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Nasennebenhöhlen-Erkrankungen
Störende Polypen

Langwierige Infekte der Nasennebenhöhlen können zur Bildung von Polypen führen. Wenn eine medikamentöse Therapie nicht mehr ausreicht, müssen diese operativ entfernt werden - für viele Patienten eine große Erleichterung.

Von Barbara Weber | 08.11.2016
    Medikamente und ein Fiberthermometer liegen auf einem Nachttisch.
    Polypen können die Atmung behindern und Druck im Kopf erzeugen. (dpa/picture alliance /Maurizio Gambarini)
    Arzt: "Können wir den Tisch mal ein bisschen hoch machen?"
    Schwester: "Nur den Kopf?"
    Arzt: "Erstmal nur den Kopf. Das reicht schon, danke."
    Universitätsklinik Düsseldorf. Der 44-jährige Patient liegt in Narkose auf dem Operationstisch. Da er unter Polypen leidet, will ihn Prof. Martin Wagenmann, geschäftsführender Oberarzt an der Hals-Nasen-Ohrenklinik, heute endoskopisch operieren:
    "Das ist das Endoskop, was wir verwenden, um gleich was zu sehen. Da wird eine Kamera draufgesetzt, damit man das gut sehen kann und das Ganze auch dokumentieren kann als Video oder als Foto. Da kommt noch ein Lichtkabel dran, weil in so einer Nase ist es verdammt dunkel!"
    Gewebe wird mit Zange entfernt
    Das Endoskop mit der Kamera hält der Operateur in der linken Hand, während er rechts die Schneidegeräte führt. Die Bilder der Kamera zeigen die rosarote Schleimhaut des Patienten auf einem Bildschirm.
    "Das ist eine sehr unübersichtliche Nase, weil alles randvoll mit Polypen ausgefüllt ist."
    Die Ärzte haben vor der Operation ein Bild vom Kopf des Patienten mit einem Computertomografen aufgenommen. Jetzt sind die inneren Strukturen des Kopfes – zum Beispiel die Knochen - auf einem zweiten Bildschirm zu sehen. Prof. Wagenmann arbeitet mit einem speziellen Navigationssystem, so dass er auf dem Bildschirm genau sehen kann, wo er sich mit seinen Instrumenten im Kopf befindet.
    "Nehmen wir jetzt gleich mal einen kleinen Polypen."
    Mit einer Zange kneift der Operateur etwas Gewebe ab.
    "Alles Gewebe, was hier entfernt wird, wird selbstverständlich nachher pathologisch untersucht, um sicher zu stellen, dass man keine Tumoren übersieht."
    Ein dünnes Rohr mit einem so genannten Shaver, also eine Art Rasierer, kommt danach zum Einsatz:
    "Das ist der Sauger, und dieses Motorengeräusch im Hintergrund ist das rotierende Messer, was sich hin und her bewegt und dann den Teil des Gewebes, der in den Sauger gerät, abschneidet. Jetzt beginnt man langsam, so ein bisschen besser die Anatomie der Nase auch zu erkennen, wenn die Polypen hier weg sind."
    Mit einem Messerchen öffnet der Arzt den ersten Teil der Nasennebenhöhlen.
    "In dem Fall müssen wir relativ ausgiebig operieren bei dem Patienten. Das heißt, das gesamte Siebbeinsystem eröffnen."
    Weniger Druck im Kopf
    … also den Knochen im hinteren Bereich der Nasenhöhle …
    "… weil eben alle Nebenhöhlen betroffen und erkrankt sind bei ihm. So, hier seitlich operiert man bis an die knöcherne Grenze zum Auge. Das sieht man mit dem Navigationssystem auch sehr schön, dass ich jetzt nicht weiter nach außen operieren sollte, sonst würde ich im Auge landen.
    Jetzt sind wir im Bereich der vorderen Schädelbasis, im so genannten vorderen Siebbein, und die nächste Struktur, die wir hier sehen, ist einerseits die knöcherne Schädelbasis und dann eine weitere Öffnung nach oben, und da geht es dann in Richtung Stirnhöhle.
    Hier geht es absichtlich ein bisschen langsam voran, weil das eben genau der Bereich der vorderen Schädelbasis ist, und das ist ein gefährlicher Bereich, weil man sich eben direkt unterhalb des Gehirns bewegt.
    Dann schauen wir uns mal jetzt die Kieferhöhle an. Hier seitlich geht es um die Ecke, da geht es in die Kieferhöhle rein. Man hört es an dem charakteristischen Sauggeräusch.So jetzt sind alle Nasennebenhöhlen eröffnet, und man erkennt auch keine Polypen mehr..."
    … so dass jetzt die andere Seite operiert werden kann. Die Operation verläuft gut und Prof. Martin Wagenmann ist zuversichtlich:
    "Der wird sicherlich erstmal profitieren, der Patient, von der Operation, weil er besser Luft kriegt, weil er weniger Druck auf dem Kopf hat, weil er hoffentlich dann auch später wieder riechen kann. Aber er hat halt schon viele Risikofaktoren für ein erneutes Auftreten. Deshalb ist es ganz wichtig, dass er zusätzlich auch medikamentös effektiv behandelt wird, und dass man es kontrolliert."