"dOGUMENTA" in New York

Können Tiere Kunst verstehen?

Der Biologe, Philosoph und Schriftsteller Andreas Weber mit seiner Hündin Erbse im Studio von Deutschlandradio Kultur.
Der Biologe, Philosoph und Schriftsteller Andreas Weber mit seiner Hündin Erbse im Studio von Deutschlandradio Kultur. © Deutschlandradio/ Sandra Ketterer
Andreas Weber im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 11.08.2017
Die New Yorker Ausstellung "dOGUMENTA" in New York" stellt zehn eigens für Hunde angefertigte Kunstwerke aus. Haben die Tiere wirklich etwas davon - oder ist das einfach nur albern? Der Biologe und Philosoph Andreas Weber meint: Auf Ausstellungen im herkömmlichen Sinne seien Hunde Irrläufer.
Haben Tiere Kunstverstand? Die US-amerikanische Kunstkritikerin Jessica Dawson scheint fest davon überzeugt zu sein. Sie stellt bis 13. August in New York zehn Kunstwerke für Hunde aus - für Hundeaugen und -nasen extra niedrig platziert - und nennt das Ganze "dOGUMENTA". Absurde Idee – oder ist etwas dran an der Vorstellung, dass Tiere Kunst vielleicht als solche wahrnehmen können?
Der Biologe, Philosoph und Hundebesitzer Andreas Weber meint: Wenn man Kunst als Ausdruck von Lebendigkeit, die aus dem Inneren komme, definiere, könne man durchaus sagen, Hunde hätten Kunstverstand. Demnach ist eine Kunstausstellung für Tiere also sinnvoll?

Wann ist Kunst für Hunde interessant?

Ja, aber nicht im klassischen Ausstellungssinne, meint Weber. Wenn man zugrunde lege, dass sich Tiere über ihre Körper, über Farben, Düfte, Geräusche – also, alles Medien von Kunst – verständigten, "dann ist das, was … schwierig ist, der umgrenzte Ort einer Ausstellung. Das ist nämlich eigentlich ein Ort für Menschen, wo man Kunst zeigt und, in Klammern, dann auch noch verkauft. Da sind die Hunde natürlich Irrläufer, die sich füreinander interessieren und vielleicht für Leckerli, die man mitgebracht hat. Selbst wenn man ihnen die Kunstwerke in Riechnähe hängt, geht das an ihnen vorbei."
Versuche Tiere, zum Beispiel Schimpansen, selbst Kunst machen zu lassen, findet Weber, der an der Leuphana Universität Lüneburg und an der Universität der Künste in Berlin lehrt, "hoch interessant". Von Picasso und anderen Künstlern sei bekannt, dass sie die so entstandenen Gemälde von Primaten gekauft hätten – "weil sie eben aussehen wie abstrakte Kunst".

Kunstwerke von Tieren

Es gebe einige "abgefahrene Beispiele" aus der Natur, wie etwa den Laubenvogel, der zur Balz ein Häuschen aus Stöcken für das Weibchen baue – und dieses auch noch blau anmale.
"Das ist schon eine Kulturleistung mit der Nutzung von Artefakten. Die Frage ist: Was haben die dabei im Kopf – denken die dabei an Kunst?" Wenn Kunst die Weitergabe der Idee, lebendig zu sein, sei – "dann glaube ich nicht, dass der Laubenvogel das damit verbindet. Das würde nur eine einzige Tierart tun – das ist Homo sapiens. Das ist unsere spezielle Art, Tier zu sein. Uns zu fragen: Wie ist es eigentlich, Tier zu sein. Darauf ist eine Antwort die Kunst. Und der Laubenvogel ist einfach irgendwie diese Kunst – so würde ich das unterscheiden. Der denkt nicht darüber nach, aber gleichzeitig entsteht dabei etwas, das absolut ein Kunstwerkt sein kann."
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