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Neue Vizechefin der IG Metall
Hartnäckigkeit und Kompromissbereitschaft

Es ist eine Premiere: Zum ersten Mal ist eine Frau zur Vize-Chefin der Gewerkschaft IG Metall gewählt worden. Christiane Benner hat in den kommenden vier Jahren viel vor. Doch was sind ihre Pläne? Und wer ist Christiane Benner?

Von Claudia Wehrle | 20.10.2015
    Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, beim Gewerkschaftstag in Frankfurt.
    Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall, beim Gewerkschaftstag in Frankfurt. (picture alliance / dpa / Alexander Heinl)
    Dass sie einmal zweite Vorsitzende der IG Metall werden würde, zweite Vorsitzende der größten Industriegewerkschaft der Welt, das hätte sich Christiane Benner zu Beginn ihres Berufslebens nicht vorstellen können. Ehrgeizig - ja, das war sie, von Anfang an, neugierig auch und voller Energie und Tatendrang. Und es war ihr immer wichtig, sich für die Belange von Beschäftigten einzusetzen, für "gute Arbeit" eben:
    "Mich macht Ungerechtigkeit rasend. Mag ich nicht, kann ich nicht ertragen."
    Nach ihrem Abitur im südhessischen Bensheim wollte Benner zunächst etwas Praktisches tun. Sie wurde Fremdsprachenkorrespondentin beim Darmstädter Maschinenbauer Carl Schenk AG und engagierte sich schon bald im Betriebsrat.
    "Also von daher ist es so, mein Herzblut ist sozusagen richtig über die Jugendarbeit entstanden. Und die anderen Themen Gleichstellungsfragen, Frauenfragen, die sind dann stärker dazugekommen, weil ich irgendwo mit Ingenieurinnen und Ingenieuren gemerkt habe, da ist irgendwas nicht in Ordnung. Warum hat eine Ingenieurin nach drei Jahren Berufstätigkeit 19 Prozent weniger Entgelt als ein Ingenieur, der gerade eingestiegen ist. Darüber hat sich das so entwickelt. Also ich brenne für die IG Metall."
    "Es war kein Spaziergang"
    Doch Christiane Benner wollte noch andere Bereiche kennenlernen. Sie wollte raus in die Welt. Studierte Soziologie. Erst in Marburg. Später in Chicago und in Frankfurt. Auf die Frage, wie sie ihren Weg an die Spitze bei der IG Metall empfunden habe lächelt sie:
    "Es war kein Spaziergang. Aber ich glaub, wenn man Richtung Spitze will, dann ist das auch nicht ganz einfach."
    Ausdauer brauche man dazu... "auch so eine Hartnäckigkeit. Aber auch eine große Fähigkeit, Kompromisse schließen zu können. Und sozusagen so abzuwägen und wie kann ich am Ende für alle zu einer guten Lösung kommen."
    In den kommenden vier Jahren hat Christiane Benner viel vor: Sie will die moderne Arbeitswelt mit gestalten. Dazu gehört unter anderem gute Arbeitsbedingungen zu schaffen für die immer größer werdende Schar der "Clickworker", also für jene, die ihre Arbeitsaufträge über Online-Plattformen erhalten. Ihr geht es aber auch um die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben. Für sie selbst wird das bedeuten: Lange Arbeitstage. Viel unterwegs sein. Gespräche führen.
    "Ich hab sehr gute Unterstützung durch meine Familie, durch meinen Mann, durch meinen großen Neffen. Also ich hab´ einfach sehr viele IG Metall-Fans. Die sind zwar nicht organisiert und kommen auch überhaupt nicht aus dem IG Metall-Umfeld, aber die finden es gut, was ich da mache. Von daher kann ich mir da der Unterstützung auf jeden Fall sicher sein. Und ich hab ja auch wirklich ein gutes Team um mich herum bei meiner Arbeit."
    "Wandel positiv begreifen"
    Woher sie die Kraft nimmt für all ihre neuen Projekte - Christiane Benner muss da nicht lange überlegen.
    "Ich glaube aus der Überzeugung, dass Dinge gestaltbar sind und Dinge veränderbar sind. Und dass Geschichte von Menschen gemacht wird."
    Und das bedeutet für die IG Metall: wandlungsfähig sein. Mehr noch
    "Das heißt alle mitzunehmen. Wandel positiv zu begreifen und nicht als Bedrohung zu begreifen. Das würde ich mir wünschen und das möchte ich gerne hinbekommen."