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Neue Premierministerin
Theresa May und die Kissing Hands

Die Queen wird heute Theresa May zur neuen Premierministerin des Vereinigten Königreichs ernennen. Vor ihr liegen eine Menge Aufgaben – in erster Linie muss sie den Brexit umsetzen, für den eine Mehrheit der Briten Ende Juni gestimmt hat. Die zweite Aufgabe ist nicht weniger groß: Sie muss ihr Land und ihre Partei wieder zusammenführen.

Von Jens-Peter Marquardt | 13.07.2016
    Theresa May geht lachend am Zaun eines Gebäudes vorbei
    Theresa May vor ihrem künftigen Zuhause, Downing Street No. 10: Heute wird die Queen sie zur neuen Premierministerin ernennen. (imago / i Images)
    "Ich denke, dass sie jetzt eine Menge zu tun hat. Sie muss noch stärker sein als Margaret Thatcher es war."
    So dieser Passant auf dem Parliament's Square in London. Sie – das ist Theresa May, die Brexit-Premierministerin, die jetzt schneller ins Amt kommt als noch Anfang der Woche erwartet. Statt im September wird die 59-Jährige jetzt schon heute Nachmittag in die Downing Street einziehen.
    Vorher aber gibt es noch Kissing Hands bei der Queen im Buckingham-Palast. Elisabeth II. ernennt dort die neue Vorsitzende der größten Partei im Unterhaus, der Konservativen, zur Regierungschefin. Früher haben die angehenden Premierminister dabei tatsächlich die Hand des Monarchen geküsst, als Zeichen der Unterwerfung und der Loyalität zur Krone. Doch heutzutage wird das Kissing Hands nicht mehr so wörtlich genommen, die Hände der Königin bleiben ungeküsst. Es ist heute eher ein Handschlag, der die Ernennung besiegelt – trotzdem heißt die schlichte Zeremonie immer noch Kissing Hands.
    Keine Abstimmung im Parlament
    Die Ernennung kann aber erst am Nachmittag stattfinden. Denn die Queen hat die Nacht auf ihrem Landsitz Sandringham verbracht. Und auf dem Weg zurück nach London muss sie in Cambridge noch einen neuen Hubschrauber-Hangar eröffnen, dort, wo ihr Enkel, Prinz William, als Rettungspilot arbeitet.
    Gegen eins wird Elisabeth II. im Buckingham Palast eintreffen – dann kommt erst einmal David Cameron, direkt nach seiner letzten Fragestunde im Parlament, zum Abschiedsbesuch. Er wird Theresa May als seine Nachfolgerin vorschlagen, die Queen wird das natürlich akzeptieren, May wird zu ihr in den Palast kommen – Kissing Hands. Großbritannien hat dann eine neue Regierungschefin, eine Abstimmung im Parlament gibt es nicht.
    Dieser Student, Wähler der Konservativen, hat beim Referendum für den Austritt des Landes aus der EU gestimmt. Er meint, dass Theresa May die Richtige sei, um das Land wieder zusammen zu führen.
    Keine Versuche, in der EU zu bleiben
    Die Pastorentochter May hat angekündigt, eine soziale Konservative an der Spitze der Regierung zu sein. Sie wolle eine Politik betreiben, die nicht nur den wenigen Privilegierten nütze. Sie hat auch angekündigt, das Ergebnis des EU-Referendums zu akzeptieren, den Willen des Volkes umzusetzen.
    "Brexit means Brexit."
    Brexit bedeute auch Brexit, sie werde daraus einen Erfolg machen, es werde keine Versuche geben, in der EU zu bleiben, so May am Montag unter dem Beifall ihrer Anhänger.
    Nicht jeder ist davon überzeugt, dass jetzt alles gut wird. Diese junge Frau meint, man müsse erst einmal abwarten, wen die neue Premierministerin in ihr Kabinett berufe. Vorher könne man nicht sagen, ob sie eine Politikerin der Mitte oder eine der üblichen Konservativen sei.