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Nahost im hohen Norden
Syrische Flüchtlinge im schwedischen Södertälje

Die kleine Stadt Södertälje ist nicht gerade ein Idyll. Doch die günstige Lage nahe Stockholm und zwei hier ansässige Großunternehmen mit großem Bedarf an Arbeitskräften haben immer schon Immigranten angelockt. Heute leben Menschen aus 80 Nationen in Södertälje, ein Viertel der Bevölkerung kommt aus dem Mittleren Osten, aus Irak, Syrien, Libanon.

Von Simonetta Dibbern | 19.07.2014
    Eine syrische Frau mit einem bunten Kopftuch.
    Im schwedischen Södertälje hoffen viele syrische Flüchtlinge Fuß zu fassen (picture-alliance / dpa / Uwe Zucchi)
    In den 1970er-Jahren waren es vor allem aramäische Christen, die vor Krieg und Verfolgung flüchteten, sich in Södertälje niederließen und Teil der schwedischen Gesellschaft wurden, etwa durch den Bau eines Fußballstadions für die beiden erfolgreichsten Clubs: Assyriska und Syrianska. Die Bürgermeisterin preist ihre Stadt als multikulturellen Schmelztiegel. Und die Ronna-Schule, wo 99 Prozent der Kinder nicht Schwedisch als Muttersprache haben und trotzdem hervorragende Lernergebnisse vorweisen, gilt landesweit als Vorzeigemodell.
    Doch nachdem die schwedische Regierung im Herbst 2013 allen syrischen Flüchtlingen ein unbefristetes Bleiberecht zusicherte, ist Södertälje wiederum Ziel von Tausenden Menschen geworden, die hoffen, mithilfe von Verwandten Fuß zu fassen in der neuen Heimat. Die Schulen platzen aus allen Nähten, die Schwedisch-Sprachkurse sind überfüllt, Wohnungen fehlen, die Arbeitslosigkeit ist inzwischen doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt.

    Die rechtspopulistischen Schwedendemokraten versuchen, gegen die Immigranten Stimmung zu machen, doch sie finden in Södertälje bisher wenig Gehör. Stattdessen wird mit aller Kraft nach einer Lösung gesucht. Eine Spurensuche in einer multinationalen Stadt.

    Manuskript zur Sendung: