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Nahost-Konflikt
Kerry: Fortschritte bei Gesprächen über Waffenruhe

US-Außenminister John Kerry hofft weiter auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. In Jerusalem beriet er sich mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, in Ramallah traf er den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas. Im Gazastreifen gehen die Kämpfe ungeachtet der Vermittlungsgespräche weiter.

23.07.2014
    US-Außenminister John Kerry und der palästinensische Chef-Unterhändler Saeb Erekat
    US-Außenminister John Kerry und der palästinensische Chef-Unterhändler Saeb Erekat (dpa/picture-alliance/Alaa Badarneh)
    Bei den Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen gibt es nach Angaben von US-Außenminister John Kerry Fortschritte. Am dritten Tag seiner Vermittlungsmission im Nahen Osten nannte er aber nach seiner Ankunft in Israel am Mittwoch keinerlei Details. "Wir haben sicherlich Schritte nach vorne gemacht", sagte er in Jerusalem. "Es liegt immer noch Arbeit vor uns."
    In Jerusalem beriet sich Kerry mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon. Ban mahnte erneut zur Eile: "Wir haben nicht viel Zeit zu verlieren", sagte er vor dem Treffen mit Kerry. Gespräche mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas standen ebenfalls auf dem Programm. In Ramallah gab es ein etwa einstündiges Treffen mit Abbas. Nach dem Gespräch sagte Kerry zu Journalisten, die unmittelbare Gewalt müsse für alle ein Ende haben. Abbas äußerte sich nach der Unterredung nicht.
    Die radikalislamische Hamas verlangte derweil im Gegenzug für eine Feuerpause, dass Israel die seit sieben Jahren bestehende Gaza-Blockade aufhebt. Hamas-Chef Maschaal sagte vor Journalisten in Katar, niemand könne verlangen, dass man einem Waffenstillstand zustimme, wenn erst danach über die Rechte der Palästinenser verhandelt werde.
    Schimon Peres kritisiert die Streichung von Flügen nach Tel Aviv
    Kerry war in Tel Aviv gelandet, obwohl in der Nähe des Flughafens Ben Gurion am Vortag eine palästinensische Rakete eingeschlagen war. Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA hatte daraufhin US-Fluggesellschaften alle kommerzielle Flüge nach Tel Aviv für mindestens 24 Stunden untersagt. Auch die Lufthansa unterbrach die Verbindung nach Tel Aviv. Der israelische Präsident Schimon Peres kritisierte die Streichung internationaler Flüge nach Israel. "Die richtige Antwort ist nicht, Flüge zu streichen, sondern die Raketen (der Hamas) zu stoppen", sagte er bei einem Treffen mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon in Jerusalem.
    Für die israelische Tourismusindustrie bedeutet das Ausbleiben internationaler Flüge einen herben Schlag. Nach Angaben der israelischen Regierung verursachten die ersten zehn Tage der Offensive direkte Kosten von zwei Milliarden Schekel (435 Millionen Euro).
    Kämpfe im Gazastreifen gehen weiter
    Im Gazastreifen hielten die Kämpfe unvermindert an. Die israelische Luftwaffe bombardierte am Mittwoch das Al-Wafa-Krankenhaus im Osten der Stadt Gaza. Bodentruppen griffen das Gebäude an, in dem sich Kämpfer der islamistischen Hamas-Milizen verschanzt hatten, wie ein israelischer Militärsprecher in Tel Aviv mitteilte. Das Krankenhaus für schwerbehinderte Patienten war bereits vor vier Tagen geräumt worden, bestätigten Offizielle in Gaza. Zugleich nahm die israelische Armee bei neuen Bombenangriffen unter anderem das einzige Kraftwerk im Gazastreifen ins Visier.
    Der deutsche Astronaut Alexander Gerst twitterte ein Foto, das er von der Internationalen Raumstation (ISS) aus geschossen hatte:
    Mein traurigstes Foto: von der #ISS aus sehen wir Explosionen und Raketen über #Gaza und #Israel pic.twitter.com/xRERusouyk— Alexander Gerst (@Astro_Alex) 23. Juli 2014
    Auf palästinensischer Seite stieg die Zahl der Toten auf mindestens 680, auf israelischer Seite auf mindestens 30. Damit erhöht sich auch der Druck auf die israelische Regierung, die Krise zu lösen. Zuletzt kamen zwei Offiziere ums Leben. Ein Gastarbeiter aus einem nicht näher genannten Land wurde am Mittwoch bei einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen im Süden Israels getötet. Nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin wurden inzwischen 39 deutsche Staatsangehörige aus dem Gazastreifen evakuiert.
    Bei einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf zweifelte die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, an, dass Israel alles tue, um zivile Opfer zu vermeiden. Israel und die radikalislamische Hamas rief sie nachdrücklich auf, die Zivilbevölkerung bei den Kämpfen im Gazastreifen zu schützen.
    (cc/ach)