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Nach Börsenturbulenzen
Wie stark hat die US-Wirtschaft gelitten?

Die Turbulenzen an den Börsen vor sechs Wochen aufgrund der wirtschaftlichen Lage in China haben Anleger und Unternehmer verunsichert. In den USA werden deswegen mit Spannung die Quartalszahlen der Unternehmen für das dritte Quartal 2015 erwartet. Droht eine Gewinn-Rezession?

Von Miriam Braun | 08.10.2015
    Fassade der New York Stock Exchange (NYSE) in New York
    Fassade der New York Stock Exchange (NYSE) in New York (dpa / Alexandra Schuler)
    Auf geht's in die zweite Runde, so fühlen sich viele dieser Tage an der Wall Street. Kurz vorm Beginn der Berichtssaison für das dritte Quartal erwartet Peter Cardillo von Rockwell Global Capital in New York ein Deja-Vu:
    "Wir werden wahrscheinlich noch mal das sehen, was wir vergangenes Quartal gesehen haben, mit Verlusten, aber begrenzte. Ich glaube, die Firmen mit starkem Binnengeschäft werden gut dastehen."
    Die global aktiven US-Unternehmen hingegen werden unter der abfallenden wirtschaftlichen Leistung der asiatischen Ökonomien - vor allem in China - und der weiterhin gedämpften Lage in Europa gelitten haben. Der Dollar ist in den vergangenen drei Monaten in Relation zu nahezu jeder Währung erstarkt, ein Dow Jones Dollar Index ist in den ersten sechs Monaten diesen Jahres mehr als 3 Prozent gestiegen. Was den Handel mit US-Unternehmen teuer macht und somit deren Gewinne belastet. John Carey ist Portfolio Manager bei Pioneer Investments:
    "Die allgemeine Erwartung ist, dass die Umsätze rund 4 Prozent runter sein werden, Gewinne rund 5 Prozent. Aber wenn man den Energiesektor, Rohmaterialien und die angrenzenden Industrien rausnimmt sieht es gar nicht so schlecht aus. Im Konsumenten und Gesundheitsbereich hatten wir gute Gewinne. Die Finanzbranche steht auch gut da."
    76 von 500 geben Gewinnwarnung aus
    Besonders vom Energie-Sektor und den daran anhängenden Industrien erwartet man Umsatzrückgänge. Genauso wie von Unternehmen die stark von Rohstoff, und Rohmaterialpreisen abhängig sind. Diese beiden Sektoren machen allein 10 Prozent des S&P 500 aus. So wie der Aluminiumkonzern Alcoa, dessen Gewinnzahlen werden zwar schwächer erwartet, könnten jedoch von der anstehenden Aufspaltung des Unternehmens in zwei Firmen überschattet werden. Ein Deja-Vu des vergangenen Quartals würde jedoch auch bedeuten, dass es das zweite Quartal in Folge mit geringeren Unternehmens-Gewinnen als im Vergleichsquartal vor einem Jahr werden könnte. Das würde den Eintritt in eine sogenannte Gewinn-Rezession bedeuten. Sam Stovall ist US Aktienstratege bei S&P Capital IQ:
    "Das hat es bisher nur 13 Mal gegeben. Und 10 Mal davon war die Gewinnrezession entweder gefolgt oder begleitet von einer Rezession der Gesamtwirtschaft. Das ist schon etwas wo Investoren besorgt sein sollten: Der Aktienmarkt kann ein Vorbote sein für die Allgemeinwirtschaft."
    Vorab haben jedoch nur 76 der im S&P 500 gelisteten Unternehmen eine Gewinnwarnung für das dritte Quartal herausgegeben. Die Spannung muss also noch weiter ertragen werden an der Wall Street in New York, wo nach der überraschenden Nicht-Zins-Entscheidung der US Notenbank im September das Quartal darüber entscheiden könnte – ob die Anhebung der Zinsen im Dezember zu erwarten sind.