Dienstag, 16. April 2024

Archiv

Nach Datenskandal
Facebook will Einstellungen zur Privatsphäre überarbeiten

Facebook hat nach dem Skandal um abgeschöpfte Nutzerdaten um Entschuldigung gebeten. Man wolle den Nutzern nun mehr Kontrolle über ihre eigenen Daten geben. Die von Datenschützern vielfach als zu kompliziert kritisierten Einstellungen zur Privatsphäre sollen überarbeitet werden.

Von Marcus Schuler | 23.03.2018
    Ein Cursor zeigt auf einem Desktop auf das Feld "Privatsphäre-Einstellungen" in einem Pacebook-Account
    Facebooks Einstellungen zur Privatsphäre werden immer wieder kritisiert (imago / Kolvenbach )
    Chris Cox sieht man den Stress der vergangenen Tage an. Die Nächte waren ziemlich kurz. Gemeinsam mit Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg hat er an einem Konzept gefeilt, wie Facebook die Daten seiner Nutzer besser schützen kann.
    Wir sind Konferenzraum von Gebäude 20 in Menlo Park im Headquarter von Facebook im Silicon Valley. Er ist später Donnerstag Nachmittag. Chris Cox ist 35, er ist seit 2005 - ein Jahr nach Gründung des Unternehmens - mit dabei. Cox gilt als blitzgescheit und hat in der Tech-Industrie des Silicon Valley einen Ruf wie Donnerhall. Jetzt ist erschöpft und bittet im Namen seines Unternehmens um Entschuldigung.
    "Das war ein großer Vertrauensbruch. Es stand in unserer Verantwortung, die Informationen unserer Nutzer zu schützen. Es tut mir im Namen unsers Unternehmens leid, dass wir die Menschen enttäuscht haben."
    "Wir haben definitiv Fehler gemacht"
    Auch wenn man bereits 2014 den Zugriff für Dritt-Anbieter-Apps stark reglementiert habe, sei es ein Fehler gewesen, dem britischen Unternehmen zu vertrauen, dass es die 50 Millionen Profil-Daten gelöscht habe. Mehrmals hätte Cambridge Analytica Facebook versichert, diese Daten tatsächlich vernichtet zu haben. Aber genau das sei nicht geschehen.
    "Wir haben definitiv Fehler gemacht. Der bestand darin, Cambridge Analytica beim Wort zu nehmen. Wir hätten ihre Server untersuchen sollen. Der zweite Fehler war, die Nutzer nicht umgehend zu informieren. Das werden wir künftig machen. Außerderm werden wir sicherstellen, dass Informationen entsprechend vernichtet werden."
    Der ehemalige Stanford-Student verspricht, solch ein Fehler solle sich nicht nochmals wiederholen. Drei Maßnahmen habe man ergriffen, sagt Produkte-Chef Cox.
    "Die erste ist: vergangenen Missbrauch zu verstehen. Die zweite ist, unsere Plattformen für weiteren Missbrauch zu sperren, und die dritte Maßnahme besteht darin, ganz oben im Newsfeed die Nutzereinstellungen anzuzeigen. Wenn man 90 Tage lange eine App nicht benutzt, kappen wir automatisch die Datenverbindung."
    Einstellungen zur Privatsphäre sollen überarbeitet werden
    Cox geht aber noch weiter: Er verspricht, dass man mit den Nutzern noch mehr Kontrolle über ihre eigenen Daten geben wolle. Unter anderem sollen die Facebook-Nutzer den Zugriff von Apps von Drittanbietern leichter beschränken können. Noch wichtiger: Die von Datenschützern vielfach als zu kompliziert kritisierten Einstellungen zur Privatsphäre sollen überarbeitet werden, sagt Cox im ARD-Interview.
    "Wir haben die Nutzereinstellungen angeschaut und uns gefragt, wie wir diese prominenter und einfacher gestalten können. Das gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben."
    In den vergangenen Tagen habe Facebook-Chef Mark Zuckerberg mit seinen Führungskräften auch über das Geschäftsmodell von Facebook diskutiert und wohl sogar in Frage gestellt. Die Idee: ein werbefreies Angebot. Im Umkehrschluss: die Nutzer zahlen für ihren Zugang zu dem Netzwerk.
    "Das Thema haben wir diskutiert. Darüber hat auch Mark gestern gesprochen. Wir wollen jedoch einen Dienst anbieten, der für jeden auf der Welt frei zugänglich ist."
    Cox sagt, in den nächsten Wochen werde man noch weitere Veränderungen bekannt geben. Der 35-Jährige betont, man habe aus den Fehlern gelernt und wolle es nun besser machen.