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Neue Strecken, höhere Preise
Deutsche Bahn ändert den Fahrplan

Der Ticketkauf an Bord wird teurer – mit dem Fahrplanwechsel verlangt die Deutsche Bahn künftig 19 Euro. Auch die Bahncard 100 und Streckenzeitkarten kosten mehr – nämlich 2,9 Prozent. Stabil bleiben dagegen die Bahncard 25 und 50 sowie die Sparpreise.

Von Philip Banse | 07.12.2018
    Ein moderner ICE steht im Hauptbahnhof München
    Auf der Schnellstrecke Berlin München sind künftig mehr Züge unterwegs (imago stock&people)
    Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag nimmt die Deutsche Bahn neue Infrastruktur in Betrieb: Die gut acht Kilometer lange "Neufahrner Kurve" bei München etwa, die 55 Kilometer in Sachsen zwischen Knappenrode und Horka oder den komplett sanierten und erweiterten Berliner Regionalbahnhof Ostkreuz, den Bahnchef Richard Lutz mit Dixie-Band eröffnete.
    "Der Fahrplanwechsel am Sonntag steht wieder für mehr Wachstum und bessere Mobilität für die Menschen in diesem Land." So wird die Bahn mehr Züge einsetzen und wichtige Strecken öfter befahren.
    "Gerade hier in Berlin für die Verbindung nach München: Wir werden zusätzliche Sprinterzüge jeden Tag anbieten, weil wir mittlerweile eine Verdopplung der Fahrgastzahlen haben, zusätzliche Nachfrage und die möchten wir gern bedienen mit einem attraktiven Angebot."
    Pünktlichkeit als größtes Problem aus Kundensicht
    Ab Sonntag wird jeden Tag ein Zug direkt von Berlin nach Wien fahren. Zwischen Düsseldorf und Stuttgart werden ab Sonntag jeden Tag sechs Züge mehr fahren als heute. Der große ICE4 mit 830 Plätzen wird öfter eingesetzt, um die gestiegene Nachfrage zu bedienen. Auf der wichtigen Regionalbahnstrecke von West nach Ost zwischen NRW und Gera fahren mehr IC-Züge und alte IC-Züge werden peu a peu durch neue komfortablere IC-2-Züge ersetzt.
    "Zum Fahrplanwechsel wird es einige neue Verbindungen geben, das ist gut. Beispielsweise eine neue Direktverbindung zwischen Berlin und Wien. Das heißt, auch die internationalen Verbindungen werden langsam besser."
    Sagt Philipp Kosok, Bahnexperte beim Verkehrsclub Deutschland, einer Nicht-Regierungsorganisation, die sich für eine Stärkung der Bahn einsetzt. Der Verkehrsclub Deutschland hat Bahnkunden befragt, wie sie die Leistung der Deutschen Bahn beurteilen.
    "Die Fahrgäste sagen, dass sie derzeit nur mäßig zufrieden sind mit der Deutschen Bahn. Das größte Qualitätsproblem ist die Pünktlichkeit. Die bekommt gerade mal eine Schulnote 3,1. Das ist nicht zufriedenstellend. Da muss die Deutsche Bahn tatsächlich in den kommenden Jahren deutlich besser werden."
    Im Fernverkehr kommen von zehn Zügen immerhin drei Züge mit einer Verspätung von mehr als fünf Minuten an. Diese Pünktlichkeits-Quote von 70 Prozent liegt weit unter seinen Zielen, gibt Bahn-Chef Richard Lutz zu:
    "Und der Schlüssel, um da rauszukommen ist wirklich das Schaffen zusätzlicher Kapazität in der Infrastruktur, mit zusätzlichen Fahrzeugen und auch mit zusätzlichem Personal. Da gehen wir ran. Wir stellen so viel Leute ein wie noch nie, in diesem Jahr über 24.000. Es werden mehr als 20.000 in den nächsten Jahren. Wir haben Fahrzeuge bestellt. Wir haben über 7 Milliarden Fahrzeugbeschaffung vor im Fernverkehr, mit dem ICE4 angefangen. Und wir werden da sukzessive die Infrastruktur auch ausbauen müssen, um diese hohe Nachfrage mit guter Betriebsqualität abfahren zu können."
    Informationen zu Verspätungen nicht immer synchron
    Spürbar mehr pünktliche Fernzüge, das wird noch Jahre dauern, weiß auch Philipp Kosok, der Bahnexperte beim Verkehrsclub Deutschland. Umso mehr müsse die Bahn ihre Fährgäste besser informieren – die beliebte Bahn-App sei nur ein erster, richtiger Schritt:
    "Fahrgäste, die heute den DB Navigator benutzen, die fühlen sich meistens ziemlich gut informiert und sind zufrieden. Es gibt aber immer noch das Problem, dass teilweise die Informationen auf der Anzeigetafel am Bahnsteig nicht dieselben sind wie ich sie in der App sehe, nicht dieselben sind wie ich sie in der Durchsage höre. Da muss die Deutsche Bahn dringend dafür sorgen, dass die Informationen hier synchron werden."
    Bahn-Chef Lutz sagt: Die Informationen lagerten bei der Bahn noch in zu viel unterschiedlichen IT-Systemen und seien daher oft nicht einheitlich, manchmal widersprüchlich:
    "Auch da haben wir jetzt nachgesteuert und da sind wir zutiefst überzeugt, dass es in den nächsten ein, zwei Jahren deutlich besser wird."