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Neue Filme
Stromberg ist der Fels in der Brandung

George Clooneys neuer Film "Monuments Men" erinnert an eine Gruppe Männer, die während des Zweiten Weltkriegs nach Raubkunst der Nazis gesucht und diese sichergestellt hat. Neu ins Kino kommen auch die rumänische Produktion "Killing Time - Zeit zu sterben" und "Stromberg - Der Film".

Von Jörg Abrecht | 19.02.2014
    Szene aus "Stromberg - Der Film": Der Schauspieler Christoph Maria Herbst sitzt als Versicherungsangestellter Bernd Stromberg an seinem Schreibtisch und hebt den Finger.
    Der Schauspieler Christoph Maria Herbst als Versicherungsangestellter Bernd Stromberg. (picture alliance / dpa / Brainpool / Willi Weber)
    "Monuments Men - Ungewöhnliche Helden" von George Clooney
    "Ich soll mir ein Team suchen und in Sicherheit bringen, was noch da ist und den Rest wiederfinden."
    Eine Geschichte, an deren Anfang der von George Clooney gespielte Protagonist sein Team rekrutiert - das könnte einem bekannt vorkommen. "Sag bloß, du willst ein Casino ausräumen? - So was ist noch nie gemacht worden. Es erfordert Planung und eine große Crew." Ja, "Monuments Men", Clooneys fünfter Spielfilm, bei dem er auf dem Regiestuhl saß, weist viele Parallelen zur Krimikomödie "Ocean's Eleven" auf. Dabei dürfte die als Monuments Men bekannt gewordene Gruppe von Männern, die während des Zweiten Weltkriegs Kunstwerke vor deren Zerstörung bewahren sollte, in Wirklichkeit wohl kein Haufen witzelnder Haudegen gewesen sein, der einen Riesen-Coup landen will. So aber verkauft uns George Clooney die Sondereinheit der Monuments Men, der er hier ein filmisches Denkmal setzt.
    "Wie geht's, alter Knabe? Meine Sache ist so ein Hindernis-Parcours nicht. - So übel ist es nicht. Am Ende krabbelt man nur rum, während Kinder Platzpatronen über deinem Kopf verschießen. - Nun: Ja und nein. - Was heißt das? - Ja, es sind Kinder. Und nein - es sind keine Platzpatronen."
    Clooney changiert zwischen altmodisch-herzhaftem Kriegsabenteuer à la "Die Brücke am Kwai", einem Hauch "Indiana Jones" und pädagogisch wertvoller Geschichtslektion, die Erinnerungen weckt an Guido Knopps leicht bekömmliche Historienhäppchen.
    "Man kann Menschen einer ganzen Generation auslöschen. Man kann ihre Häuser niederbrennen, aber irgendwie kommen sie wieder zurück. Aber vernichtet man ihre Errungenschaften, ihre Geschichte, ist es, als hätten sie nie existiert. Wie Asche, die verfliegt. Das will Hitler erreichen. Und genau das dürfen wir nicht zulassen."
    Im Kern reduziert sich das auf die Frage: Warum sein Leben für Kunstwerke riskieren angesichts von Millionen Toten? Bei der Beantwortung dieser Frage aber begnügt sich George Clooney mit pathetisch vorgetragenen Sätzen, während das Team bei der Rettung des Abendlandes durch halb Europa poltert und dabei die Geschichte klittert.
    "Monuments Men - Ungewöhnliche Helden" - enttäuschend.
    "Killing Time - Zeit zu sterben" von Florin Piersic Jr.
    "Wie viele Kugeln? - Sechs. Ich vermute, ich habe keine Chance."
    Minutenlang verharrt die Kamera auf dem Gesicht eines Mannes. Es sind seine letzten Worte, die er an den Auftragskiller richtet. Der wird ihn nur wenig später erschießen. Schon die Eröffnungssequenz des rumänischen Films „"Killing Time" versetzt den Zuschauer in Tiefschlaf. Aus dem wird er dann kurzfristig wieder herausgerissen, wenn sich zu dem einen Auftragskiller noch ein zweiter gesellt und beide sinnloses Zeugs von sich geben, während sie auf ihr nächstes Opfer warten.
    "Sag mal, was glaubst du, wer ist der geilste Superheld von allen? - Spider-Man. - Nein. - Doch. Batman ist der Geilste. Batman hat eine geile Mühle. Spider-Man kann noch nicht mal fahren. - Spider-Man braucht kein Auto. - Jeder braucht ein Auto. Darum geht es jetzt aber gar nicht."
    Nicht nur jetzt - ganze 100 Minuten lang geht es um nichts in diesem bedauernswerten Tarantino-Abklatsch, der wie abgefilmtes Laientheater aussieht. Was dieser von Regisseur Florin Piersic Jr. verzapfte Murks im Kino verloren hat, ist ein Rätsel.
    "Killing Time - Zeit zu sterben" - ärgerlich.
    "Stromberg - Der Film" von Arne Feldhusen
    "Mein Name ist Bernd Stromberg. Hier in meiner Schadensregulierung sorge ich dafür, dass der Spaß bei der Arbeit nicht zu kurz kommt."
    In der Abteilung für Schadensregulierung der Capitol Versicherung, also dort, wo der größte Teil der 46 "Stromberg"-Folgen im Fernsehen gespielt hat, beginnt auch die Handlung des "Stromberg"-Kinofilms. Das 50-jährige Firmenjubiläum steht vor der Tür, als Bernd Stromberg durch Zufall erfährt: Seine Niederlassung wird geschlossen.
    "Ja, Capitol macht dicht. Erfährst du vom Hausmeister. Aber so ist das. Eine Firma ist wie eine Ehefrau. Die fickt dich, wenn du gar nicht mehr damit rechnest."
    Den schon in der Serie genialen Einfall, dass sämtliche Szenen die Aufnahmen eines Fernsehteams sind, das den Büroalltag von Stromberg und seinen Kollegen filmt, setzt Regisseur Arne Feldhusen jetzt im Film konsequent fort.
    "Wobei man schon sagen muss: Der Türke an sich ist eine Risikogruppe. Für einen Türken kannst du auch gleich drei Vietnamesen versichern. Das ist Fakt."
    In einer Zeit, in der jedes öffentlich ausgesprochene Wort auf die Goldwaage gelegt wird, ist Bernd Stromberg der Fels in der Brandung. Ein würdiger Nachfolger von Wolfgang Menges "Ekel Alfred". Political Correctness schert ihn nicht. Der sezierende Blick auf den Büroalltag einer Belegschaft mit dem Meister des schlechten Wortspiels und Herrenwitzes im Zentrum ist eine Sternstunde des deutschen Humors. Auch in Spielfilmlänge.
    "Stromberg - Der Film" - herausragend.