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Neue Formen im Kinder- und Jugendtheater

Das Frankfurter Autorenforum ist eine Fachtagung, die es so nur einmal in Deutschland gibt. 120 Theatermacher, Regisseurinnen, Dramaturgen, Verlagsleute und eben auch Autoren kommen zusammen.

Von Konrad Pohl | 05.12.2010
    Aus ganz Europa kommen die Teilnehmer. Zum Beispiel aus Graz in Österreich Martin Horn & Nadja Brachvogel.

    "Wir halten Ausschau nach neuen Stücken."

    "Zum einen bekommt man komprimiert alle neuen Stücke zu Gehör. Ganz kompakt, die jetzt anstehen. Ansonsten müsste man sich durch ein Meer von Stücken durchlesen. Das andere ist, dass man die gesamte Kinder- und Jugendtheaterszene des deutschsprachigen Raums treffen und sprechen kann. Also auch zum Plaudern sehr angenehm."

    Mit ihrem Theater Mundwerk haben die beiden Theatermacher schon mehrere Preise abgeräumt. Und um Preise geht es auch in Frankfurt auf dem Autorenforum.

    Alle zwei Jahre werden hier der Deutsche Kinder- und der Deutsche Jugendtheaterpreis vergeben. Und bevor es Preise gibt, werden die Finalisten vorgestellt. Dieses Jahr vom Schauspieler Michael Goldberg.


    Was Sie hören, ist ein Ausschnitt aus dem Kinderstück "Verschwunden" vom britischen Autor Charles Way. Im Kern wird hier das Märchen von Hänsel und Gretel neu erzählt.

    "Verschwunden" von Charles Way. Es hat in diesem Jahr die Jury überzeugt und bekommt den Deutschen Kindertheaterpreis. Was meinen die Theatermacher aus Österreich?

    Preisträger in der Sparte Jugendtheater ist dieses Jahr ein Autor aus Düsseldorf. Martin Baltscheit. Sein Stück heißt "Die Besseren Wälder" und ist, kurz gesagt, eine Geschichte von einem Wolf im Land der Schafe. Es geht um Fremd-Sein.

    "Die besseren Wälder" von Martin Baltscheit liegt auch, sozusagen stilistisch im Trend. Das erklärt die Lektorin des Stücks vom Verlag für Kindertheater, Juliane Lachenmayer

    "Das es um das erzählen geht. Und um die Weise, wie erzählt werden kann. Und auch um sowas wie die Rückkehr des Erzählens. Es gab jetzt hier bei den Jugendstücken kein einziges, das Jugendgewalt thematisiert hat. Das war noch vor einigen Jahren ganz anders. Und jetzt gibt es doch eher wieder politische Texte."

    Ein Trend, der dagegen so gut wie ausgestorben und bei den meisten Machern ziemlich unbeliebt ist, das ist

    "In der Pubertät unterstützend zu werden."
    Sagt Gerd Taube, vom Kinder und Jugendtheaterzentrum in der Bundesrepublik Deutschland. Dem Gastgeber des Forums.
    "Und da ist ja so eine Kultur/solche Texte daraus entstanden, dass diese Probleme als Defizite der Jugendlichen beschrieben werden. Und das ist keine künstlerische Haltung. Sondern dass ist eher so ne pädagogische Haltung, die da hinter steht."
    Allerdings, was sich wohl niemals ändern wird. Das ist, dass es für Kinder- und Jugendtheater zwei Drittel weniger Geld gibt als für das Theater der Großen.

    "Müsste man die Intendanten fragen. Man hat ja in den letzten Wochen beobachten können, dass ein Klaus Schumacher, künstlerische Leite des jungen Schauspielhauses in Hamburg seinem Kultursenator erklären musste, dass Ki Ju Theater genauso viel Geld kostet wie Theater für andere Menschen. Ich glaub das ist das Grundmissverständnis, dass man glaubt: Kinder sind kleiner, die brauchen auch nur die Hälfte oder so. Von daher kommt diese Diskrepanz. Letztlich wirft das auch ein Zeichen darauf, was unsere Gesellschaft von Kindern und Jugendlichen hält."
    Immerhin, drei Tage lang steht Theater für Kinder und Jugendliche in Frankfurt auf Platz Eins. Und die Macher, die hier zusammenkommen, wissen sowieso, warum sie sich für diese Sparte entschieden haben.