Freitag, 19. April 2024

Archiv

Nach Beleidigungen gegen RB Leipzig
Keine "Gelbe Wand" beim nächsten Heimspiel in Dortmund

Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund muss seine Südtribüne für eine Partie sperren. Dieses Urteil fällte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes. Damit bleiben die fast 25.000 Stehplätze bereits am Samstag gegen den VfL Wolfsburg leer.

13.02.2017
    Die leere Südtribüne im Dortmunder Signal Iduna Park nach einem Spiel.
    Die Südtribüne bleibt am kommenden Samstag gegen den VfL Wolfsburg leer. (imago - Schwörer Pressefoto)
    Das Urteil entspricht einem Antrag des DFB-Kontrollausschusses, dem der BVB zuvor zugestimmt hatte. Auslöser sind unter anderem die beleidigenden Transparente und Schmährufe gegen den Bundesligisten RB Leipzig, der am 4. Februar in Dortmund zu Gast war.
    Der BVB schrieb in einer Stellungnahme: "Es ist uns elementar wichtig, noch einmal deutlich zum Ausdruck zu bringen, dass wir insbesondere die Geschehnisse rund um das Spiel gegen Rasenballsport Leipzig am 4. Februar 2017 in keinster Weise relativieren wollen." Man bereite derzeit auch Maßnahmen und Sanktionen gegen die Täter vor und werde noch in dieser Woche Ergebnisse vorstellen.
    Der BVB schrieb weiter, dass er die Kollektivstraße gegen 25.000 Zuschauer jedoch für "unverhältnismäßig" halte, da einer überwältigenden Mehrheit weder ein Tat- noch ein Schuldvorwurf zu machen sei. BVB-Coach Thomas Tuchel hatte die absehbare Strafe am Sonntagabend als "ein Drama" bezeichnet. "Wir sprechen von der Tribüne in Europa und vielleicht auf der Welt schlechthin, einem ganz besonderen Ort des Fußballs, der eine besondere Symbolkraft hat", sagte Tuchel am Sonntagabend.
    Nun muss der BVB, aktuell Vierter der Bundesliga-Tabelle, beim Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am kommenden Samstag ohne die Unterstützung dieser sonst lautstarken Masse auskommen.
    Geschmacklose Plakate, Bierbecher-Würfe, Laserpointer-Übergriffe
    Beim Spiel am Samstag, den 4. Februar, war auf einigen Bannern offen zu Gewalt aufgerufen worden, wie beispielsweise zum Werfen von Pflastersteinen. Ein besonders geschmackloses Transparent richtete sich gegen RB-Leipzig-Trainer Ralf Rangnick: "Burnout-Ralle, häng Dich auf!" Rangnick war 2011 als Trainer von Schalke 04 wegen psychischer Probleme zurückgetreten.
    Dortmunder Fans halten Tarnsparente hoch mit Aufschriften wie "Totengräber des Fußballs" und "Scheiss auf Red Bull".
    Dortmunder Fans halten beim Spiel gegen RB Leipzig Transparente gegen den Verein hoch. (dpa)
    Abgesehen von den massiven Beleidigungen hatte es auch Bierbecherwürfe in Richtung Stadion-Innenraum gegeben, RB-Spieler waren mit einem Laserpointer irritiert worden. Ein Mitarbeiter eines TV-Senders war nur knapp einer Verletzung entgangen, nachdem Zuschauer mit einer Metallstange geworfen hatten.
    Die Ausschreitungen außerhalb des Stadions fallen nicht unter die Zuständigkeit des DFB-Gerichts - hier liege die alleinige Zuständigkeit bei staatlichen Stellen wie Polizei, Staatsanwaltschaft oder ordentlichen Gerichten. Gäste-Fans, darunter auch Frauen und Kinder, waren im Umfeld des Dortmunder Stadions mit Gegenständen beworfen worden. Dabei wurden zehn Menschen verletzt. So gesehen sei die Strafe "formaljuristisch grenzwertig hart", sagte DLF-Sportredakteur Philipp May. Wegen Schmähplakaten habe es zuvor noch keinen Fanausschluss gegeben.
    Ob die Strafe aber zu einem Umdenken führe, sei zu bezweifeln, sagte Philipp May. Die Dortmunder Fanszene auf der Südtribüne, wo die enthusiastischen Fans stehen, sei keine homogene Gruppe. "Der mit Abstand größte Teil ist friedlich. Aber es gibt eben auch einen harten Kern von einigen Hundert Randalierern, die ganz offensichtlich nicht zu erreichen sind."
    Für Straftaten außerhalb des Stadions sind Justizbehörden zuständig
    Dortmunds Fans wurden nicht zum ersten Mal auffällig. Nach diversen mit Geldstrafen geahndeten Vergehen mit Pyrotechnik stand der Verein unter Bewährung. Nun wurde die Strafaussetzung aus dem bisher letzten Urteil des DFB-Sportgerichts vom Juli 2016 widerrufen. Damals war ein Teilausschluss der Zuschauer bis zum 31. Mai 2017 auf Bewährung ausgesetzt worden.
    Die "Gelbe Wand" im Signal-Iduna-Park gilt als größte Stehplatztribüne der Welt und fasst rund 25.000 Zuschauer.
    (vic/nin)