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Nairobis Westgate-Askaris
Kein Einkauf ohne Sicherheitscheck

Die Touristen bleiben fern, seitdem Terroristen in Kenia vor drei Jahren im Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi 67 Menschen töteten. Dabei wurde viel für den Schutz von Urlaubern und Einheimischen getan - auch für das Einkaufszentrum gibt es ein anderes Sicherheitskonzept.

Von Linda Staude | 30.07.2016
    Vor dem Haupteingang zum Einkaufszentrum Westgate Mall in Nairobi wird am 14. Juli kurz vor der offiziellen Wiedereröffnung am 18. Juli noch gearbeitet. Bei einem Terroranschlag waren am 21. September 2013 67 Menschen getötet worden.
    Vor dem Haupteingang zum Einkaufszentrum Westgate Mall in Nairobi wird kurz vor der Wiedereröffnung am 18. Juli noch gearbeitet. (dpa / picture alliance / EPA / Dai Kurokawa)
    Die Einfahrt zum Parkhaus im Westgate-Einkaufszentrum. Eine Schranke blockiert den Weg und dicke Poller aus Metall, die automatisch nach jedem Auto aus dem Boden fahren. Eine ganze Gruppe uniformierter Wachleute schwärmt aus und durchsucht jedes Fahrzeug. Die Askari, wie sie auf Kisuaheli genannt werden, öffnen Handschuhfach und Kofferraum, schwenken Metalldetektoren über jede Oberfläche, checken den Unterboden.
    "Unsere ganze Arbeit ist, nach gefährlichen Stoffen zu suchen, die in der Mall Schaden anrichten können. Im Falle eines Angriffs stehen jetzt bewaffnete Polizisten Wache, um uns zu helfen."
    Paul Ochola arbeitet seit dem vergangenen September im Westgate, wo vor rund zweieinhalb Jahren Terroristen der somalischen Al-Shabaab-Miliz ein Blutbad angerichtet haben. 67 Menschen starben, darunter auch die unbewaffneten Askari:
    "Bevor du dich für einen solchen Job entscheidest, weißt du, dass dein Leben in Gefahr ist. Aber ich denke nicht über einen neuen Anschlag nach. Weil ich eins über Terroristen weiß: Sie haben nur einmal Glück."
    Seit seiner Wiedereröffnung vor ziemlich genau einem Jahr ist das Einkaufszentrum von einem hohen Metallzaun umgeben. Versteckte Überwachungskameras gibt es überall. Fotografieren an den Zugängen ist streng verboten. Und die Sicherheitsmaßnahmen sind besser als in jeder anderen Mall, sagt der Askari.
    "An der Einfahrt zum Parkhaus sucht ein Spürhund nach verstecktem Sprengstoff im Auto."
    Strenge Sicherheitskontrollen
    Paul Ochola benutzt außerdem noch einen sogenannten Sniffer - eine elektronische Nase, die ihre Ergebnisse direkt in ein Kontrollzentrum übermittelt. Irgendwo in der Mall, unbemerkt von den Kunden. Die sind für die scharfen, aber schnell und professionell durchgeführten Kontrollen oft wenig dankbar.
    "Bevor ich ein Auto untersuche, muss ich Hallo sagen, wie geht es Ihnen. Manchmal werde ich dafür beleidigt. Mach deinen Job, fick Dich. Wofür willst du wissen, wie es mir geht. Solche Sachen."
    Noch üblere Beschimpfungen muss sich der schmale, zurückhaltende Mann anhören, wenn er einen Fahrer wegschicken muss. Weil der zum Beispiel Benzinkanister im Auto hat, Propangasflaschen oder Düngemittel.
    "Manchmal fühlst du dich so verletzt, dass du den Job am liebsten hinschmeißen würdest", sagt er. Aber er braucht die rund 180 Euro Verdienst im Monat. Für seine vierköpfige Familie und für das Schulgeld für seine jüngeren Geschwister.
    "Es ist kein gutes Geschäft, weil der Lohn im Vergleich zur Lebenshaltung sehr niedrig ist. Aber es gibt halt keine andere Option, also gibst du dich damit zufrieden."
    Eigentlich hatte Paul Ochola davon geträumt, zum Militär zu gehen oder vielleicht zur Polizei. Aber dafür hatte er weder die nötigen Beziehungen noch genug Bestechungsgeld. Der Job als Askari war nicht viel mehr als eine Notlösung, um Geld zu verdienen. Aber jetzt sieht er den Schutz vor Terrorangriffen als seine ganz eigene Form vom Dienst am Vaterland:
    "So lange ich meinem Volk diene, habe ich auch den Mut dazu. Und eine Menge Leute sagen, es hat so viele Attacken gegeben. Sie würdigen unseren Job. Und das motiviert einen."