Donnerstag, 25. April 2024

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Nächtlicher Sonnenschein
Das zarte Leuchten des Gegenscheins

Selbst von einem perfekt dunklen Standort aus erscheint der Nachthimmel nicht überall tief blau-schwarz. Besonders auffällig ist die Milchstraße, die sich über den Himmel spannt.

Von Dirk Lorenzen | 02.05.2016
    Prachtvolle Aufnahme des Gegenscheins über der Paranal-Sternwarte
    Prachtvolle Aufnahme des Gegenscheins über der Paranal-Sternwarte (ESO / Beletsky)
    Das schwache Leuchten der Milliarden Sterne unserer Heimatgalaxie erscheint als diffuses Band, das sich in diesen Frühsommernächten durch Kassiopeia, Schwan, Adler und Skorpion erstreckt. Kurz nach Ende der Abend- und kurz vor Beginn der Morgendämmerung zeigt sich zudem das Zodiakallicht. Dies ist Sonnenlicht, das an den vielen winzigen Staubpartikeln in der Ebene unseres Planetensystems gestreut wird.
    In unseren Breiten ist das Zodiakallicht im Frühjahr abends und im Herbst morgens gut zu sehen - dann steht die Ekliptik steil zum Horizont und das schwache Leuchten reicht recht hoch an den Himmel. In Gegenden, die näher am Äquator liegen, ist es aber in jeder dunklen Nacht zu sehen. In den Stunden rund um Mitternacht ist dann noch der geradezu geisterhafte Gegenschein auszumachen. Er befindet sich am Himmel immer genau gegenüber der Sonne und entsteht ebenfalls durch die Staubteilchen, die in der Ebene des Planetensystems liegen - allerdings sind sie weiter von der Sonne entfernt als die Erde.
    Der Gegenschein ist ein verwaschener Fleck, der bestenfalls so groß erscheint wie eine Handfläche bei ausgestrecktem Arm. Er ist allerdings nur von einem perfekt dunklen Standort aus und bei allerbesten Wetterbedingungen zu sehen. In einer klaren Bergnacht zeigt sich derzeit zwischen Waage und Spica in der Jungfrau der blasse Gegenschein - das vom Staub im Weltraum gestreute Sonnenlicht.