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Nach dem Grubenunglück
Trauer und Festnahmen

Im Zusammenhang mit dem Bergwerksunglück im türkischen Soma mit 301 Toten wurden mittlerweile 24 Verdächtige festgenommen. Sie werden für die Katastrophe verantwortlich gemacht. In Soma selbst versammelten sich die Menschen am Sonntag zu Trauerfeiern für die Opfer.

Von Thomas Bormann | 18.05.2014
    Nun hat die Polizei schon 24 Verdächtige festgenommen. Sie sollen Schuld sein am Grubenunglück von Soma. Zur den Festgenommenen zählen auch zwei führende Mitglieder der Bergwerksleitung. Die Staatsanwaltschaft will insgesamt gegen fünf Manager der Grube Haftbefehl beantragen.
    In Soma selbst haben sich heute viele Menschen zu Trauerfeiern versammelt für die 301 Bergleute, die das Unglück nicht überlebt haben. Gestern hatte Energieminister Taner Yildiz eine lückenlose Aufklärung des Unglücks zugesagt, nachdem die Bergungsarbeiten abgeschlossen waren:
    "Die Ermittlungen werden in alle Richtungen gehen: technisch, verwaltungsrechtlich, juristisch. Alles, was mit diesem Unglück zusammenhängt, wird untersucht werden. Und zwar sowohl im privatwirtschaftlichen als auch im staatlichen Sektor."
    Staatsanwaltschaft lässt Grube abriegeln
    Die Staatsanwaltschaft greift jetzt offenbar wirklich durch: Sie hat den Eingang der Kohlegrube bis auf eine kleine Tür zumauern lassen. Nur Ermittler dürfen die Grube betreten, aber niemand von der Grubenleitung, damit dort keine Spuren verwischt werden. Die Bergwerksfirma hatte bisher sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen und behauptet, die Mine sei in tadellosem Zustand gewesen und sie sei regelmäßig überprüft worden. Mehrere Bergarbeiter hatten jedoch von Sicherheitsmängeln in der Grube berichtet. Außerdem habe die Grubenleitung kurz vor Inspektionen gefährliche Grubenteile geschlossen und gleich nach den Inspektionen wieder Arbeiter in diese Bereiche geschickt, berichten Bergleute.
    Im Unglücksort Soma sind Demonstrationen nach wie vor verboten; die Polizei kontrolliert die Zufahrten zu der Bergwerksstadt. Gestern hatten dort Hunderte Bürger gegen die Betreiberfirma und auch gegen die Regierung demonstriert, denn sie meinen, die Regierung habe gewusst, dass es Mängeln in der Sicherheit der Grube gab. Sie habe diese Warnungen aber ignoriert. Die Polizei in Soma hatte daraufhin 36 der Protestierenden festgenommen, darunter auch acht Anwälte. Nach Berichten türkischer Medien sind sie inzwischen alle wieder auf freiem Fuß.
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