Freitag, 19. April 2024

Archiv

Nach Amoklauf in den USA
Obama kritisiert Abstumpfung

Nach dem Amoklauf an einer Hochschule im US-Bundesstaat Oregon hat Präsident Barack Obama einmal mehr ein schärferes Waffenrecht gefordert. Sowohl die Berichterstattung in den Medien als auch die anschließende Debatte seien zur Routine geworden, kritisierte er.

02.10.2015
    Hinter der Absperrung mit der Aufschrift "Sheriffs Line do not cross" ist ein Polizeiauto zu sehen.
    Die Polizei in Roseburg hat nach dem Amoklauf eine Straße in der Nähe des Colleges abgesperrt. (AFP / Cengiz Yar Jr.)
    Obama sagte in Washington, Gedenken und Gebete alleine reichten nicht mehr aus, weil dadurch weitere Taten nicht verhindert würden. Er kritisierte, die USA stumpften im Umgang mit solchen Schießereien geradezu ab. "Wir sind das einzige fortschrittliche Land der Erde, das diese Massen-Schießereien alle paar Monate erlebt." Obama erinnerte an die Fälle in Columbine und Aurora (Colorado), Newtown (Connecticut) und Charleston (South Carolina).
    Wer anderen Menschen Schaden zufügen wolle, dürfe nicht mehr so leicht an Schusswaffen kommen. Obama betonte, er werde dies immer wieder fordern, solange sich solche Amokläufe wiederholten. Es könne nicht sein, dass die ein Recht auf Waffen garantierende US-Verfassung eine zumindest moderate Regelung über den Besitz tödlicher Schusswaffen verbiete, sagte Obama.
    Der Präsident steht hinter dem Pult des Pressekonferenz-Raums vor blauem Hintergrund mit dem Emblem des Weißen Hauses. Links neben ihm ist eine US-Fahne, rechts eine blaue Fahne. Obama gestikuliert mit der Hand.
    US-Präsident Obama fordert ein schärferes Waffenrecht nach einem Amoklauf im US-Bundesstaat Orgeon. (AFP PHOTO/MANDEL NGAN)
    Für eine Gesetzesänderung brauche er jedoch die Unterstützung der Gesetzgeber in den einzelnen 50 Bundesstaaten und die des Kongresses. Die dort beide Parlamentskammern beherrschenden Republikanern hatten Obamas Anläufe, strengere Waffengesetze durchzusetzen, immer wieder blockiert - was wohl auch der Lobbyarbeit der National Rifle Association (NRA) zu verdanken ist.
    Die in den USA mächtige Waffen-Organisation erklärte noch kurz vor dem Amoklauf von Roseburg bei Twitter, wie man richtig Waffen gebraucht.
    Die Waffenlobbyisten geben als ihr Ziel an, die Verfassung der Vereinigten Staaten zu verteidigen, besonders deren 2. Zusatzartikel. Diesen interpretiert die NRA als "garantiertes individuelles Recht aller US-Bürger auf Erwerb, Besitz, Tragen, Transport, Weitergabe und legitimen Gebrauch von Waffen, damit sie jederzeit ihre legitimen individuellen Rechte zur Selbsterhaltung und Verteidigung ihrer Familie, Person und ihres Eigentums ausüben und ebenso in einer angemessenen Miliz der allgemeinen Verteidigung der Republik und individuellen Freiheit ihrer Bürger dienen können".
    Rreligiös motivierte Tat?
    In der Kleinstadt Roseburg hatte zuvor ein 26-Jähriger an einem College neun Menschen erschossen und sieben weitere verletzt. Er wurde anschließend bei einem Feuergefecht von der Polizei getötet. Augenzeugen berichteten, der Schütze habe Studenten zuvor nach ihrer Religionszugehörigkeit befragt, dann aber wahllos auf die Menschen geschossen.
    Über das Motiv des Schützen gebe es im Moment nur Vermutungen, berichtet USA-Korrespondent Wolfgang Stuflesser im Deutschlandfunk. Die Ermittler fanden am Tatort ein Gewehr und drei Pistolen.
    (bor/jasi)