Donnerstag, 18. April 2024

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NASA-Sonde mit deutschem Massenspektrometer
Zehn Minuten Bonner Venus-Messung

Vor 40 Jahren kam erstmals ein bundesdeutsches Weltraumexperiment bei einem anderen Planeten des Sonnensystems zum Einsatz: Das Neutrale Massenspektrometer, gebaut vom Physikalischen Institut der Universität Bonn, war das erste komplett im Ausland entwickelte Messinstrument an Bord einer US-Raumsonde.

Von Hermann-Michael Hahn | 09.12.2018
    Kurz vor dem Erreichen der Venus wurden die Eintauchsonden der Pioneer Venus Multiprobe von der Trägerstruktur mit dem Bonner Experiment abgetrennt
    Kurz vor dem Erreichen der Venus wurden die Eintauchsonden der Pioneer Venus Multiprobe von der Trägerstruktur mit dem Bonner Experiment abgetrennt (NASA)
    Pioneer-Venus-2, genannt Multiprobe, erreichte den inneren Nachbarplaneten der Erde am Abend des 9. Dezembers 1978. Sie umfasste eine große und drei kleine Sonden, die – nur durch ihre aerodynamische Form gebremst – in die dichte Venusatmosphäre eingetaucht sind und während des Abstiegs den Druck- und Temperaturverlauf gemessen haben. Die große Sonde enthielt darüber hinaus ein Massenspektrometer zur Bestimmung der atmosphärischen Bestandteile und ein Gerät zur Untersuchung der Tröpfchengröße in den Venuswolken.
    Die Pioneer Venus Multiprobe bei der Endmontage
    Die Pioneer Venus Multiprobe bei der Endmontage (NASA)
    Während der vier Monate dauernden Reise zur Venus waren diese Sonden auf einer Gitterstruktur montiert, auf der auch das Bonner Messgerät untergebracht war. Es hat die Zusammensetzung der Hochatmosphäre zwischen 2.000 und 130 Kilometern Höhe untersucht. Dabei zeigte sich zum Beispiel, dass Stickstoffmoleküle, die insgesamt nur einen geringen Anteil der Venusatmosphäre stellen, in 150 Kilometern Höhe deutlich häufiger anzutreffen sind als weiter unten.
    Die Gitterstruktur verfügte über keinerlei Hitzeschild und ist rund 120 Kilometer über der Venusoberfläche verglüht. Dem Bonner Instrument blieben nur rund zehn Minuten Messzeit.