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Germanwings-Unglück
Co-Pilot war am Flugtag krankgeschrieben

Der Co-Pilot der abgestürzten Germanwings-Maschine war nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf in medizinischer Behandlung. Demnach wurde bei der Durchsuchung seiner Wohnung unter anderem eine zerrissene Krankschreibung für den Tag des Absturzes sichergestellt.

27.03.2015
    Ein Wrackteil der abgestürzten Maschine in den französischen Alpen.
    Ein Wrackteil der abgestürzten Maschine in den französischen Alpen. (Sebastien Nogier, dpa picture-alliance)
    Es "wurden Dokumente medizinischen Inhalts sichergestellt, die auf eine bestehende Erkrankung und entsprechende ärztliche Behandlungen hinweisen", heißt es in einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft. Um welche Krankheit es sich handelte, wurde nicht mitgeteilt.
    Zudem deuteten weitere Dokumente medizinischen Inhalts auf eine ärztliche Betreuung hin. Dies stützt nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft die Annahme, dass der 27-Jährige eine Erkrankung vor seinem Arbeitgeber verheimlicht hat. Ein Abschiedsbrief oder ein Bekennerschreiben wurde den Angaben zufolge nicht gefunden.
    Deutsche Airlines führen Zwei-Personen-Regel ein
    Als Reaktion auf den Absturz der Germanwings-Maschine führen die deutschen Fluggesellschaften vorläufig die Zwei-Personen-Regel im Cockpit ein. Das teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft in Berlin mit. Danach müssen künftig immer zwei autorisierte Crewmitglieder anwesend sein. Die Umsetzung liegt in der Hand der einzelnen Konzerne.
    Gauck zu Trauerbesuch in Haltern
    Um mit den Angehörigen der Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen zu trauern, ist Bundespräsident Joachim Gauck nach Haltern am See gereist. Gemeinsam mit der nordrhein-westfälischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) besuchte Gauck einen ökumenischen Gottesdienst in der Gemeinde am Rande des Ruhrgebiets. 16 Schüler und Schülerinnen und zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern waren bei dem Absturz des Germanwings-Fluges 4U9525 ums Leben gekommen. Nach dem Besuch des Gottesdienstes sagte Gauck, es entstehe ein "Band des Mitleids und Mittrauerns". Auch der Bundesrat gedachte der insgesamt 150 Toten.
    Bundespräsident Joachim Gauck (links) und der Bürgermeister von Haltern, Bodo Klimpel (CDU)
    Bundespräsident Joachim Gauck (links) und der Bürgermeister von Haltern, Bodo Klimpel (CDU), auf dem Weg zu Trauerfeier. (picture alliance / dpa / Maja Hitij)
    Die Fluggesellschaft wird an diesem Wochenende in der Nähe des Absturzortes in den französischen Alpen ein Betreuungszentrum für Angehörige eröffnen. Nach Angaben der Germanwings-Mutter Lufthansa wird dafür derzeit noch geschultes Personal rekrutiert. Auch heute sollen mit einem Sonderflug Angehörige in die Absturzregion gebracht werden.
    Einsatzkräfte suchen weiter Flugdatenschreiber
    Vor Ort sind die Bergungsarbeiten fortgesetzt worden. Das Wetter ist wieder besser als in den vergangenen Tagen. Die Einsatzkräfte suchen aktuell vor allem nach dem Flugdatenschreiber, der die technischen Details der Maschine aufzeichnet - wie etwa Höhe und Geschwindigkeit. Mithilfe der Daten erhoffen sich die Ermittler weitere Schlüsse zum genauen Ablauf des Unglücks ziehen zu können.
    Suchen in den Trümmern: Rettungskräfte an der Absturzstelle der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen
    Suchen in den Trümmern: Rettungskräfte an der Absturzstelle der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen (dpa/picture alliance/Francis Pellier/Dicom/Ministere Interieur)
    Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht weiter der Co-Pilot der Germanwings-Maschine. Nach der Durchsuchung seiner Wohnung in Düsseldorf wertet die Polizei das sichergestellte Material aus. Nähere Details wurden nicht bekannt. "Die Auswertung etwaiger Beweismittel wird einige Zeit in Anspruch nehmen; über wesentliche neue Erkenntnisse wird die Staatsanwaltschaft die Angehörigen und die Öffentlichkeit zeitnah unterrichten", so die Stellungnahme der Staatsanwaltschaft in Düsseldorf.
    Konsequenzen für Cockpit-Besetzung?
    Das Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig bestätigte unterdessen, dass es einen speziellen Vermerk in der Akte des Co-Piloten gab. Demnach musste er sich regelmäßig medizinisch untersuchen lassen. Der Behörde ist allerdings nicht bekannt weswegen.
    Erste Auswertungen des Stimmrekorders der Unglücksmaschine hatten nahegelegt, dass der Co-Pilot das Flugzeug absichtlich abstürzen ließ und dem Flugkapitän den Zugang zum Cockpit verwehrte. Als Konsequenz aus dem Unglück soll künftig kein Pilot mehr während des Fluges alleine im Cockpit sein. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft will diese Pläne zum sogenannten "Vier-Augen-Prinzip" im Laufe des Tages mit dem Luftfahrt-Bundesamt besprechen.
    (pr/nin/ach)