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NADA-Bilanz
Internationaler Dopingsumpf überschattet alles

"Zeitnah müssen klare Entscheidungen fallen", betonte Andrea Gotzmann, die Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) mit Blick auf die Dopingskandale weltweit. Die nationale Jahresbilanz fällt durchwachsen aus.

Von Robert Kempe | 01.06.2016
    Ein Doping-Kontrolleur in der Fußball-Bundesliga
    Ein Doping-Kontrolleur in der Fußball-Bundesliga (imago Sportfoto)
    12.425 Dopingkontrollen. 27 führten zu einer Sperre. Eine Trefferquote von 0,2%. Damit bleibt die deutsche NADA, die national gern als führend weltweit gesehen wird, international im hinteren Bereich.
    Die NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann kommt dennoch zu dem Schluss. "Dass wir doch hier jetzt ein System aufgebaut haben, wo wir sagen können, es hat eine Abschreckung, es ist effektiv."
    Effektiv? Bei den Trainingskontrollen – mit denen man vor allem professionelle Doper überführen will – ist die Quote noch geringer. Die 7835 Kontrollen der NADA führten zu zwei Sperren. Sie betreffen den Behindertensport, nicht etwa Sportler aus sogenannten Risikosportarten. Das lässt an der Qualität des deutschen Dopingkotrollsystems zweifeln. Auch weil wissenschaftliche Studien seit Jahren von weitaus mehr dopenden Spitzensportlern ausgehen.
    Überlagert wurde die Pressekonferenz der NADA aber von den internationalen Dopingskandalen. Das Jahr 2015, so die NADA-Chefin, habe den Anti-Doping-Kampf erschüttert.
    "Hier müssen sehr zeitnah klare und unmissverständliche Entscheidungen fallen. Ansonsten ist zu befürchten, dass die Werte sowie die Glaubwürdigkeit des Sports ernsthaft in Gefahr geraten. Was muss noch passieren, damit etwas passiert?"
    Gotzmann äußerte sich vor allem zum russischen Dopingsumpf. "Wir haben ja wirklich Betrug, Korruption, kein Meldesystem, ein Kontrollsystem mit Vorwarnungen und Ähnlichem. Ich glaube schon, dass man darüber nachdenken kann, ob man diese Athleten oder hier Länder, wo man von systematischem Doping ausgehen kann, zu großen Sportevents zulässt."
    Demnächst will eine ARD-Doku weitere Enthüllungen zum russischen Doping liefern.
    Nach Informationen des Deutschlandfunks soll indes ein deutsches Labor damit beauftragt werden, die Aussagen des ehemaligen Chefs des Moskauer Dopingkontrolllabors federführend zu überprüfen. Dieser hatte in der New York Times von einem staatlich gestützten Doping-Programm, dutzenden gedopten russischen Sportlern und manipulierten Dopingproben bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi berichtet.