Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Nah- und Mittelost-Verein
Jubiläum in schwierigen Zeiten

Die Bedeutung der Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens sei für die deutsche Wirtschaft zuletzt stark gestiegen, so Rainer Seele. Der Vorsitzende des Nah- und Mittelost-Vereins, der seit 80 Jahren den Aufbau von Geschäftskontakten in der Region unterstützt, fordert trotz derzeit schwieriger Sicherheitslage, die Gespräche nicht abreißen zu lassen.

Von Stefan Maas | 08.09.2014
    Es ist ein Jubiläum in schwierigen Zeiten. Seit 80 Jahren unterstützt der Nah- und Mittelost-Verein, kurz NUMOV, seine mittlerweile rund 600 Mitgliedsunternehmen beim Auf- und Ausbau von Geschäftskontakten in der Region.
    Die Bedeutung der Staaten Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens sei in den vergangenen Jahres für die deutsche Wirtschaft stark gestiegen, sagte Rainer Seele, der Vereins-Vorsitzende. 2013 war Deutschland mit knapp über 40 Milliarden Euro der größte europäische Exporteur in die Region. Gefolgt von Italien und Frankreich. Ein besonders wichtiger Markt, nach wie vor, erklärt Seele, seien die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien. Im vergangenen Jahr hätten die deutschen Exporte nach Saudi-Arabien um zwölf Prozent zugenommen und die Neun-Milliarden-Euro-Marke überschritten. Deshalb gelte:
    "Die Golfregion ist für die deutsche Wirtschaft von größter Bedeutung. Für die kommenden Jahre sind zahlreiche Magaprojekte geplant. Die sechs Länder des Golf-Kooperationsrates waren 2013 der drittwichtigste Markt für deutsche Exporte außerhalb Europas."
    "Wir müssen die Gespräche fortsetzen"
    Doch nicht alle Länder der Region lassen deutsche Firmen so unbeschwert in die Zukunft schauen. In Syrien, dem Irak und auch in Libyen verschlechtere sich die Sicherheitslage zunehmend, sagte Seele.
    "Als langjähriger Partner muss auch die deutsche Wirtschaft Verantwortung übernehmen. Auch wenn geschäftliche Beziehungen derzeit schwierig sind, müssen wir die Gespräche fortsetzen."
    Ägypten müsse nach der Wahl General as-Sisis noch viele Probleme bewältigen. Immerhin war Deutschland im vergangenen Jahr der zweitwichtigste Handelspartner. Nach China.
    "Das Wirtschaftswachstum im Marokko lag 2013 bei sage und schreibe 5,1 Prozent und soll in den kommenden Jahren konstant bleiben. Mehr als 120 deutsche Unternehmen sind in diesem Land aktiv. Eine gute, starke Basis für den Ausbau unserer Beziehungen."
    Tunesien durchlaufe nach wie vor eine Transformation, die man vorsichtig optimistisch bewerten könne. Nach der Rezession von 2011 wachse die Wirtschaft dort wieder stabil:
    "2014 wird eine Steigerung von 3,7 Prozent prognostiziert. Zudem verfügt dieses Land aufgrund seiner Nähe zu Europa, der gut ausgebildeten Mittelschicht und der engen Verflechtungen mit der europäischen Wirtschaft vielleicht über die besten Voraussetzungen, den Transformationsprozess erfolgreich umzusetzen."
    Auch beim Iran sehe er seit dem Regierungswechsel Zeichen der Entspannung, führte der NUMOV-Vorsitzende aus. Er sei optimistisch, dass die Verhandlungen über ein Ende der Wirtschaftssanktionen gegen das Land erfolgreich geführt werden könnten.
    "Mit mehr als 80 Millionen Einwohnern, von denen 40 Prozent unter 24 Jahre sind, bietet das Land neben seinen ertragreichen Ressourcen spannende Perspektiven für die deutsche Wirtschaft, die hier traditionell einen exzellenten Ruf hat."
    Seit 2010 ist das Volumen der deutschen Exporte in den Iran allerdings massiv gefallen. Von 3,8 Milliarden auf 1,85 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.