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Namen und Gesichter verknüpfen

Jeder kennt das: Man trifft jemanden auf der Straße, unterhält sich und geht weiter. Aber wer war das eigentlich? Um sich Namen besser merken zu können, gibt es einige Tricks, das weiß der Gedächtnis-Künstler Boris Konrad.

Von Norman Laryea | 23.11.2010
    Norman Laryea: Man hört das Surren der Klimaanlage. Ich sitze hier mit Boris Konrad. Seines Zeichens Weltrekordhalter im "Namen und Gesichter merken". Herr Konrad, wie kommt man darauf, Gedächtnissport professionell zu betreiben?

    Boris Konrad: Ich habe im Jahre 2003 mein Abitur gemacht und kurz vorher selber andere Gedächtniskünstler im Fernsehen gesehen, die erzählt haben, dass es Techniken gibt, mit denen man sein Gedächtnis ganz erheblich verbessern kann. Und das fand ich natürlich gerade fürs Abitur und dann auch fürs Studium sehr interessant und dann habe ich mir das dann genauer angeguckt.

    Laryea: Kommen wir noch mal auf den Weltrekord zu sprechen. Was genau haben Sie sich da eingeprägt?

    Konrad: Die Disziplin heißt "Namen und Gesichter merken". Man bekommt da Fotos, unter denen jeweils ein Vor- und ein Nachname steht. Und ich habe mir in 15 Minuten 195 Namen eingeprägt - das ist der Weltrekord.

    Laryea: Die Analogie, die man oft zieht, ist, dass Gedächtnissport dem Zehnkampf in der Leichtathletik ähnelt. Warum ist das so?

    Konrad: Das ist deshalb so, weil bei den Gedächtnissportmeisterschaften immer mehrere Disziplinen zu absolvieren sind. Und bei allen großen Turnieren, Deutsche Meisterschaft, Weltmeisterschaft, sind das eben 10. Und genauso wie beim Leichtathletikzehnkampf gibt es dann für jede Disziplin einen Punktefaktor, sodass die Leistungen dann umgerechnet werden und dann am Ende eine Gesamtpunktzahl steht und die dann verglichen wird.

    Laryea: Sie sind Referent. Werden regelmäßig Zuschauer haben, die noch nie was davon gehört haben, aber sich dafür interessieren. Können sie denen schon nach kurzer Zeit erste Techniken vermitteln?

    Konrad: Auf jeden Fall. Das ist absolut mein Ziel. Ich habe Vorträge mit bis zu 400 Leuten und dann haben wir Übungen, die wir zusammen machen und dann schafft es eigentlich jeder sich nach einem Vortrag von nur 45 Minuten sich hinterher zum Beispiel 20 Begriffe in der richtigen Reihenfolge einzuprägen. Das schafft wirklich praktisch jeder.

    Laryea: Wir befinden uns ja hier nicht irgendwo, wir befinden uns auf dem Messegelände in München. Ist zurzeit eine Fahrradmesse. Weit über 100 Aussteller. Und ich würde jetzt gerne mit Ihnen kreuz und quer durch eine dieser Messehallen gehen und schauen, wie viele Namen von Ausstellern Sie sich in kürzester Zeit einprägen können. Wenn Sie da jetzt Lust zu haben.

    Konrad: Ich habe es ja schon befürchtet als Sie mich eingeladen haben auf eine Messe zu kommen, darum bin ich natürlich einverstanden.

    Laryea: Dann schauen wir mal! So, jetzt sind wir einmal kreuz und quer durch eine der Messehallen gegangen. Ich habe mich mal zwei, drei Meter wegbewegt um ihn nicht in seiner Konzentration zu stören. Aber er ist auch schon fertig. Also jetzt kommt quasi der Überprüfungsrundgang. Wir fangen an. Jetzt können Sie noch alles versemmeln. Letzter Name? Aber Sie lächeln. Also dieser Herr heißt?

    Konrad: Florian Schöpf.

    Laryea: Wir sind durch. Ich weiß nicht ob Sie vorhaben sich im Bereich Fahrräder selbstständig zu machen. Unternehmensgründung oder so was...?

    Konrad: Gut, das Netzwerk ist jetzt angelegt, das ist ja immer ein erster Schritt. Aber mit der Branche Gedächtnistraining bin ich im Moment ganz zufrieden.

    Laryea: So, wie viele Namen waren es jetzt insgesamt?

    Konrad: 30 Namen.

    Laryea: 30 Namen. Angenommen ich wäre da jetzt durchgegangen und wir hätten uns nur 3 Namen merken müssen mit dieser Technik - wie genau wäre ich da vorgegangen?

    Konrad: Der wichtigste Schritt ist, dass ich diese Namen in ein Bild umwandele und das mit der Person verknüpfen muss. Nur so kann ich die Person, wenn ich sie hinterher sehe, auch mit dem Namen wieder ansprechen, weil mir das Bild wieder einfällt und ich weiß, für welchen Namen dieses Bild gestanden ist.

    Laryea: Also Sie haben dann zwei Bilder gehabt?

    Konrad: Richtig immer ein Bild für einen Vor- und ein Bild für einen Nachnamen.

    Laryea: Boris Konrad war das, amtierender Weltrekordhalter im "Namen und Gesichter merken". Und er hat uns heute erklärt, wie man in kürzester Zeit Namen schnell und sicher ins Gedächtnis bekommen kann. Vielen Dank.

    Laryea: Zusammengefasst: Man prägt sich das Äußere der Person genau ein. Dann zerlegt man ihren Namen in zwei Bilder. Eins für den Vor- und eins für den Nachnamen. Um es sich einfacher zu machen, sollte man für bekannte Namen deshalb schon vorab ein kleines Bildarchiv erstellen. So könnte etwa der Name Vorname "Karl" zum Bild "König" werden. Der Nachname "Schmidt" ließe sich umwandeln in das Bild "Schmied". Als nächstes kombiniert man dann die beiden Bilder zu einer kleinen Geschichte. Zum Beispiel: Ein "König" bastelt in einer "Schmiede" ein neues Zepter. Wenn man die Person dann das nächste Mal s

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