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Naturkatastrophe
Neue Erdstöße erschüttern Mittelitalien

Nach dem Erdbeben der Stärke 5,4 hat es in Zentralitalien weitere Nachbeben gegeben. Aus Angst vor einstürzenden Gebäuden verließen viele Menschen in der Nacht ihre Häuser. Schlechte Wetterbedingungen erschweren die Aufräumarbeiten in der schwer zugänglichen Region.

Von Tassilo Forchheimer | 27.10.2016
    Zerstörungen im Ort Visso in Mittelitalien.
    Zerstörungen im Ort Visso in Mittelitalien. (AFP/Tiziana Fabi)
    "Nacht der Angst", "Epizentrum Italien", "Apocalypse ohne Ende", "Panik auch in Rom" … die italienischen Zeitungen kennen heute nur einen Aufmacher und die Erde kommt weiter nicht zur Ruhe. Allein zwischen 19.10 Uhr und 23.00 Uhr registrierte die italienische Erdbebenwarte 60 Nachbeben, die teilweise auch noch in Norditalien zu spüren waren. Besonders stark waren die Erschütterungen um 21:18 Uhr. Ein Bürgermeister aus der Region war gerade mitten in einem Telefoninterview mit einem Fernsehsender, als das Gespräch abrupt unterbrochen wurde.
    Die Stärke des neuerlichen Bebens lag nach Angaben verschiedener Erdbebenwarten zwischen 5,8 und 6,1. Diese Messwerte bewegen sich in ähnlichen Dimensionen wie das schlimme Erdbeben vom August, das knapp 300 Menschen das Leben gekostet hat. Der Geologe Mario Tozzi sieht weitere Parallelen.
    "Von der geologischen Struktur her gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Beben. Das heutige ist allerdings ein neues Ereignis, dem weitere Beben folgen werden. Von der Stärke her dem Beben von Amatrice durchaus vergleichbar. Hoffen wir, dass alle dort entsprechend vorsichtig sind."
    Schwer zerstörte Gebäude in vielen Regionen
    Tatsächlich waren überall in der Region die Menschen schon nach dem ersten Erdstoß um kurz nach 19 Uhr in Panik auf die Straßen gelaufen. Das Epizentrum liegt in der Grenzregion zwischen Umbrien und den Marken, etwas nördlich, aber nicht weit entfernt von Amatrice, wo es bei dem Beben vor zwei Monaten die meisten Opfer gegeben hatte. Weite Teile des betroffenen Gebietes gehören zu einem Nationalpark, sind dünn besiedelt und schwer zugänglich. Teilweise war der Strom ausgefallen, berichtete der Chef des italienischen Zivilschutzes Fabrizio Curcio in einer nächtlichen Pressekonferenz.
    Die Wetterbedingungen sind schwierig. Schlechtes Wetter über dem gesamten Gebiet. Sie können sich vorstellen, dass es in der Dunkelheit schwer ist, die Schäden zu bewerten. Die Kräfte vor Ort, auch die Bürgermeister sagen uns, dass es sicher weitere Einstürze gegeben hat. Bei Tageslicht werden wir mehr sehen. Wichtig sind jetzt die Menschen. Zurückkehren, um den Menschen zu helfen, das ist der entscheidende Punkt im Moment."
    Im Lauf der Nacht teilte der Zivilschutz mit, dass es zwischenzeitlich gelungen sei, in alle betroffenen Orte vorzudringen. Die Bilder aus der Region zeigen schwer zerstörte Gebäude. Die Menschen leiden unter den widrigen Wetterbedingungen. Es ist kalt und es regnet. Drei Krankenhäuser müssen aus Sicherheitsgründen geräumt werden. Die Schulen bleiben fürs Erste geschlossen.