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Neuer Eurogruppen-Chef
Wahl mit Symbolwert

Die Eurogruppe hat Portugal während der Eurokrise gerettet. Jetzt steht mit Mario Centeno ein Portugiese an ihrer Spitze. Der 50-Jährige könnte für die EU vor allem eines werden: ein Brückenbauer zwischen den verschiedenen finanzpolitischen Lagern in der EU. Schon jetzt sind seine Kollegen voll des Lobes.

Von Ralf Sina | 05.12.2017
    Der portugiesische Finanzminister Mario Centeno während des Treffens der Eurozone in Brüssel.
    Der neue Chef biete die besten Voraussetzungen dafür, dass die Eurogruppe ihre Aufgaben auch in Zukunft erfolgreich durchführen könne lobt Peter Altmaier Mario Centeno (dpa-Bildfunk / Thierry Monasse)
    Die Freude auf seinen Dienstbeginn im Januar ist dem neu gewählten Eurogruppen-Chef anzuhören. Der portugiesische Finanzminister Mario Centeno setzt auf die Suche nach dem Konsens in der 19-köpfigen Eurogruppe. In diesem Punkt will der portugiesische Sozialist die Tradition seines niederländischen Vorgängers Jeroen Dijsselbloem fortsetzen.
    Nach Ansicht des zukünftigen Eurogruppenchef hat Europa wegen seiner zur Zeit hervorragenden Wirtschaftslage eine einmalige Chance. Nämlich die Volkswirtschaften und Gesellschaften besser zu rüsten. Im Eurokrisenland Portugal ist das Mario Centeno mit einer Doppelstrategie gelungen: Einige Sparmaßnahmen nahm er zurück. Gleichzeitig bestand der Fünfzigjährige aber darauf, dass die EU-Vorgaben für den portugiesischen Staatshaushalt eingehalten werden.
    Mit Erfolg: Portugals Wirtschaft wuchs 2017 stärker als in den letzten zehn Jahren. Weshalb ihn EX-Finanzminister Wolfgang Schäuble mit dem portugiesischen Fußball-Star Ronaldo verglich. Und auch Schäubles geschäftsführender Nachfolger im Amt des Finanzministers Peter Altmaier sieht in Centenos Wahl
    "Auch eine Anerkennung für die harten und erfolgreichen Reformen die Portugal unternommen hat um wieder dem Stabilitäts- und Wachstumspakt zu genügen."
    Wahl mit Symbolwert
    Die Eurogruppe hat Portugal während der Eurokrise gerettet, jetzt steht ein Portugiese an ihrer Spitze- eine Wahl mit Symbolwert.
    Obwohl noch keine neue Regierungskoalition in Sicht ist, hat Peter Altmaier den neuen Eurogruppenchef für Januar bereits nach Berlin eingeladen "um dort über die gr0ßen Zukunftsfragen zu sprechen die wir im Bereich des Euro und der Bankensicherung haben."
    Nicht mehr als ein unverbindliches Brainstorming
    Mehr als ein unverbindliches Brainstorming kann dieses Treffen des Eurogruppenchefs mit der geschäftsführenden Bundesregierung nicht werden. Es geht um die Frage, wie sich die Euro-Finanzminister zu der Idee von Macron und Juncker, den Präsidenten Frankreichs und der EU-Kommission verhalten den Posten eines EU-Finanzministers zu schaffen. Und zu der Idee der EU-Kommission, den Job des Eurogruppenchefs mit dem des EU-Währungskommissars zu vereinen. Ein Vorschlag, den die Mitgliedsstaaten ablehnen. Denn der Eurogruppenchef hätte dabei eine Doppelfunktion: Als EU-Kommissar wäre er an Vorschlägen beteiligt über welche unter seinem Vorsitz die Eurogruppe abstimmen würde.
    Der neue Chef biete die besten Voraussetzungen dafür, dass die Eurogruppe ihre Aufgaben auch in Zukunft erfolgreich durchführen könne lobt Altmaier Mario Centeno der für die portugiesische Zentralbank arbeitete bevor er 2015 Finanzminister wurde.
    Der grüne Europaparlamentarier Sven Giegold sieht in Centeno einen Anti-Schäuble unter Europas Finanzministern weil der Portugiese nicht nur gespart, sondern auch investiert habe. Schäuble und Altmaier wiederum sind fasziniert von dessen Sanierungserfolgen.
    Was zeigt, dass der neue Eurogruppenchef offenbar wirklich ein Brückenbauer zwischen den verschiedenen finanzpolitischen Lagern in der EU werden könnte.