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Netanjahu und die Medien
Der tägliche Anruf in der Redaktion

Eigentlich wird dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu ein schwieriges Verhältnis zu den Medien nachgesagt. Zu einer Redaktion aber pflegt er beste Kontakte – die verantwortet ausgerechnet die auflagenstärkste Zeitung des Landes.

06.09.2017
    Israels Premierminister Benjamin Netanjahu am 7. Juni 2016 in Moskau
    Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (dpa / picture-alliance / Sergey Guneev / Sputnik)
    Weite Teile der Medien in Israel und Ministerpräsident Netanjahu haben sich entfremdet. Zu dieser Einschätzung kommt der Israel-Korrespondent Benjamin Hammer im Deutschlandfunk. Der Kontakt sei schwierig, den meisten Medien gebe Netanjahu auch keine Interviews mehr, so Hammer. Stattdessen suche er sich seine eigenen Kanäle.
    Zu den bevorzugten Kommunikationsplattformen gehören das Internet und einzelne Publikationen. So pflegt Netanjahu beste Beziehungen zur Redaktion des Gratisblatts "Israel Hajom", der auflagenstärksten Zeitung des Landes. Dieser Kontakt wirft nun auch in der Öffentlichkeit in Israel viele Fragen auf.
    Im Wahlkampf täglich telefoniert
    Nach Recherchen eines israelischen Journalisten bestand zeitweise ein ständiger Austausch zwischen Netanjahu und den Verantwortlichen der Zeitung. Der Journalist wollte wissen, wann Netanjahu mit ihnen telefoniert hatte und ob dabei möglicherweise Einfluss auf die Berichterstattung genommen wurde. Nach einem Gerichtsurteil musste Netanjahu die Telefondaten herausgeben.
    Daraus gehe nun hervor, dass in der Wahlkampfzeit fast täglich telefoniert wurde, berichtet Benjamin Hammer. Eine genauere Prüfung der Unterlagen zeige zudem, dass anschließend positiv über den Ministerpräsidenten berichtet worden sei.
    Politischen Schwierigkeiten
    Dass der Verdacht der engen Absprache zu politischen Schwierigkeiten für Netanjahu führen könnte, vermutet Hammer nicht. Dazu seien die Vorwürfe nicht konkret genug. Allerdings könnte eine andere Affäre für Netanjahu noch gefährlich werden. So gibt es den Verdacht, dass er einer Konkurrenzzeitung von "Israel Hajom" das Angebot gemacht haben soll, auf die Berichterstattung von "Israel Hajom" Einfluss zu nehmen. Zugunsten der Konkurrenz und in der Erwartung selbst eine gute Presse zu bekommen.