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Neue Exzellenzstrategie
"Auf das Niveau der privaten US-Unis werden wir nicht kommen"

Aus Exzellenzinitiative wird Exzellenzstrategie: Bund und Länder wollen Spitzenforschung ab 2019 an zunächst elf Hochschulen mit einer halben Milliarde Euro jährlich fördern. Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, ist zuversichtlich, dass das deutsche Wissenschaftssystem dadurch wettbewerbsfähiger wird. Gleichzeitig dämpfte er im DLF die Erwartungen.

Horst Hippler im Gespräch mit Jörg Biesler | 17.06.2016
    Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz
    Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (dpa / picture alliance / Frank Leonhardt)
    Jörg Biesler: Die Betroffenen der Entscheidung sind die Hochschulen. Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Horst Hippler, ist ihr Sprecher. Ihn habe ich gefragt, wie zufrieden er mit dem Ergebnis ist.
    Horst Hippler: Das Wichtigste ist glaube ich, dass ein Beschluss gefasst ist, die Exzellenzinitiative vorzuführen. Darauf haben wir alle gewartet. Es hat ja eine Vorbereitungszeit gegeben, die etwas schwierig war, aber ich glaube, am Schluss kann man damit glaube ich gut leben an den Universitäten. Und wir müssen uns jetzt dieser ganzen Herausforderung stellen.
    Biesler: Es ist ja ein ganzes Paket, das beschlossen worden ist. Wir haben die Exzellenzstrategie, wir haben den Pakt für den wissenschaftlichen Nachwuchs und den für innovative Hochschulen. Die Frage ist ja aber doch: Werden denn die mit dem Paket angestrebten Ziele tatsächlich auch erreicht werden können? Nämlich die deutsche Wissenschaft konkurrenzfähiger zu machen und wissenschaftliche Karrieren in Zukunft planbarer?
    Hippler: Inwieweit diese beiden anderen Pakte diese Exzellenzinitiative oder Exzellenzstrategie ergänzen, das muss man noch sehen. Bei der Exzellenzstrategie, da sind wir glaube ich sehr zuversichtlich, dass die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wissenschaftssystems wirklich verbessert wird. Bei dem Nachwuchspakt ist ja die Frage, ob es tatsächlich gelingt, auf Dauer zusätzliche Professorenstellen zu schaffen oder nicht. Da sind aber mehr die Länder gefragt als der Bund. Und bei der innovativen Hochschule hätte ich mir eigentlich mehr gewünscht, das für die Förderung für Fachhochschulen ist, weil die Fachhochschulen doch in der Situation sind, sie haben einen Auftrag, für Forschung und Entwicklung tatsächlich zu sorgen, aber die Ausstattung ist im Moment nicht so.
    Biesler: Jetzt gibt es mutmaßlich mehr Exzellenzuniversitäten, als das ursprünglich geplant war durch das Eingreifen Hamburgs. Wir haben vorhin die Details gehört. Ist das jetzt eigentlich gut, dass es mehr Exzellenzuniversitäten geben wird, oder ist das doch auch ein bisschen eine Verwässerung des ganzen Programms?
    Hippler: Also, ich weiß nicht, ob wir über Exzellenzuniversitäten in Deutschland wirklich so reden sollten, weil, auf das Niveau der privaten amerikanischen großen Universitäten werden wir nicht kommen, dafür reicht das Geld nicht. Ich bin aber sehr zufrieden, dass sozusagen wir der verteilten Exzellenz in Deutschland ein bisschen mehr Rechnung tragen. Für die Wissenschaft ist die Säule der Forschungscluster viel, viel spannender als die Kürung von exzellenten Universitäten, weil ich glaube, jeder weiß, dass eine Universität nie in jedem Bereich und jedem Fach so wirklich exzellent ist. Dass wir einen Wettbewerb da haben, das mag ich begrüßen, und auf der anderen Seite sehe ich aber auch, dass ein solches Label, wenn es interessant ist, im Marketing.
    "Die Grundfinanzierung des deutschen Hochschulsystems ist, glaube ich, eines der größten Probleme"
    Biesler: Das bleibende Dauerthema ist natürlich die Grundfinanzierung. Es gibt ja weiterhin dann die wenigen Exzellenzuniversitäten – Sie haben es gerade gesagt –, die dann im Bundesvergleich gut ausgestattet sind, aber international ja doch eher bescheiden. Und es gibt aber auch das Gros der Hochschulen, vor allem auch der Fachhochschulen, bei denen es jetzt nicht nur bildlich gesprochen oft genug reinregnet.
    Hippler: Na ja, also, die Grundfinanzierung des deutschen Hochschulsystems ist glaube ich eines der größten Probleme. Wir haben immer mehr Studierende an die Hochschulen bekommen, aber die Grundfinanzierung hat da nicht mitgehalten. Wir haben immer mehr Drittmittel bekommen, die aber auch nicht vollkostenfinanziert sind. Insofern ist es ganz, ganz notwendig, dass die Grundfinanzierung des deutschen Hochschulsystems angepasst wird an die Herausforderungen, die da noch kommen. Schauen wir mal, wie sich das entwickeln wird. Da geht es eben auch darum, dass zum Beispiel der Hochschulpakt, der beschlossen worden ist, in der Zukunft verstetigt wird, damit man berechenbar seinen Haushalt gestalten kann für die Bearbeitung der großen Studierendenmengen.
    Biesler: Horst Hippler, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, zur Einigung von Bund und Ländern auf die Fortführung der Exzellenzförderung. Danke schön!
    Hippler: Ja, schönen herzlichen Dank!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.