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Naturlehrpfad unter Wasser

Bunte Korallenriffe, glitzernde Fischschwärme und ein klares azurblaues Wasser. Die stets faszinierende Unterwasserwelt der Südsee lässt jedes Taucherherz sofort höher schlagen. Doch Tauchen wird immer beliebter und ist längst kein reines Urlaubsvergnügen ausschließlich in südlichen Gefilden mehr:

Von Michael Wieczorek | 20.08.2004
    Es ist bunter und wärmer und das Wasser ist klarer, aber auch Ostseetauchen hat seinen Reiz. Es gibt jede Menge zu entdecken: Wenn man Glück hat, ein paar Fische - meine Favoriten sind Seenadeln und Seestichlinge zum Beispiel. Es gibt da so ein Ostsee-Bestimmungsbuch, das möchte man jedem unter die Nase halten, der fragt: "Was sieht man denn hier?" Man kann wunderbar beobachten, wie sich die Natur unter Wasser verändert vom Frühjahr bis zum Herbst und Winter. Man muss nur ein bisschen genauer hingucken.

    Jane Kortüm ist Sporttaucherin aus Kiel und gehört zu den inzwischen fast vier Millionen Tauchern in Deutschland, die zunehmend auch die heimischen Gewässer für sich entdecken.
    Da kommt der Hohenfelder Tauchlehrpfad unter Wasser allen naturinteressierten Tauchern sehr entgegen. Die Idee stammt vom Kieler Meeresforschungsinstitut Marilim. Meeresbiologe Stefan Krause:

    Der Naturerlebnisraum unter Wasser ist im Wesentlichen eine Anlage, die einen Tauchlehrpfad beinhaltet, ist speziell für Sporttaucher gedacht, die dann die Möglichkeit haben, entlang einer geführten Wegstrecke das Flachwasser zu betauchen und dort an verschiedenen Lebensräumen entlang geführt zu werden.

    Nur 50 m vom Strand entfernt eröffnet sich dem Taucher ein ca. 5 qkm großer Naturpark unter Wasser, der wahre Schätze in sich birgt. Welche es sind, steht auf Informationstafeln, die - Verkehrsschildern ähnlich - am Meeresgrund im Kreis aufgestellt sind. So kann der Taucher bei seinem Unterwasserrundgang an jeder Station Halt machen und so einiges über die
    Pflanzen- und Tierwelt lernen:

    Wenn wir als typischen Lebensraum zum Beispiel eine Seegraswiese nehmen, dann gibt es viele Tiere und Pflanzen, die sich in der Seegraswiese verstecken. Und solche Schautafeln könnten dabei helfen, den Detailblick zu schulen, so dass die Taucher ein wenig länger in dem Lebensraum verweilen und auch vielleicht versuchen, Tiere zu finden, die sich sehr gut tarnen, zum Beispiel verschiedene Seenadelarten und dann einfach den Eindruck über diesen Lebensraum ein bisschen vertiefen können und vielleicht auch neue Eindrücke gewinnen.

    Das für die Hohwachter Bucht typische Flachwasser ist eine Kinderstube für Fische. Seenadeln, Stichlinge und Plattfische haben hier ein Zuhause. Ein Naturlehrpfad für Taucher und das etwa im Urlaub könnte zum wahren Tourismusmagneten für die Region werden, weshalb auch der
    schleswig-holsteinische Umweltminister Klaus Müller, selbst passionierter Taucher, das Projekt unterstützt:

    Jetzt ist unsere Ostsee ja nicht ganz so attraktiv wie vielleicht das Rote Meer. Man kann die Korallen, die es dort gibt, vielleicht nicht ganz so deutlich erkennen. Wenn man zum Beispiel die Seenadeln sehen möchte, dann ist die im Seegras schon schwer zu finden. Da Infrastruktur zu schaffen, Schilder zu schaffen - das ist das Anliegen dieses Projektes und jetzt war eine Gemeinde hier, die gesagt hat: Boa! Wir wollen das. Natur und Tourismus miteinander verknüpfen, das kommt beides sehr gut zusammen.

    Aber immer dort, wo neue Infrastruktur in Naturräumen geschaffen wird, wollen auch Umweltverbände mitreden. Der Hohenfelder Tauchpfad jedoch wird nach Meinung der Meeresbiologen voraussichtlich keine negativen Folgen für das Ökosystem haben:

    Generell stehen wir ja vor diesem Problem erst mal nicht. Hoffen wir, dass dieser Lehrpfad gut angenommen wird. Dass eine Überbeanspruchung des Lebendraumes dadurch zustande kommt, ist vermutlich nicht gegeben, denn auch in Gebieten, wo in der Woche und am Wochenende getaucht wird, ist keine Belastung des Lebensraumes festzustellen bis jetzt.

    Auch Umweltverbände wie der Naturschutzbund Schleswig-Holstein sehen keine Gefahren für die Umwelt. Bei zahlenmäßig begrenzten Tauchgängen gebe es keine Bedenken. Dies sei schon eher ein Problem der Binnengewässer, wo empfindliche Feinsedimente von Tauchern leicht aufgewirbelt werden können, so ein Sprecher des NABU. Auch die Kosten des gemeinnützigen Projektes halten sich in Grenzen. In der ersten Ausbaustufe belaufen sie sich auf etwa 40.000,- €. Eine Hälfte zahlen die angrenzenden Gemeinden, den Rest das Land Schleswig-Holstein. Offen
    sind noch die späteren Unterhaltskosten. Dazu gehört zum Beispiel die Säuberung der Unterwasserschilder, wenn sie einmal von Algen und Muscheln bewachsen sein werden.
    Die Idee scheint bei den Kieler Sporttauchern zumindest gut anzukommen:

    Ja, also wie ich gehört habe, soll es vor Hohenfelde schon ein bisschen anders sein als hier. Da sollen große Steine sein,es soll flacher rein gehen im Vergleich zu hier, wo wirklich nur Sand und Seegraswiese ist und das war's. Ich finde das ganz nett. Das ist mal was ganz anderes. Man kann sich direkt informieren, ohne in irgendwelchen Büchern zu blättern, man kann sich gut beschäftigen unter Wasser, das bringt bestimmt Spaß!