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Nach dem Wahlsieg Trumps
Die Zinsen am Rentenmarkt steigen

Der Wahlsieg Donald Trumps hat zu einer erstaunlichen Wende am Rentenmarkt geführt: Die Zinsen steigen. Schon vor der US-Präsidentenwahl hatte Trump klar signalisiert, dass er Schulden machen will. Und da zeigen die Geldgeber schon mal vorab an, dass sie ihr Geld nicht zum Billigzins ausgeben wollen.

Von Michael Braun | 11.11.2016
    Im ersten Licht des Tages spiegeln sich am 26.08.2015 die Lichter der Skyline von Frankfurt am Main (Hessen) zur morgentlichen blauen Stunde im Fluss.
    Höhere Renditen, niedrigere Renditen - die Märkte sind immer in Bewegung. (Christoph Schmidt, dpa picture-alliance)
    Ist das die Zinswende? Die Rendite aller umlaufenden Bundeswertpapiere lag vor einem Monat noch bei minus 0,10 Prozent. Heute waren es plus 0,12 Prozent. Am Anleihemarkt sind das Welten. Die Wende vom Negativ- zum Positivzins kam mit dem Wahlsieg von Donald Trump. Denn er will Schulden machen, und da zeigen die Geldgeber schon mal vorab an, dass sie ihr Geld nicht zum Billigzins ausgeben wollen.
    "Über dem Ganzen steht natürlich das Wahlprogramm von Herrn Trump. Denn er hat im Vorfeld ja schon klar signalisiert, wo die Reise hingeht: Er will Steuererleichterungen, Infrastrukturmaßnahmen, Konjunkturprogramme durchführen. Das bedeutet, es wird viel Geld ausgegeben. Und die Staatsdefizite werden nach oben schnellen. Das heißt, der Staat muss mehr Anleihen ausgegeben, was zwangsläufig zu höheren Renditen führt."
    So erklärt Ilona Korsch, die Leiterin des Anleihehandels bei Hauck & Aufhäuser, den Kursverfall am Anleihemarkt, der mit den steigenden Renditen verbunden ist. Weniger als 1,4 Prozent brachten zehnjährige amerikanische Staatsanleihen noch im Juli. Heute sind es 2,15 Prozent. Zeichen dafür, dass die Finanzpolitik des künftigen Präsidenten als sehr viel risikoreicher eingeschätzt wird. Und dass Amerika nach einigen Wachstumsjahren sowieso der Rückkehr der Inflation sehr viel näher ist als die Eurozone.
    Der Chefvolkswirt der Deka-Bank sieht für Sparer keine Entlastung
    Dennoch steigen auch hier die Renditen. Zehnjährige Bundesanleihen werfen heute 0,3 Prozent ab. Ende September waren es noch minus 0,14 Prozent. Das liegt auch an steigenden Inflationsraten. In Deutschland lag sie im Oktober bei 0,8 Prozent, berichtete heute das Statistische Bundesamt, nach 0,7 Prozent im September und 0,4 Prozent im August. Doch das liege vor allem daran, dass voriges Jahr die Ölpreise noch sehr niedrig gewesen seien, weiß die Wertpapierspezialisten Ilona Korsch. Und das sei anders als in Amerika:
    "Wichtig ist: Die Inflation kommt hier nicht über höhere Löhne. Das ist in den USA ganz, ganz anders. Und das spricht auch für niedrige Renditen. Und der EZB-Chef Mario Draghi wird natürlich auch mit der nächsten EZB-Sitzung im Dezember ganz klar machen, dass er sich hier von den USA abkoppeln will, dass er weiterhin auf niedrige Renditen setzt."
    Das dürfte für Kurskorrekturen und wieder sinkende Renditen am europäischen Rentenmarkt sorgen. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank, sieht jedenfalls für Sparer keine Entlastung:
    "Es wird für den Sparer nicht zu einer grundsätzlich anderen Situation kommen. Die Inflation steigt nämlich an. Und selbst wenn die Zinsen damit leicht ansteigen, sind die realen Erträge eben trotzdem dann sehr gering, auch in den nächsten Jahren."
    Der große Anlagebestand an Anleihen wirft wenig Rendite ab.
    Das trifft auch die Versicherer. Sie könnten jetzt ein paar Anleihen kaufen, auf wieder sinkende Renditen und steigende Kurse setzen und so ein paar Gewinne einfahren. Aber der große Anlagebestand an Anleihen wirft wenig Rendite ab. Trotz der guten Quartalszahlen konnte sich heute ein Analyst nicht zu einer Kaufempfehlung für Allianz-Aktien aufraffen. Der Grund: "die Herausforderung Niedrigzinsumfeld." Die gilt auch für die Versicherten.