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Nach Treffen mit Zentralrat der Muslime
Interne Kritik an AfD-Chefin wegen schlechter Gesprächsvorbereitung

Nach dem gescheiterten Treffen mit der AfD hat der Chef des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, weiter Gesprächsbereitschaft signalisiert. In der AfD gibt es unterdessen indirekt Kritik an der Co-Vorsitzenden Frauke Petry. Und auch die Unerwünschtheit der AfD beim Katholikentag in Leipzig sorgt weiter für Schlagzeilen.

24.05.2016
    Die AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry nach einem abgebrochenen Treffen mit dem Zentralrat der Muslime.
    Die AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry nach dem abgebrochenen Treffen mit dem Zentralrat der Muslime. (dpa-Bildfunk / AP / Markus Schreiber)
    Zentralratspräsident Mazyek sagte der "Rheinischen Post": "Wir werden mit den Gemäßigten in der AfD weiter reden." Der Zentralrat habe zu dem ersten Treffen eingeladen. "Wir bleiben gesprächsbereit." Die AfD hatte das Treffen am Montag nach nur einer Stunde abgebrochen. Die Gesprächsteilnehmer gingen unversöhnt auseinander.
    Die Co-Vorsitzende Petry sagte im Anschluss, ein sachlicher Dialog sei nicht möglich gewesen. Mazyek warf ihr dagegen vor, sie habe ihre grundgesetzwidrigen Positionen nicht aufgeben wollen.
    Auch in den eigenen Reihen sorgt das abgebrochene Gespräch für Unmut. Der Co-Vorsitzende Jörg Meuthen bemängelte die schlechte Vorbereitung. "Bei einem solchen Treffen sollten die Gesprächsthemen vorher sauber abgestimmt sein", sagte er der "Bild"-Zeitung. "Das war offenbar nicht der Fall", kritisierte Meuthen. Mit der Kritik trifft er auch seine Co-Vorsitzende Petry, die die Delegation der AfD angeführt hatte.
    AfD-Vorstandsmitglied Albrecht Glaser sagte indes der Zeitung, es sei im Vorfeld verabredet worden, das Gespräch abzubrechen, wenn Mazyek sich nicht bereit erkläre, seinen im April geäußerten Vergleich der AfD mit der NSDAP zurücknehmen.
    Gauland: "AfD ist keine christliche Partei"
    Aber wie steht die AfD überhaupt zur Religion? Der AfD-Vize Alexander Gauland betonte, er betrachte die AfD nicht als christlich. "Wir sind keine christliche Partei. Wir sind eine deutsche Partei, die sich bemüht, deutsche Interessen wahrzunehmen", sagte er der Zeitschrift "Christ & Welt". Gauland kritisierte zudem, dass die katholischen Bischöfe in Köln und Erfurt während Demonstrationen von AfD und Pegida das Licht an den jeweiligen Domen ausgeschaltet hatten. "Das war der Versuch, uns mundtot zu machen."
    Grundsätzlich werfe er den Kirchen vor, "dass sie den Moden hinterherlaufen", sagte der AfD-Politiker weiter. Besonders die evangelische Kirche versuche, "den Mainstream christlich zu legitimieren." Sie gebe sich "feministisch-ökologisch und links-grün. Mir ist das nicht sympathisch."
    ZdK verteidigt Ausladung der AfD
    Ebenfalls für Schlagzeilen sorgt weiter die Ausladung der AfD vom Katholikentag in Leipzig ist. Organisiert wird das Großtreffen engagierter Laien vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). ZdK-Präsident Thomas Sternberg verteidigte am Montag im Deutschlandfunk das Vorgehen: "Da die Katholikentagsleitung die Referenten bei den großen Podien aussucht nach der Frage, was man qualifiziert zum Thema beizutragen hat, und nicht etwa Parteiführungen einlädt oder Parteien einlädt, hat man damals gesagt, wir sehen bei der AfD nichts, was ein qualifizierter Beitrag zur Flüchtlingsfrage sein könnte."
    Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sieht die Ausladung kritisch: "Problematisches Gedankengut muss man als solches entlarven, im Gespräch und auch auf offener Bühne", sagte Grütters der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Münchner Soziologe Armin Nassehi betonte im Deutschlandfunk, auch "Leute, die solche Positionen vertreten, sollte man hören und vielleicht argumentativ so weit bringen, dass sie von ihren Sätzen abrücken können". Man brauche die Stärke des Argumentierens.
    (hba/tgs)