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Nach Silvester
"Kölner Botschaft" gegen Gewalt

Nach den Übergriffen auf Frauen an Silvester haben Prominente aus dem Rheinland einen Aufruf für eine offene, gastfreundliche Gesellschaft unterzeichnet. Sexuelle Gewalt dürfe nicht toleriert werden, "gleich von wem sie verübt wird". Außerdem müsse Schluss sein mit fremdenfeindlicher Hetze. Zu den Erstunterzeichnern gehören die Schriftsteller Navid Kermani und Frank Schätzing sowie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.

21.01.2016
    Der Kölner Dom
    Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten aus Köln sprechen sich in einer Erklärung gegen Gewalt aus. (imago/Rainer Unkel)
    Ebenfalls unterzeichnet haben der Musiker Wolfgang Niedecken, die Künstler Rosemarie Trockel und Andreas Gursky, die Schauspielerin Mariele Millowitsch, Ex-Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) und der Präsident des Bundesligisten 1. FC Köln, Werner Spinner. Veröffentlicht wird der Aufruf am Freitag in den Kölner Tageszeitungen "Stadt-Anzeiger" und "Rundschau", der "Rheinischen Post" aus Düsseldorf, dem Bonner "General-Anzeiger" und der Boulevardzeitung "Express". Die Zeitungen nennen ihn "Kölner Botschaft" oder "Rheinische Botschaft".
    "Was am Hauptbahnhof passiert ist, hätte verhindert werden können", heißt es in dem Text weiter. Die Verantwortlichen für das Versagen der Behörden müssten zur Rechenschaft gezogen werden, ob sie nun in der Hierarchie unter oder über dem in den Ruhestand versetzten Polizeipräsidenten stünden oder nicht. Die am Bahnhof tätigen Polizisten werden aber ausdrücklich von der Kritik ausgenommen: "Ihnen vertrauen wir weiterhin."
    "Würde der Frau jederzeit unantastbar"
    Dem Exzess in der Silvesternacht liege ein bedrückendes Frauenbild zugrunde. Manche Männer arabischer oder orientalischer Herkunft hätten "ein tiefgreifendes Problem mit der Gleichberechtigung", das unbedingt benannt werden müsse, um durchzusetzen, dass die Würde der Frau jederzeit und an jedem Ort unantastbar sei. Die Behauptung, dass arabische und muslimische Männer grundsätzlich zu sexueller Gewalt neigten, sei aber verkürzt und falsch.
    Die Unterzeichner des Aufrufs bekennen sich zum Grundrecht auf Asyl. Allerdings könne eine unkontrollierte Zuwanderung wie seit dem Herbst vergangenen Jahres nicht von Dauer sein. Einfache Lösungsvorschläge wie eine abstrakte Höchstgrenze oder die Schließung der deutsch-österreichischen Grenze seien aber "illusionär".
    In Köln waren an Silvester rund um den Hauptbahnhof massenweise Frauen sexuell bedrängt und bestohlen worden. Den vollständigen Text der Erklärung können Sie hier nachlesen.
    (jasi/jan)