst den umstrittenen Begriff vermieden, auf Bitten des burmesischen Kardinals hin.
    Krise bislang nicht angesprochen
    In den Fürbitten immerhin heißt es: der Papst bete dafür, dass die Führung Myanmars Frieden und Versöhnung durch "Dialog und Verständnis" förderten, "um den Konflikten in den Regionen Kachin, Rakhine und Shan ein Ende zu setzen".
    In all diesen Bundesstaaten Myanmars gibt es Konflikte mit religiösen und ethnischen Minderheiten, aber am schlimmsten ist die Vertreibung von mehr als 600.000 Rohingya. Mit denen hatte sich der Papst zwar vor seiner Reise mehrfach solidarisch erklärt, aber auf der Reise selbst die Krise noch nicht angesprochen, auch beim Treffen mit der de-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi nicht.
    Die Friedensnobelpreisträgerin hatte gestern in ihrer Rede vor dem Papst auf äußerst britisch -diplomatische Weise klar gemacht, dass es zwar im Rakhine-Staat eine Krise gebe, auf die die Weltöffentlichkeit besonders schaue. Aber wenn sie nichts Gutes zu sagen hätten, sollten sie bitte lieber schweigen, so ihre Botschaft.
    Franziskus wählt also andere Wege.
    "Inmitten großer Armut und vieler Schwierigkeiten lassen viele von euch den Armen und Leidenden praktische Hilfe und Solidarität zukommen."