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Nach den Landtagswahlen
Pegida sieht sich rechts von der AfD

Die Pegida-Bewegung sieht sich nach den Erfolgen der AfD bei den Landtagswahlen in ihren Forderungen bestätigt: "Wir haben dieselbe Meinung wie die AfD," finden viele der Anhänger. Doch Lutz Bachmann sieht seine Bewegung eher als Kontrollorgan der AfD-Parlamentarier und positioniert sich rechts von der Partei.

Von Bastian Brandau | 15.03.2016
    Lutz Bachmann spricht bei der Pediga-Kundgebung am 14. März 2016 in Dresden.
    Lutz Bachmann spricht bei der Pediga-Kundgebung am 14. März 2016 in Dresden. (imago/stock&people/xcitepress)
    Nachdem vor gut einem Jahr über 10.000 Menschen bei Pegida auf die Straße gegangen waren, hat sich die Zahl der Demonstrierenden in den vergangenen Monaten eingependelt, bei etwa 3.000 bis 4.000 Menschen. Nach Schätzungen der Forschungsgruppe Durchgezählt waren es etwa 3.500 bis 4.200 Menschen am Montag nach dem Erfolg der AfD bei den Landtagswahlen. Und die Freude über den Einzug der AfD in drei Landtage war groß:
    "Sie können jeden Pegida-Mann hier fragen, die sind alle für die AfD. In ihrer Politik. Wir haben dieselbe Meinung wie die AfD. Also das steht erst mal klar. Ob die AfD mit Pegida zusammenarbeiten will, ist eine andere Frage. Aber wir haben dieselbe Meinung."
    Die inhaltlichen Überschneidungen sind eindeutig. Eine Zusammenarbeit, so heißt es oft, scheitere vor allem an den großen Egos der jeweiligen Anführer. Die der Pegida mit ihren einigen Tausend Anhängern stehen allerdings inzwischen deutlich im Schatten der AfD.
    Bachmann will erneut eigene Partei gründen
    Pegida-Sprecher Lutz Bachmann gratulierte zu den Wahlerfolgen, reklamierte auch einen Teil davon für Pegida:
    "Die AfD ist nun in drei weiteren Landesparlamenten in der Pflicht, und damit sie diese Pflicht wahrnimmt, ist Pegida wichtiger und nötiger denn je. Schon oft hat man in der Geschichte gesehen, wie sich einstige Kämpfer fürs Volk nach Antritt ihrer Pöstchen ganz schnell in Systemlinge verwandelt haben. Und zum Schutz ihrer Saläre anfingen, mit dem Strom zu schwimmen."
    Pegida sieht sich also rechts von der AfD stehend, die man nun kontrollieren müsse. Dazu kündigte Bachmann erneut an, bald eine eigene Partei zu gründen. Dass ein solches Projekt wie viele Ankündigungen bisher nicht in die Tat umgesetzt wurde, scheint niemanden zu stören. Die scharfen, immer nah an der Volksverhetzung formulierten Angriffe auf Muslime, Politik und Medien lieferte Pegida-Fronfrau Tatjana Festerling:
    "Die größte Vergewaltigerin - und endlich macht es mal Spaß, ein Wort zu gendern -, das ist Frau Merkel. Und ihre Regierungsbande macht fleißig mit. Sie vergewaltigen ein 80-Millionen-Volk. Und es sind die Moralapostel und Tugendterroristen aus Politik und Medien, die hier in Deutschland das Klima vergiften und die Spaltung der Gesellschaft befeuern."
    Über ein Jahr nach Beginn der Pegida-Demonstrationen ist auf jeden Fall die Stadt Dresden tief gespalten. Bei ihrem Rundgang zieht die Pegida-Gruppierung durch eine nahezu menschenleere Innenstadt. Händler und Restaurants beklagen Umsatzverluste an Montagen, Hotelzimmer sind zu Spottpreisen zu haben.
    "Die Kacke ist am Dampfen"
    Und wie jeden Montag zieht auch eine Gegendemonstration durch die Innenstadt. Gepida nennen sie sich, "Genervte Einwohner protestieren gegen Intoleranz Dresdner Außenseiter". Einen Protest in Sicht- und Hörweite verhindern die Behörden, etwa 300 bis 400 vor allem jungen Menschen laufen ihrem Lautsprecherwagen hinterher. Ebenfalls durch nahezu menschenleere Straßen.
    Viele sind jeden Montag hier, um für Toleranz und Weltoffenheit zu demonstrieren. Die hohe Zustimmung für die AfD hat kaum jemanden von ihnen überrascht:
    - "Ja, das habe ich erwartet, und die Kacke ist am Dampfen."
    - "Ich bin nicht überrascht, vor allem über die Ergebnisse in Sachsen-Anhalt. Ich beobachte die Situation in Sachsen seit es Pegida gibt und bin traurig, wie die Stadtgesellschaft, wie wenig Engagement die etablierten Menschen hier zeigen."
    Einigkeit herrschte derweil bei beiden Seiten über eine Vermutung: Würde jetzt in Sachsen gewählt, die AfD könnte auch hier mit starken Stimmzuwächsen rechnen.