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Nachweis von Gravitationswellen
Die perfekte Welle?

Seit Wochen kursieren Gerüchte, eine Arbeitsgruppe vom LIGO-Detektor, dem Laser-Interferometer-Gravitationswellen-Observatorium in den USA, werde am 11. Februar auf einer Pressekonferenz bekannt geben, dass erstmals der Nachweis von Gravitationswellen gelungen ist. Jetzt hat das Wissenschaftsmagazin "Science" weitere Details erfahren.

10.02.2016
    LIGO hat zwei Observatorien im Einsatz: Im Bild zu sehen ist eine Luftaufnahme des Detektors nahe Livingston, Louisiana. Ein anderer steht in Hanford, Washington.
    LIGO hat zwei Observatorien im Einsatz: Im Bild zu sehen ist eine Luftaufnahme des Detektors nahe Livingston, Louisiana. Ein anderer steht in Hanford, Washington. (Caltech/MIT/LIGO Lab)
    Wie "Science" berichtet, hätten die LIGO-Forscher angeblich die Verschmelzung von zwei Schwarzen Löchern mitverfolgt, das eine mit einer Masse von 29 Sonnen, das andere mit 36 Sonnenmassen. Das Magazin bezieht sich dabei auf eine interne E-Mail, die es auch auf Twitter geschafft hat.
    Die LIGO-Forscher haben für Donnerstag um 10:30 Uhr Ostküstenzeit, also 16:30 Uhr hierzulande, eine Pressekonferenz angesetzt, um einen "Status Report" zur Suche nach den Gravitationswellen abzugeben. Albert Einstein hatte in seiner Relativitätstheorie deren Existenz vorausgesagt.
    Delle auf Reisen
    Wenn Sterne explodieren oder mit anderen kollidieren, sollten dabei winzige Dellen in der kosmischen Raumzeit entstehen und wie Störungen im Ententeich davoneilen: Gravitationswellen. Seit Jahrzehnten schon suchen die Physiker ebenso fieberhaft wie vergebens nach diesen ominösen Wellen.
    Nun wähnen sie sich kurz vor dem Ziel - dank einer neuen, stark verbesserten Generation von kilometerlangen Spezialdetektoren. Das wäre nicht nur der endgültige Triumph für Einstein, sondern auch der Beginn einer neuen Art von Astronomie. Denn eine genaue Analyse der Gravitationswellen könnte unbekannte Details über kosmischen Gewaltakte liefern - Supernova-Explosionen, Neutronenstern-Kollisionen oder gar den Urknall.
    Mehr dazu berichtete Frank Grotelüschen in "Wissenschaft im Brennpunkt" vom 23.08.2015 im Rahmen der DLF-Reihe "Raum trifft Zeit" zum 100-jährigen Jubiläum der Relativitätstheorie.
    Was sind eigentlich Gravitationswellen? In einem YouTube-Video erklärt die Max Planck Gesellschaft das Phänomen und wie es mit Einsteins Theorie zusammenhängt:
    Zu Besuch bei LIGO
    LIGO wurde 1992 gegründet, die erste Messperiode begann 2002. Herzstück der Observatorien sind Detektoren, in denen zwei reflektierte Laserstrahlen wieder zusammen treffen, nachdem sie Hunderte Male in ihren Betonröhren hin und her gelaufen sind. Dabei entsteht ein Interferenzmuster, dessen Helligkeitsschwankungen verraten, ob einer der beiden Lichtarme gestaucht wurde. Ausgefeilte Elektronik misst währenddessen irdische Umwelteinflüsse und registriert alle seismischen und akustischen Ereignisse in der Umgebung. Damit soll ausgeschlossen werden, dass profane Umwelteinflüsse als ein Gravitationswellensignal fehlinterpretiert werden.
    Für den Deutschlandfunk besuchte Wissenschaftsjournalist Ralf Krauter das LIGO Livingston Observatory in Louisiana schon 2006 und stellte es in dem Feature "Warten auf die Welle" vor.
    Programmtipp
    "Forschung aktuell" wird am Donnerstag die aktuellen Entwicklungen verfolgen und über die womöglich bahnbrechenden Erkenntnisse von LIGO berichten.
    Am Sonntag, den 14. Februar 2016, widmet sich die Sendung "Wissenschaft im Brennpunkt" ab 16:30 Uhr eine halbe Stunde lang den Gravitationswellen unter dem Titel: "Grüße vom Schwarzen Loch?"