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Neuausrichtung
Lufthansa baut Geschäftsfelder um

Die Lufthansa will sich neu aufstellen. Künftig soll es drei Säulen geben: Service, Flugverkehr im Netzwerk sowie von Punkt zu Punkt. Die neue Konzernstruktur von Lufthansa-Chef Carsten Spohr liegt nun dem Aufsichtsrat des Unternehmens zur Ansicht vor.

Von Brigitte Scholtes | 16.09.2015
    Lufthansa-Maschinen stehen am 09.09.2015 am Flughafen von Frankfurt am Main (Hessen) am Boden.
    Lufthansa muss auch gegen die europäische Konkurrenz bestehen. (picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst)
    Eine neue Struktur für den Konzern hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr schon lange versprochen. Schon im Frühjahr bei der Vorlage der Bilanz hatte er angekündigt, dass die Lufthansa künftig aus drei Säulen bestehen werde, einmal die sogenannten Netzwerk-Airlines, das sind all die, die bisher die Drehkreuze Frankfurt und München anfliegen. Daneben die Punkt- zu-Punkt-Verbindungen, die das eben nicht tun, und schließlich die Servicegesellschaften. Spohr erklärte das damals so:
    "Dabei wird das Geschäft der Service-Gesellschaften weiter steigen. Das wird dem Konzern im Ganzen noch mehr Stabilität verleihen, denn wir wissen: Die Service-Sparten sind weniger volatil – und sie sind auch profitabler. Wachstum streben wir zudem in dem sehr dynamischen Punkt-zu-Punkt-Geschäft in Europa an, mit einem großen, starken Fokus auf den privaten Reiseverkehr, der jetzt schon drei Viertel unserer Gäste ausmacht. Zusammen soll der Anteil des Service-Geschäfts und der Punkt-zu-Punkt-Airlines am Konzernumsatz auf 40 Prozent ansteigen."
    Zu der Service-Einheit dürfte dann auch die Frachtgesellschaft Lufthansa Cargo zählen, die bisher ein eigenes Geschäftsfeld, die Logistik nämlich, ausmacht. Daneben gibt es bisher vier weitere Sparten, die Passage, das Passagierfluggeschäft also, Technik, Catering als auch Service- und Finanzgesellschaften. Lufthansa strafft also und richtet sich damit strategisch besser auf die neuen Herausforderungen im Fluggeschäft aus, sagt Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank – die Billigflieger einerseits und die Konkurrenten aus dem Mittleren Osten beziehungsweise der Türkei andererseits:
    "Die Lufthansa sollte danach in der Lage sein, fokussiertere Antworten zu geben, dass die eine Sparte eben sich speziell mit den einen beschäftigt und die andere Sparte speziell mit den anderen. Es muss oberste Priorität bleiben, eine Antwort auf die günstigeren Kostenstrukturen der Wettbewerber zu finden."
    Einigung mit den Piloten steht noch aus
    In den Auseinandersetzungen mit den Piloten ist schon deutlich geworden, dass der Fokus für das Management künftig stärker auf den wachstumsstarken Bereichen liegt, auch wenn Spohr schon im Frühjahr versicherte, der Flugverkehr im Netzwerk, also von den Drehkreuzen aus, solle Kern der Lufthansa bleiben:
    "Wir würden auch hier gerne wieder wachsen, aber letztendlich hängt das natürlich stark davon ab, welche Einigungen wir hier mit unseren diversen Partnern - Tarifpartnern, Infrastrukturpartnern, Lieferanten - erzielen können."
    Bisher steht diese Einigung zumindest mit den Piloten noch aus, auch wenn beide Seiten bald wieder in Verhandlungen eintreten werden. Die Umstrukturierung könnte vielleicht auch personelle Konsequenzen haben, wurde spekuliert. Doch darf man wohl davon ausgehen, dass sich im Vorstand allenfalls die Geschäftsverteilung ändert, aber wahrscheinlich niemand das Gremium verlassen muss. Immerhin steht Lufthansa wirtschaftlich in diesem Jahr trotz der Streiks recht gut da, das bringe etwas Erleichterung, meint Analyst Schöppner:
    "Das resultiert aus einem operativ guten Sommergeschäft, das hat der Vorstandschef ja gerade bestätigt, auf der einen Seite, und auf der zweiten Seite ist es gut für die Lufthansa, dass die Spritpreise gefallen sind, und das kommt jetzt so langsam in den Zahlen an."
    In Europa zumindest ist Lufthansa unter den traditionellen Fluggesellschaften noch recht gut da. Andere, wie Air France/KLM, beginnen gerade erst mit der Neuausrichtung.