Dienstag, 16. April 2024

Archiv


Nebenher zum Master

Die Universität Rostock bietet an seinem "Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium" Menschen die Möglichkeit, trotz ausgefülltem Berufsleben auch noch einen Master-Abschluss zu erwerben.

Von Kathrin Kahlke | 18.07.2009
    Nach einem Acht-Stunden-Arbeitstag in der Fachabteilung "Gartenbau" im Schweriner Landwirtschaftsministerium hat Nils Wagner längst noch nicht Feierabend. Für den Ingenieur beginnt dann erst die "zweite Schicht": Der 33-Jährige studiert berufsbegleitend Umweltschutz. In gut anderthalb Jahren macht er an der Universität in Rostock seinen Master.

    "Ich bin sehr begeistert von dem Studium. Weil es vielfältig ist. Ein sehr breit angelegtes Studium. Du hast Didaktik, ökologische Ökonomie, Ethik, ein sehr breit angelegtes Studium. Stichwort ist ja immer lebenslanges Lernen. Du hast die Chance, noch mal in ein ganz neues Gebiet einzusteigen - was für Deine berufliche Arbeit auch wichtig ist – ja und beschäftigst Dich mit den Themen."

    Wie Nils Wagner studieren etwa 1000 Frauen und Männer berufsbegleitend in Rostock. Weil sie einen akademischen Abschluss nachholen möchten und auch ihre Karrierechancen verbessern wollen. Voraussetzungen für das Studium sind unter anderem ein abgeschlossenes Hochschul- oder Fachhochschulstudium und mindestens ein Jahr Berufserfahrung. Das Studium sei entsprechend praxisorientiert ausgerichtet, betont Sabine Teichmann, die Leiterin des Zentrums für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium. Es ermögliche den Studierenden, das erworbene Wissen für den Berufs-Alltag zu nutzen.

    "Der Student kommt hier an und er bringt mit für seine Lebensplanung eine Vorstellung was er in diesem viersemestrigen Studium machen möchte und er muss eine konkrete Idee mitbringen für ein Projekt. Ein Projekt, das er im Laufe seines Studiums entwickelt. Dazu bietet die Universität Rostock Projektmanagement an, damit dieses Projekt von Anfang an gut wachsen kann."

    Das viersemestrige Master-Studium ist so organisiert, dass es in den Berufs-Alltag integriert werden kann. Es gibt fünf Einheiten – Module – nach denen jeweils eine Prüfung erfolgt. Die meiste Zeit ist der Studierende auf sich gestellt. Nur in den insgesamt sechs sogenannten Präsenz-Seminaren treffen sich die Kommilitonen an der Universität in Rostock. Die Teilnahme daran ist freiwillig. Das schätzen vor allem Alleinerziehende, die keine Kinderbetreuung haben, glaubt Sabine Teichmann. Anwesenheitspflicht bestehe nur in der ersten Woche, der Orientierungsphase und bei der Verteidigung der Masterarbeit, am Ende des Studiums. Die klare Struktur erleichtere den Alltag.

    "Man weiß genau wann die Prüfungen sind, man weiß wann die Hausarbeiten einzureichen sind. Man hat eine Planung von 15 Stunden, die man im Selbststudium machen muss und diejenigen die beraten und betreuen gehen ganz individuell auf die Wünsche der Studierenden ein."

    Zum Beispiel auch über betreute Online-Tutorien. 80 Prozent der Studierenden schaffen den Abschluss. Eine von ihnen ist Tanja Flehinghaus Roux aus Rostock. Seit vier Jahren ist die promovierte Agrarwissenschaftlerin Referentin beim Naturschutzbund.

    "Man braucht Durchhaltefähigkeit und Unterstützung. Und sehr wichtig ist auch, dass man eine sehr gute Zeitplanung mitbringt."

    Gut geplant hat auch Nils Wagner bevor er sich für das Studium "Umweltschutz" eingeschrieben hat.

    "Es ist natürlich schwierig, mit einer 40- Stunden- Woche nebenbei noch zu studieren. Das merke ich auch. Da muss man sehr diszipliniert sein. Ich hab da jetzt so eine Regelung für mich gefunden, dass ich zum Beispiel in die Landesbibliothek gehe nach der Arbeit, da jeden Tag fast zwei Stunden bin und mir da die Studienthemen selbst erarbeite. Man muss so rechnen, man hat etwa 15 bis 20 Wochenstunden, die man wirklich an Selbstarbeit zu Hause erledigen muss und das ist gar nicht anders zu leisten, als dass man sich dann eben die Zeit nimmt dafür."

    Die beiden Jahre Doppelbelastung aber haben sich gelohnt, sagt Absolventin Flehinghaus-Roux.

    "Früher bei der Arbeit war es eine sehr wissenschaftliche Arbeit. Jetzt ist es das relative Gegenteil. Ich arbeite im Bildungsbereich. Das ist auch sehr erfüllend weil man merkt, man kann wichtige Themen rüberbringen."

    Ganz billig ist die berufsbegleitende Weiterbildung an der Universität Rostock allerdings nicht. Rund 1000 Euro Studiengebühren fallen pro Semester an. Für Bücher, Anreise und Unterkunft während der Präsenzveranstaltungen müssen die Studierenden weitere 500 Euro aufbringen.