Donnerstag, 28. März 2024

Archiv


Neuer Chef bei Skandal-Bank Barclays

Die britische Barclays Bank war die Erste, bei der Manipulationen am Libor-Zinssatz bekannt wurden. Nach dem Skandal wurde Spitzenmann Bob Diamond ausgewechselt. Sein Nachfolger soll nun in Englands drittgrößter Bank aufräumen. Er kommt allerdings nicht von außen.

Von Friedbert Meurer | 30.08.2012
    Das personelle Revirement an der Spitze ist jetzt vollzogen: Nachdem mit David Walker bereits ein neuer Verwaltungsratsvorsitzender gefunden ist, übernimmt nun Antony Jenkins den Posten als Vorstandschef. Es ist ein Aufstieg innerhalb der Bank und damit überraschend eine interne Lösung: Jenkins leitete bislang das Privatkundengeschäft von Barclays. David Walker kam von außerhalb, der Amerikaner arbeitete für Morgan Stanley International und hatte für die Labour-Regierung unter Premierminister Gordon Brown eine Untersuchung zum britischen Bankensystem geleitet. Beide, Jenkins und Walker, sollen jetzt Wege finden, um die drittgrößte Bank Großbritanniens aus der tiefsten Krise ihrer Geschichte zu steuern.

    Antony Jenkins, 51 Jahre alt, kennt Barclays aus dem ff. Wohl mit ein Grund für Walker, ihn an die Spitze des Unternehmens zu befördern. Ein Insider soll aufräumen und für eine neue Unternehmenskultur sorgen. Jenkins fing 1983 bei Barclays an. Nach einem vorübergehenden Wechsel zur City-Bank übernahm er die Führung von Barclaycard. Jede fünfte Kreditkarte in Großbritannien ist eine Barclaycard. Zuletzt leitete er das Privatkundengeschäft und die Unternehmensfinanzierung von Barclays. Jetzt als Vorstandsvorsitzender steht Jenkins vor enormen Herausforderungen, auf die er sich auch gerne mit Rock-Musik einstellt, wie er einmal bekannte:

    "Um mich vor einem wichtigen Meeting in Stimmung zu bringen, schalte ich Rockmusik an. Wenn ich aber über die Lösung von Problemen nachdenken will, dann höre ich etwas Ruhiges, Jazz oder Klassik."

    Vermutlich wird er oft Musik hören dürfen. Sein Vorgänger Bob Diamond hat ihm den Skandal um die manipulierten Libor-Zinssätze hinterlassen. Jenkins muss sich dabei mit einem weitaus geringeren Salär als Diamond begnügen: Der neue Barclays-Chef erhält 1,4 Mio. Euro Gehalt pro Jahr, mit Boni und Anteilsscheinen könnten daraus am Ende aber gut zehn Millionen. Euro werden, heißt es. Nichts jedoch gegen Diamonds Großverdienst: Jenkins Vorgänger kassierte letztes Jahr über 25 Millionen Euro.

    Überdies hat jetzt die britische Betrugsbehörde Ermittlungen gegen Barclays aufgenommen. Dabei geht es nicht um die Libor-Affäre, sondern um zweifelhafte Investmentgeschäfte mit Anlegern aus dem Golfstaat Qatar. Barclays soll versteckte Gebühren an Qatar Holding gezahlt haben in Höhe von etwa 130 Millionen Euro. Die Holding ist indirekt selbst mit knapp sieben Prozent der größte Anteilseigner von Barclays.

    In einem Brief an die Mitarbeiter betont der neue Barclays-Chef, man habe eine Verpflichtung gegenüber allen Anteilseignern, den Kunden und der britischen Gesellschaft. Jetzt bestehe die einmalige Gelegenheit, das Ansehen und den Ruf von Barclays wiederherzustellen. Das aber werde dauern, es gebe viel zu tun,