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Nationaler Radverkehrskongress
Deutschland soll Fahrradland werden

Andreas Scheuer (CSU) hat in Hamburg Pläne vorgestellt, wie in Deutschland das Fahrrad als Beförderungsmittel deutlich populärer werden soll. Auf der Liste des Bundesverkehrsministers stehen nicht nur mehr Radwege, sondern auch eine Veränderung des Planungsrechts.

Von Axel Schröder | 27.04.2021
Der Radschnellweg Ruhr, auch "RS1" genannt (hier das Ausbaustuck in Mühlheim)
Radschnellwege wie der sogenannte RS1 im Ruhrgebiet sind deutschlandweit bislang eine Seltenheit. Das soll sich ändern. (picture alliance / Jochen Tack | Jochen Tack)
Zwar radeln die Deutschen seit Beginn der Coronapandemie mehr – jedoch nach wie vor mit Hindernissen: Nicht einmal ein Viertel der Landstraßen und noch weniger Kreisstraßen haben einen Fahrradweg. Um unter anderem das zu ändern, hat die Bundesregierung kürzlich den nationalen Radverkehrsplan verabschiedet.
Der Zweirad-Absatz ist im Jahr 2020 um rund 17 Prozent gestiegen. (Statista )
Auf dem Nationalen Radverkehrskongress in Hamburg (27. April) hat Scheuer bei den Autofahrern dafür geworben, grundsätzlich die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, anstatt ins Auto aufs Rad umzusteigen – mit Verweis auf die eigentlich gut bekannten Vorteile: gesünder, umweltfreundlicher, oftmals schneller am Ziel.

Wie will Scheuer Deutschland zum Radfahrerland machen?

  • Infrastruktur: Deutlich mehr Radwege sollen entstehen – darunter auch Fahrradschnellstraßen zwischen Stadtzentren und dem Umland. Der Plan sieht eine baulich klare Trennung von Auto- und Radverkehr vor. Ebenfalls soll in Tunnel und Parkhäuser für Fahrräder investiert und Kreuzungen umgebaut werden.

  • Fahrradtransport: Die Deutsche Bahn soll es mehr Menschen als bislang ermöglichen, ihr Rad mitzunehmen.

  • Mehr Flexibilität: Verschiedene Mobilitätsarten sollen besser aufeinander abgestimmt werden – unter anderem durch Leihfahr- sowie -lastenräder an Bahnstationen

  • Änderung des Planungsrechts: Wenn eine neue Straße gebaut wird, muss in Zukunft nicht mehr extra begründet werden, warum zugleich ein Radweg entstehen soll. Stattdessen muss eine gute Begründung vorliegen, wenn kein dazugehöriger Fahrradweg vorgesehen ist.

Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro

Den Nationalen Radverkehrsplan 3.0 lässt sich der Bund ca. 1,5 Milliarden Euro kosten – und damit deutlich mehr als alle anderen bisherigen Radkampagnen. Durch den Mobilitätsumbau sollen ungefähr vier Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Was ist der Nationale Radverkehrsplan?
Im Nationalen Radverkehrsplan (NRVP) legt die Bundesregierung ihre Strategie zur Förderung des Radverkehrs in Deutschland fest. Vor 19 Jahren wurde der erste Radverkehrsplan für 2002 bis 2012 beschlossen. Sein Nachfolger, der Nationale Radverkehrsplan 2020, ist soeben ausgelaufen. Er wird abgelöst vom NRVP 3.0. Die Leitziele der dritten Version wurden unter anderem im Rahmen einer Bürgerbeteiligung erarbeitet. Als wichtigstes Ziel steht der Aufbau einer sicheren und attraktiven Infrastruktur für lückenlosen Radverkehr im Plan.
Zudem verfolgt der neue Radverkehrsplan das Ziel, dass die Deutschen bis zum Jahr 2030 nicht mehr für durchschnittlich 120 Kilometer jährlich pro Kopf das Rad nutzen, sondern für 180. Die Anzahl tödlich verunglückter Radfahrer soll um mindestens 47 Prozent reduziert werden (auch bei steigendem Radverkehrsaufkommen).
Gegenwartsgedränge – Mit dem Fahrrad durch die Stadt
In der Serie "Gegenwartsgedränge" geht die Sendung "Essay und Diskurs" der Frage nach, wie sich das Radfahren verändert hat, wie es in Zukunft aussehen wird – und was das über unsere Gesellschaft aussagt.