Donnerstag, 28. März 2024

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Nahost-Konflikt
Bilder, die weh tun

Schmerzverzerrte Gesichter und blutverschmierte Leichen: Opfer-Bilder gehen ganz stark unter die Haut und emotionalisieren, sagt der Kommunikationswissenschaftler Jürgen Grimm. Ein Großteil der Zuschauer wolle solche Bilder auch sehen - Regeln der Zumutbarkeit gebe es dabei keine.

Jürgen Grimm im Gespräch mit Christoph Sterz | 26.07.2014
    Palästinensische Frauen trauern um eine getötete Familie nach Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen
    Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen (AFP / MAHMUD HAMS)
    Diese Emotionen seien Teil der Kommunikation, die mit dieser Nachricht verbunden sei. Journalisten müssten damit rechnen und verantwortlich damit umgehen. Mit solchen Bildern ließen sich Ängste schüren, aber auch das Gegenteil erreichen.
    Allgemein gebe es keine Regeln der Zumutbarkeit, sagte Grimm in Deutschlandfunk. Laut Grimm dürfen auch Leichen auf Online- und Titelseiten gezeigt werden, sofern dies einen höheren Zweck erfüllt. Eingebettet in den richtigen Kontext, könne diese Drastik auch einen humanitären Transfer bewirken. Als Beispiel nannte er Holocaust-Bilder, die in einem historischen Kontext eingebettet, auch Reaktionen wie "Es soll nie wieder geschehen, ich muss etwas gegen Faschismus tun", auslösen können. Das hätten Untersuchungen mit Jugendlichen gezeigt.
    Umgekehrt ließen sich in einer zugespitzten Konfliktsituation wie im Ersten und Zweiten Weltkrieg mit Gräuel-Propaganda das Konstruieren von Feindbilder unterstützen und dadurch auch die eigenen Soldaten enthemmen, besonders brutal zu sein. "Es ist ein starkes Kommunikationsmittel mit grundsätzlich ambivalentem Gehalt. Der muss verantwortlich gerahmt sein vom Journalisten und er muss wissen was er tut", so Grimm.
    Das vollständige Interview können Sie als Audio nachhören.